Sigmund Freud, eine Psychoanalyse  von Frank Sacco

Vorwort Müller: Frank Sacco firmiert als Mitglied der ev.-luth. Kirche und der Niedersächsischen Ärztekammer, als Internist, Psychotherapeut und Analytiker der Psychoanalytiker. Provokativ unternimmt er eine Psychoanalyse von Sigmund Freud, ausgerichtet an der Frage: Was führte nun die Psychiatrie in den größten Kunstfehler ihrer Geschichte, der autistoiden Schweigsamkeit in Religionsdingen ihren Patienten gegenüber?  Dafür möchte er den  Begriff „Glaubensirrtum“  in die psychiatrische Nomenklatur einführen. Das Motto, das sich durch Saccos Analytiker-Texte zieht: Androhung von Folter stellt bereits Folter dar (Bild: Greyerbaby, pixabay).

Sigmund Freud, eine Psychoanalyse von Frank Sacco

Bemerkenswert sind Gespräche, die Jung mit Freud führte. Sie haben sich ja beide „überkreuz“ analysiert. Freuds väterlicher Lehrmeister Breuer, Jung und viele andere verstanden nicht die Wertigkeit, die Freud der Sexualität gab. Die Sexualtheorie, so Freud zu Jung, sei „das Allerwesentlichste. Sehen Sie, wir müssen daraus ein Dogma machen, ein unerschütterliches Bollwerk… Gegen die schwarze Schlammflut des Okkultismus“, so Freud. Jung: „Offenbar wollte er mich zu einer gemeinsamen Verteidigung gegen bedrohliche unbewusste (religiöse, philosophische, der Verf.) Inhalte anwerben“. Jedes Dogma ist ein Schutzwall gegen eine dahinter stehende Angst.

Freud deutete Krankheiten als sexuell bedingt, da er nicht den Schritt wagte, sie als religiös entstanden zu interpretieren. Er ging demnach den Weg des geringeren Widerstandes. Jung deutete das mit Recht als „Flucht“. Analytisch liegt eine sog. „Verschiebung“ vor: Es macht weniger Angst und ist  unverfänglicher, der Sexualität die Schuld zu geben als seiner Religion oder gar „seinem Gott“. Freud hatte, so Jung, Nietzsche nie gelesen. Der Denker wird ihm zu nahe gewesen sein. Jener hatte mit den drei Worten „Gott ist tot“ seinen Gott getötet und Freud hatte seine drei Worten „Religion ist Wahn“ dasselbe getan. Hier war er sehr mutig und ging bis an seine wirklichen Grenzen – und noch darüber hinaus. Erklären sich über eine hieraus entstandene Gottangst Freuds zahlreichen Ohnmachten? Ich startete eine Google-Analyse: Zielwörter: Sigmund Freud Ohnmachten.

Die spektakulärste fand statt während des Psychoanalytischen Kongresses in München 1913 (nach Jungs älteren Schriften fälschlich 1912). Der Vortragende Jung erklärte gerade, Pharaonensöhne hätten regelmäßig ihre Väter, also Götter entmachtet bzw. getötet, um sich dann selbst zu einem Gott zu machen. Aber sie hätten dabei keine neue Religioninauguriert. „In diesem Augenblick ist Freud ohnmächtig vom Stuhl gesunken“, so Jung. Was war passiert? Auch Freud hatte Jahwe abgeschafft („getötet“), ohne eine neue Religion zu inaugurieren. Analytisch ist das kein Zufall. Sicher hat Freud wie auch Nietzsche erhebliche Schuldgefühle gehabt. Die ägyptischen Vatermorde seien keine ödipalen, sondern religiöse Akte, äußerte der Vortragende Jung. Freud wird aus Höllenängsten „wie tot“ zusammengesunken sein. Auch Jung deutet es so: „In beiden Fällen ist die Phantasie vom Vatermord gemeinsam.“ Nur: Vatermord ist hier in beiden Fällen  Mord nicht etwa am leiblichen Vater sondern am eigenen Gott der Kindheit, an „Gott-Vater“.  Freud wollte in der Analyse nicht begreifen, dass Gott der „eigentliche“ Vater, der Übervater  ist, so Jung. Das ist auch der heutigen Psychiatrie bisher nicht aufgefallen. Über die Ursache seiner zahlreichen Ohnmachten schrieb  Freud in seinen Briefen an Jung: „Also ein Stückchen Neurose, um das man sich doch kümmern sollte“. Hier hat Freud etwas sehr untertrieben.

Der von Jung geschilderte ägyptische Gottesmord erinnerte Freud also an seinen jüdischen. War diese Ohnmacht nun „Zufall“? Nein. Der Münchener Ohnmacht waren Bewusstlosigkeiten (unter identischen thematischen Bedingungen) 1912 ebenfalls in München und im Bremer Essighaus 1909 vorausgegangen. Jung berichtete über Moorleichen im unter einer riesigen Kirche liegenden Bremer Bleikeller, wie fast lebendfrisch erhalten sie doch seien. Vorher hatte man die Kirche und die vielen Gläubigen besichtigt, die Gott, wie Freud bemerkt haben dürfte,  als Glaubensgewissheit, als Faktum ansahen.  „Was haben sie denn mit diesen Leichen!“, rief der sehr erregte Freud aus und wurde prompt besinnungslos. Dass Freud eine „Leiche im Keller hatte“, war allen unverkennbar. Die „tiefenpsychologische“ Lehrmeinung besteht bis heute nun darin, dieser „Getötete“ sei Jung, dem er als seinem  Rivalen unbewusst den Tod gewünscht habe. Jung starb jedoch eines natürlichen Todes. Die zweite Variante der Tiefenpsychogen:  Freud habe seinem Bruder Julius, der als Säugling an Tuberkulose starb, den Tod gewünscht. Freud hätte, als damals Einjähriger (!), Schuldgefühle bekommen. Er habe Julius „vergiftete Muttermilch“ gewünscht.

Nun ist es aber keine juristische oder eine sonstige Schuld, seinem einjährigen Bruder, selbst noch einjähriges Kleinkind, den Tod zu wünschen. Es ist etwas Harmloses und völlig Natürliches. Nur eine verrückte Religion überhöht so etwas erbarmungslos zur höllenwürdigen Sünde. So milchtief muss Tiefenpsychologie also gar nicht abtauchen! Die erste Variante setzt den Glauben an einen Gedanken lesenden Gott voraus, der diese Gedanken beurteilt und bestraft. Jahwe bestraft aber derartige Gedanken nicht. Erst unser Christengott kam auf den skurrilen Gedanken des Gedankenbestrafens.

Die richtige Interpretation liegt jedoch so nah. Freud selbst interpretiert seine Ohnmachten doch durchaus fachgemäß: „Die regelmäßige Reaktion auf den Tod einer nahe stehenden Person ist doch die Selbstbeschuldigung, das man diesen Tod mitverursacht hat“ (Freud 1933,S. 553). Nun: Freud verursachte weder Jungs Tod, noch den seines Bruders. Seine ihm nahestehende Leiche im Keller hieß „Jahwe“. Der blieb im Unbewussten Freuds so lebend frisch bzw. zwitterhaft wie eine Mumie. Seine Ohmachten hätten „den Wert einer Bestrafung“, so Freud. Sie waren seine masochistische Strafe für den „Gottesmörder“ Freud, einen „Mörder aller Mörder“ nach Nietzsche. Freud fühlte sich schuldig und sah sich bestraft. Er hatte die größte aller „Sünden“ begangen, die ein Jude begehen kann. Und wenn es doch so war, dass Freud wegen seines Brudermordes, der keiner war, unbewusste Schuldgefühle hatte? Dachte dann nicht sein Unbewusstes, wegen dieses „Mordes“ in die Hölle der Juden, das ewige Gehinom zu müssen?

Doch es kam noch härter für Sigmund Freud: Religionspsychologisch war er eigentlich durch den Einfluss seines Kindermädchens zusätzlich bzw. eher „katholisch“. Er wuchs bireligiös auf und mordete also drei Götter: Jahwe, Jesus und den Vater Jesu. Vater und Mutter Freud hatten ihn in Glaubensdingen nicht exzessiv beeinflusst. Seine Mutter erinnerte Freud aber an sein Kindermädchen: „Sie hat dich in alle Kirchen getragen; wenn du dann nach Hause gekommen bist, hast du gepredigt und erzählt, wie der liebe Gott macht.“ Nun, lieb war und ist dieser „Gott“ nun so gar nicht. Der kleine Sigmund war nach seinen Kirchenbesuchen dem grausamsten aller bisher bekannten ca. 8 Millionen Götter ausgeliefert: Unserem Bibelgott. Der droht im Neuen Testament unseren erschreckten Kindern zwölfmal mehr mit einer Feuerhölle als der viel harmlosere Jahwe. Er trieb letztlich „den Katholiken“ und Juden Freud über starke Schuldgefühle in den Tod (siehe darüber bei Schur 1982, S. 235). Die Angst vor einer Gottesstrafe nach dem Gesetz des Talion und der Bibel hatte eine unbändige Nikotinsucht mit der Folge eines Mundhöhlenkarzinoms ausgelöst.

Die katholische Kirche tötete Freud somit, wenn Sie so wollen, mit ihrer Drohung Hölle gewaltsam. Er hatte in katholischen Kirchen gelernt: Nur „wer den Namen des Herrn anrufen wird, soll gerettet werden“ (Röm10, 13, NT). Freud saß damit zwischen zwei religiösen Stühlen, zwischen Jahwe und Bibelgott. Beide erheben ausdrücklich einen Alleinanspruch auf den Thron – und beide Götter verstehen an diesem Punkt so gar keinen Spaß. Andererseits untersagt es die 5. Glaubenswahrheit (Maimonides, gest. 1204)) Juden streng, einen anderen Gott als Jahwe anzubeten. Obendrein verbittet sich „Jahwe“ ausdrücklich die „Anrufung“, die Nennung des Namens Jahwe, während der Gott des Neuen Testamentes sie ausdrücklich verlangt.

Freud ging also einen zunächst logischen Weg, indem er beide Götter „abschaffte“. Ja er musste es tun. Es war für ihn  die einzige Lösung, der bireligiösen Falle zu entkommen. Man kann es als Kind und auch später nicht zwei so unterschiedlichen Göttern recht machen. Überhaupt sollte man Bireligiosität und dazu führende Mischehen per Gesetz so lange verbieten, bis die verschiedenen Götter einen Konsens erlangt haben und uns dann schriftlich mitteilen, wie sie gern angebetet werden möchten. Im Zeichen der Internetkonferenzen sollte das kein Problem mehr darstellen.

„Ein Werk des Teufels“ sei seine Psychoanalyse, rief die sich rächende Kirche dem kirchenkranken Freud noch zu und verteufelte ihn auf diese bösartige Weise. Sein Statement „Religion ist Wahn“ sei gar eine Lästerung wider den Heiligen Geist, so der Klerus.  Das war Freuds „Schicksal“, denn eine solche Lästerung wider den Geist führt nach dem Dogma ohne Umschweife und ohne Gerichtsurteil in die ewige Hölle, so die katholische Kirche noch  heute. Analog lassen sich übrigens die Ohnmachten Dostojewskis deuten, der den katholischen „Gott“ der Gewalt tötete und den man darum einen Ketzer und Gotteslästerer nannte. Freud selbst zog zwar die Verbindung zu dem russischen Dichter, die Ursache seiner eigenen Neurose blieb ihm aber lebenslang so unbegreiflich, wie sie bis zum heutigen Tag der Psychiatrie unbegreiflich blieb.

Jung bewundert Freuds Mut. Freud habe es unternommen, „falsche Götter zu stürzen, den Vorhang wegzuziehen von einem Haufen Unehrlichkeit und Heucheleien…“ Das war Freuds Verdienst und er hat bis zum tatsächlichen Umfallen gekämpft. Wenn man aber mehrere Kindheitsgötter tötet, wird man in der Regel sehr krank. Wahrscheinlich, denn sonst wäre er nicht umgefallen, hat Freud aber verdrängen müssen, was er eigentlich getan hatte, was er da gewagt hatte. Jung hingegen wurde nicht neurotisch oder wahnsinnig. Er schreibt: „Dass ich es aushielt, war eine Frage der brutalen Kraft. Andere sind zerbrochen. Nietzsche und auch Hölderlin und viele andere.“ Jung zitiert Goethe in Faust II: „Vermesse dich, die Pforten aufzureißen, an denen jeder gern vorüber schleicht.“ Jung kam sich vor „wie auf einem Schlachtfeld“. Die „liebevolle Vertiefung“ (Diktion Jung) in die religiöse Geschichte der Kranken ist heute verlassen worden. Aus Angst vor diesen Schlachtfeldern schleicht man heute an ihnen vorbei. Tabletten aufzuschreiben, das ist für unsere heutigen Psychiater vordergründig ungefährlicher. Da es einen hitleroid strafenden Gott aber nicht gibt, gibt es die angesprochenen Schlachtfelder auch nur in Seelen mit einem gläubigen Kern. Verabschieden wir uns also nun von diesem Kern, lieber Leser. Endgültig. Helfen wir unseren Kirchen zu einer neuen Religion, die sie straf- und schuldfrei predigen können, ohne dass ihnen jetzt zahllose Strafanzeigen zugehen. Denn eine Bedrohung mit ewigem Feuer ist auch Göttern in der BRD verboten. Auch liegt keine Unterschrift Gottes unter dem Dokument Bibel vor, die demnach juristisch betrachtet Makulatur ist. Folgerichtig erhielt Bischof N. Schneider, Präses meiner Kirche, eine Strafanzeige wegen Kindesmisshandlung. Freuds Schicksal soll unseren Kindern erspart bleiben.

V. Weizsäcker über Jung: Jung war es, „der am frühesten begriff, dass die Psychoanalyse in den Bereich der  Religion… gehört…“  Gemeint hat Jung vielleicht den Verlust jedes kindlichen  Urvertrauens durch eine Religion, die sich eine ewige Feuerstrafe (Diktion Bischof N. Schneider) auf ihre Fahne geschrieben hat. Die heutigen in Religionsdingen so schweigsamen Psychoanalytiker haben also noch sehr  viel zu lernen.

Was führte nun die Psychiatrie in den größten Kunstfehler ihrer Geschichte, der autistoiden Schweigsamkeit in Religionsdingen ihren Patienten gegenüber? Von anderen als Geistlichen ausgesprochen, flößt das Wort Hölle den allermeisten Psychiatern einen ihnen nicht geheuren  und mehr als tödlichen Schrecken ein. Warum? Sie spüren Bedrohung, Angst, gelegentlich auch „tödliche Langeweile“ (Jung)  – und dann Wut. Sie lernen in ihrer Ausbildung, in solchem Fall eigenen Unwohlseins das Thema unverzüglich zu wechseln oder das Gespräch bzw. die Beziehung abzubrechen. Der Ausdruck „Hölle“ führt augenblicklich zu einem Gedankenstopp, der auch jede Vorstellung verhindert, was Höllenpredigen in den Seelen kleiner Kinder überhaupt anrichtet und der jede schwerwiegendere Kirchenkritik unterbindet. Zu allem Unglück haben die Kirchen unsere Psychiatrie noch finanziell von sich abhängig gemacht. Man ist Träger psychiatrischer Kliniken geworden und hat sich  die Psychiatrie gekauft. Man stellt nur Ärzte ein, die sich mit dem christlichen Dogma identifizieren oder sich zwangstaufen lassen. Das ist genial. Das ist Hochintelligenz.

Freud ermordete mit dem Satz „Religion ist Wahn“ seinen Gott Jahwe nur in seinem Oberflächenbewusstsein. Er blieb, was ihm nicht bewusst war, in seinem Selbst weiterhin ein orthodox Gläubiger. Weitere „Sünden“ gegen Jahwe ließ Freuds Unterbewusstsein danach nicht mehr zu. Das Maß war voll. Derartige „Frevel“ hätten darin bestanden, offen Religionskritik zu äußern und Patienten die Ursache ihrer Erkrankungen als Verbrechen der Kirchen an ihnen darzulegen. Stattdessen fiel der anwesende Freud in besagte Ohnmachten, wenn die Sprache auf einen Gottesmord, also auf sein Trauma kam.

Da sich nun Psychiater in der Regel dem Statement „Religion ist Wahn“ kopfnickend anschließen und sich damit nach dem Dogma auch gegenüber dem Heiligen Geist „versündigen“, entwickeln diejenigen auch alle in einer klassischen Übertragung die Freud’sche Neurose. Im Unbewussten glauben sie wie Freud, ihren Gott getötet, sich versündigt zu haben. Sie glauben im Kern ihre Unbewussten, Mörder aller Mörder zu sein. Das ist kein echter Wahn! Es ist Folge eines zur religiösen Glaubensgewissheit gemachten Irrtums, eines Glaubensirrtums. Unsere Religion ist kein Wahn, sondern Glaubensirrtum bzw., wenn man so will, Aberglaube. Dieser liegt darin, anzunehmen, Gott die Liebe habe irgendetwas dagegen, seine gewalttätigen und dazu noch klerikal erfundenen hitleroiden Gegenspieler Talmud-Jahwe und Bibel-Gott umzubringen, die Täter des Holocausts Sintflut. Die Liebe, also den nach moderner Sichtweise wirklichen Gott in uns,  kann man gar nicht umbringen. Die in die Hölle führende Sünde Freuds war demnach gar keine. Seine Ohnmachten waren ebenso überflüssig wie Nietzsches Schizophrenie. Freud war gar nicht der Sünder, als den er sich sah. Alle Aufregung also umsonst.

Als man noch glaubte, die Erde sei eine Scheibe, waren ja auch nicht alle Menschen wahnkrank! Sie irrten nur einfach. Man wollte Galilei auf dem Scheiterhaufen verbrennen, weil er einem der vielen Glaubensdogmen seiner Kirche widersprach. Noch heute geht man von Kirchenseite ruppig mit Aufklärern um. Ebenso regelhaft wie unverständlich gilt heute bei Psychiatern der Glaube an den Himmel als normal, der Glaube an Hölle indes als „Wahn“. Kann jemand außer mir diesen Widerspruch verstehen?

In vier Gesprächen im Rahmen einer EAT (siehe im Buch Sacco-Syndrom, www.frank-sacco.de) hätte ich Freud die Zusammenhänge dargelegt und ihn von seinen überflüssigen Schuldgedanken hoffentlich und ganz ohne Einsatz von Neuroleptika befreit. Mit Nietzsche hätte es vielleicht länger gedauert.

Natürlich sind nahezu alle getauften Psychiater bzw. Freudianer quasi „Mörder aller Mörder“ bzw. sogar Doppel- oder Dreifachmörder ihres Gottes: Sie alle sollen zum einen durch ihre Sünden „Mittäter“ an Jesu Kreuzigung sein, zum anderen „Schuld“ am Tod seines Vaters durch ihre Behauptung haben, Gott sei eine Wahnvorstellung. Damit versündigen sie sich nach dem Dogma auch gegen den kirchenerfundenen Heiligen Geist. Damit ist aber auch die Frage Peter Schellenbaums in „Gottesbilder“, dtv, geklärt, warum die Tiefenpsychologie Bibel-Jesus bis heute nur sehr vereinzelt zu kritisieren vermag: Das Maß der „Sünde“ unserer Psychiater ist halt voll. Die sprechende Medizin schweigt hier bzw. hat sich selbst zum Schweigen verurteilt.

Ich führe hiermit den Begriff „Glaubensirrtum“  in die psychiatrische Nomenklatur ein als Abgrenzung zum eigentlichen Wahn. Der uns vermittelte Höllenglaube ist kein Wahn, er ist Glaubensirrtum. Seine Entstehung hat finanzielle Gründe. Man will Angst erzeugen und Angstgeld kassieren. Man glaubt nicht, mit Liebe alleine, bzw. mit einem nur liebenden Gott, Kirchenbänke einigermaßen voll zu bekommen.

Agnostiker oder Atheist wird man nicht durch das Anhören einer Vorlesung über Freud, man muss im Gegenteil oft hart an seinen Kindheits-Prägungen arbeiten. Mit großer „Naivität“, die eigentlich aber einen Schutzmechanismus darstellt, behaupten Therapeuten, Kinder würden die „Märchen der Bibel“ gar nicht als dauerhaftes Engramm im Unterbewussten integrieren, sie seien zu jung und dann wieder zu alt, um so einen Unsinn überhaupt zu glauben. Man selbst sei in Glaubensdingen aufgeklärt. Kirchen würden daher nicht krank machen. Ganz im Gegenteil, sie seien doch völlig harmlos und hätten sich „doch heute schon sehr gebessert“. Ja sie wirkten sich sogar im Sinne einer Resilienz positiv auf das Urvertrauen unserer Kinder aus. Fehlanzeige. Das alles sind Intellektualisierungen aus der Grundangst heraus, die eigene Religion kritisieren zu müssen und sich damit noch weiter zu „versündigen“. Man setzt Kirche und Religion mit Gott gleich. Ein Kardinalfehler.

Alle meine Psychiatriepatienten bemerken kritisch den Umstand, dass man sich fachärztlich mit ihrer Religionsproblematik nicht grundsätzlich auseinandersetzte. Jung lehrte schon, dass „jede Neurose“ im Kern ein religiöses Problem hat. Die Ursache dieser Katastrophe ist nun nicht etwa böser Wille, Ignoranz oder gar Dummheit, sondern schlicht eine angstbedingte Zwangsneurose unserer Psychiatrie und damit eine Krankheit. Deren Behandlung gehe ich mit meinen Büchern an. Die „Neurose der Psychiatrie“, siehe Internet, wird also von einem Internisten therapiert. Die Top- Analytikerin Prof. Leuzinger-Bohleber, Direktorin am Sigmund Freud Institut in Frankfurt,  überwiest Patienten mit Höllenängsten zur Teufelsaustreibung. Der mitinterviewte Pfarrer zu Eltz stellt in ihrem Beisein und ohne jeden Widerspruch der Analytikerin  lt. der Zeitung „Die Zeit“ vom 31.3.2010, Seite 57, folgende Diagnose: „Vom Teufel besessen“ seien die von ihr überwiesenen Erkrankten. Und mit ihnen macht man natürlich einen Exorzismus.  Papst Benedikt musste aufgrund der skurrilen Überweisungspraktik unserer Psychiater Schnellkurse in  der Disziplin Teufelsaustreibung einführen. Nun starben bei der Prozedur etliche. „Aus juristischen Gründen“, denn man ist ja nicht dumm, nimmt man deshalb heute 3 Psychoanalytiker in Alibifunktion mit ins Boot und schaut gemeinsam zu viert: Psychisch krank – oder vom Teufel besessen (Quelle: Die Welt, 12.Mai 2014, S. 23). Dann kann sich später kein überweisender Hausarzt und keine Mutter beschweren, wenn im Rahmen des Exorzismus der Patient stirbt, so wie z. B. 1976 Anneliese Michel. Freud würde sich im Grabe umdrehen. Ich schickte nach vergeblicher Abmahnung Frau Prof. Leuzinger-Bohleber eine Strafanzeige wegen unterlassener Hilfeleistung. Die Antwort der Staatsanwaltschaft Frankfurt am Main: Der Verdacht, „dass kranken und bedürftigen Patienten mit pathologischem Zustand die Hilfe verweigert wird“, sei unbegründet. Eine Teufelsaustreibung mitten in Deutschland, so verstehe ich  den Staatsanwalt Dr. Welke,  sei Hilfestellung genug – wenn auch keine Kassenleistung.

Mit der als Bollwerk und Dogma erdachten Sexualtheorie und seiner Neurose führte Freud ohne Schuld und Absicht die Psychiatrie ein Jahrhundert lang in eine für alle sehr gefährliche Sackgasse und hin zum größten Kunstfehler in der Seelenheilkunde: der völligen Unterbewertung der Bedeutung von Religion für die Psyche und dem Ignorieren kirchenbedingter Erkrankungen. Die von einem Gynäkologen installierte „ekklesiogene Neurose“ hat man schamhaft aus dem ICD-10 Schlüssel herausgelassen. In der Freud’schen Neurose befangen bringen sich viermal mehr Psychiater um als Internisten. Der Grund: ekklesiogene Schuldgefühle. Microsoft Word kennt nicht einmal das Wort „ekklesiogen“. In „Psychologie heute“ vom Juli 2010 wird folgende Frage gestellt: „Psychotherapeuten – eine säkuläre Priesterschaft?Ich kann das nur bestätigen. Psychotherapeuten nehmen die Kirchen oft mehr in Schutz, als es selbst Priester tun. In der genannten Zeitschrift steht es nun ganz genau, wie unsere Seelenärzte und unsere psychologischen Psychotherapeuten gestrickt bzw. verstrickt sind. „Psychotherapeuten setzen sich in ihrer Ausbildung nur sporadisch mit dem weiten Feld des Religiösen auseinander…. Sie geben mehrheitlich zu Protokoll, in ihrer Ausbildung nicht mit religiösen Themen in Berührung gekommen zu sein“, und daher „mangelt es Therapeuten an religiösem Wissen. Deshalb dominieren bei ihnen Ängste hinsichtlich religiöser Fragen…“ Da haben wir es vor uns, das Kardinalsymptom unserer Psychiater.

Die Psychiatrie ging den Irrweg der jahrelangen Verschreibung persönlichkeitsumformender Neuroleptika bei an sich durch Gespräche leicht heilbaren Erkrankungen. Das gilt für Neurosen, Depressionen, Psychosen, Süchte, Zwänge, Autismus, Zwänge und ADS. Die Symptome bei diesen Erkrankungen sind, und das wusste man schon vor 100 Jahren, Heilungsversuche, die zu Defektheilungen führen. Das Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom (1) ist eine Flucht vor nicht Auszuhaltendem in die Hyperaktivität. Im Jahr 2010 demonstrierte man allen Kindern Würzburgs in sämtlichen Kirchen ihr mögliches schreckliches Ende: Die Apokalypse, den finalen Feuersee des Rachegottes „Jesus“.  Die böse Quittung: Im Jahr 2013 ist die Stadt Weltspitze bezüglich der Angsterkrankung ADS.

Das Symptom Autismus (2) ist hingegen die Flucht in eine vollständige Abkehr von der Außenwelt. Bei der Erwachsenen-Schizophrenie (3) flüchtet man in eine (erträglichere) Wahnwelt. Wer glaubt, er sei Jesus oder die „Jungfrau“ Maria, der weiß, dass er weder sich selbst, noch seine Frau Mutter  auf den ewigen Grill legen wird. Der Suchtkranke lernt sehr schnell, dass ihn das Suchtmittel vor einer unerträglichen Dauerdepression oder Panik, der sog. Angst vor der Angst bewahrt. Der Zwangskranke(4) wäscht sich im rituellen Waschzwang eine vermeintliche Sünde symbolisch von seiner Seele. Der ohne sogleich ersichtlichen Grund „endogen“ Depressive (5) opfert seinem Gott in einem Masochismus seine unbeschwerte Fröhlichkeit: Der Bußgürtel Luthers und das Die-Augen-Ausbrennen eines Ödipus sind heute (und von der heutigen Psychiatrie noch unentdeckt) in dieser Erkrankung verborgen. Der Neurotiker (6) entzieht sich seiner Höllenangst durch ein Symptom, z. B. eine Ohnmacht. Doch die kann seine verdrängten Ängste nur für den Moment beseitigen. Alles dies sind alte Erfahrungen. Sie sind uns von den alten Meistern zwar hinlänglich übermittelt, aber heute vergessen bzw. verdrängt worden. Je konservative-gläubiger eine Gesellschaft, desto lieber holt sie sich organisch-genetische Gründe für psychische Abweichungen ins Programm. Wir erleben es gerade bei der Homosexualität (http://www.frank-sacco.de/homosexualität-ursachen/).

Freuds Weg über die Traumdeutung ist umständlicher, zeitaufwendiger und um vieles fehleranfälliger als die von mir entwickelte Ekklesio-Adversative Therapie, der EAT (7). Die Hölle, als uns in gottesdienstlicher Suggestion vermittelten tatsächlich auf uns wartenden Scheiterhaufens, ist derart tief in uns versenkt und verdrängt, dass unser Unbewusstes ihr nur sehr selten erlaubt, in Träumen überhaupt aufzutauchen. Wir passen halt auch in Träumen auf uns auf. So fallen wir im Tiefschlaf auch nicht aus dem Bett. Wir schlafen im Schlaf nur halb.

Hiermit löse ich die Neurose Freuds und unserer Psychiatrie auf. Sie ist überflüssig. Freud hat niemanden getötet, da man brutale Phantasieprodukte der Geistlichkeit gar nicht töten kann. Man kann nur die Idee der Geistlichkeit, diese ihre Idee der Rachegötter Bibel-Gott und Bibel-Jesus abschaffen bzw. ad absurdum führen. Wir brauchen eine neue, gewaltfreie Religion (8). Die Neurose Freuds ist aber auch die überflüssige Kollektivneurose unserer ängstlichen und klerikal eingeschüchterten Gesellschaft, die zu einer fundamentalen Kirchenkritik nur in Ausnahmefällen fähig ist.

Eine derartige Ausnahme ist Eugen Drewermann. Er schreibt mir, die Höllenandrohungen der katholischen Kirche seien ein Fall für den Familien- und Justizminister.