Mögliche Wirkungen von Musik auf Kinder
Musik ist ein uraltes Phänomen und älter als unsere Sprache. Musik kann auf uns therapeutisch wirken aber auch krankmachend. Sie wird in der rechten Gehirnhälfte verarbeitet, Sprache dagegen in der linken (gilt für Rechtshänder). Kirchenmusik diente im Mittelalter speziell der Verherrlichung Gottes. Gotische Kirchen mit ihrer berühmten, durch den Kirchenbau bedingten Hallwirkung sind die überzeugendste Demonstration der Allmacht Gottes. Musik versetzt uns in einen Rausch, von dem wir nicht wissen, was er bei uns bewirkt.
Der Musikforscher Stefan Kölsch, Freie Universität Berlin, weiß: „Musik weckt Emotionen und kann die Aktivität im Gehirn modulieren“. Bei harmonischer Musik wird das Gehirn an anderen Stellen aktiviert als bei nicht harmonischer, unter der Versuchspersonen „litten“. Die „early right anterior negativity“, kurz ERAN gibt quantitativ dieses Leiden an dysharmonischer Musik an. Der sog. N400 – Wert ist dafür der Messwert und bezeichnet die Höhe des negativen Potentials im EEG nach 400 Millisekunden. Es ist davon auszugehen, dass ein Kirchenlied über die Hölle oder über massive Schuld des Gläubigen vom Komponisten mit der Intuition verfasst ist, sprachliche Dinge auch musikalisch auszudrücken. Die Gewalt von Orgelmusik implantiert ebenso wie die Kirchenglocken die Gefühle Schuld und Angst praktisch gewaltsam in unser Unterbewusstes. Es ist bewiesen, dass dies bereits im Mutterleib, beim Embryo stattfindet.
Musik, im Mutterleib gehört, präge uns ein Leben lang, so der Direktor des Institutes für Musiktherapie der Hochschule für Musik und Theater Hamburg, Prof. Dr. Dr. h. c. H.- H. Decker-Voigt (in FMD Impulse März 2012). Das Ungeborene hört zum einen die Laute und kommt zum anderen mit plazentagängigen Botenstoffen in Kontakt, die ihm signalisieren, wie es im Gemüt der mitsingenden Mutter aussieht. „Unterhalt“ aus der Plazenta, nennt es Decker Voigt. Musik wirkt, im guten wie auch im schlechten Sinn. Es gibt besondder empfindliche Kinder, sog. „high reactive“ Babys (nach Kagan) – und das sind etwa 20 % unserer Kleinen. Schon das Embryo mag eine Gänsehaut bekommen und einen grauenhaften Eindruck von dieser Welt, bevor es überhaupt geboren ist. Wirkungen von Musik auf die Psyche werden erst in der heutigen Zeit genauer erforscht. „Das Kind kam ja schon autistisch auf die Welt“, sagen dann Psychiater und leiten daraus irregulär eine genetische Bedingung dieser Erkrankung ab. Das Kind hat aber bereits 9 Monate Erdenerfahrung hinter sich. Und die ist oft von übler oder gar übelster Qualität.
Auch Dr. med. Christel Schweizer und Dr. phil. Jirina Prekop aus dem Pädiatrischen Zentrum Olgahospital Stuttgart äußern sich im Buch „Was unsere Kinder unruhig macht…“ Thieme, zum neuen Wissen über pränatale Störungen bei Ungeborenen. Hier finden u.a. Ängste der Mutter Erwähnung, die auf biochemischem Weg übertragen werden und so zu Ängsten des Kindes werden. Gefühle wie Stress oder fehlendes inneres Gleichgewicht würden sich unmittelbar aufs Kind übertragen. Auch diese Autoren wissen: „Deshalb ist es nicht einerlei, was man dem Kind im Mutterleib zum Hören anbietet.“
In der Evangelischen Zeitung vom 5. 2. 1012 steht es: „Trauer und Angst“ könne Kirchenmusik ausdrücken. Kompositionen könnten „besonders intensive Textdeutung“ geschehen lassen – es werde gleichsam „doppelt gebetet“. So wird auch doppelte Trauer und doppelte Angst in wehrlose Kinder und Embryos unter Umgehung korrigierender Vernunft implantiert. „Thrills“ nennen Neurologen diese intensiven Gefühle, die mit der Musik „ganz tief in die Seelen“ eindringen, so M. Köhler, Pastor in Hermannsburg. Hier wird also das Wort mit Eindrücken nochmals aufgeladen (Klinke, Febr./ März 2012). Auch wird Musik in einer ganz anderen Hirnregion gespeichert als die übrigen Informationen. Was bewirkt Giuseppe Verdis Angstrequiem in einem Unterbewussten? Es soll doch Panik vor den „dies irae“ und der Hölle ausdrücken und vermitteln. Niemand dürfte sich dieser „Sogkraft… entziehen können“, meint Susanne Stähr, Dramaturgin an der Hamburgischen Staatsoper.. Der Neurobiologe Gerald Hüther zeigt den Einfluss „vorgeburtlicher Erfahrungen“ auf die Programmierung des Fetus auf. „Unverarbeitete Ängste aus der Schwangerschaft“ können sich langfristig auf die kindliche Verhaltensregulation auswirken, so der Psychologe Harald Wurmser in „Die Anfänge der Eltern-Kind-Bindung“, Klett-Cotta. C. G. Jung konnte von diesen neuen Erkenntnissen nichts wissen und sprach daher noch von einer „Vererbung“ der Archetypen.
Einen Kirchenbesuch einer Graviden halte ich aus diesem Grund im zweiten und dritten Trimenon der Schwangerschaft für ebenso kontrindiziert für ein Ungeborenes, wie eine Tablette Contergan im ersten Drittel der Schwangerschaft. Kirchenlieder sind in großen Teilen (in Sprache und Musik) nackte Gewalt und werden in aller Regel auf dem Instrument gespielt, das diese Gewalt am besten ausdrücken kann und soll: Der Orgel.
Deja, Mallorca / Öl auf Leinwand, 1990, F. Sacco