Im christlichen Kindergarten
Hier werden Kinder vom 2. bis zum 6. Lebensjahr, also bis zur Kommunion oder Konfirmation „betreut“. Auch Atheisten schicken ihre Kinder nichtsahnend in einen christlichen Kindergarten, wenn ein anderer Platz nicht zur Verfügung steht.
Vielen auch ungetauften Eltern sei die Taufe für ihr Kind wichtig. „Sie erhoffen sich Kraft und Schutz durch den Segen, den sie mit der Taufe verbinden“, so Drewermann. Mit diesem Sakrament liefern sie aber heute noch ihr Kind schutzlos den Kirchen aus. Die wissen: Mit den bekannten Dogmen Jüngstes Gericht, eventueller Nichtvergebung und Hölle muss man möglichst früh an Kinder heran. Schon vor Heranreifung eines kritischen Bewusstseins. Was alles im christlichen Kindergarten mit den Kleinen erarbeitet wird, entgeht den Eltern. Was ist nun Thema dort? Wie beginnt alles? Wie beginnt der Kindesmissbrauch? Doch zuvor einige einleitende und sehr vernünftige Worte:
Martin Baierl, Psychologischer Psychotherapeut in der LWL Klinik Hamm, schreibt uns über unsere Kleinen: Liebe und Geborgenheit und Sicherheit seien die Dinge, die ein Kind am meisten braucht. Diese Sicherheit bekommt es, wie Sie, lieber Leser, sehen werden, in seiner christlichen Erziehung leider nicht. Es bekommt das gerade Gegenteil. Baierl: „Vorhersagbarkeit, Berechenbarkeit und Kontrollierbarkeit helfen Ihrem Kind dabei, Sicherheit zu gewinnen“. In einer Kirche heutiger Art werden diese fünf Dinge brutal zerstört. Hier ist das Kind dem Kirchenkonstrukt Bibeljesus mit dessen nur eventuellen Gnade bzw. mit seiner möglichen Ungnade (=Hölle) ohnmächtig ausgeliefert. In der Erziehung sei „klare Ablehnung von Gewalt“ wichtig, so Baierl. Wie verträgt sich das mit den ganz offiziellen Statements unserer Kirchen, dass es die ewige Hölle gibt, und mit dem offiziellen, noch erlaubten evangelischen Kirchenlied 234, in dem Gott angeblich „persönlich“ spreche „Dein Seel und Leib dort brennen muss…“? Dieses Lied soll mindestens bis zum Jahr 2034 in diesem Buch stehen bleiben! Hier protestierte ich offiziell. Kirchenleute und Psychiater bagatellisieren dieses Lied, unser Verfassungsschutz jedoch nicht! Die EKD wurde wegen dieses Liedes angezeigt.
Die Psychoanalyse geht davon aus, dass viele Erlebnisse vom Kind als „überwältigend bedrohlich“ erlebt werden, ohne dass es die Bedrohung effektiv abwehren kann. „Es spielt dabei keine Rolle, ob es sich um echte Bedrohungen handelt oder um Fehleinschätzungen des Kindes… Die ins Unbewusste abgeschobenen Bedrohungen bleiben aber… aktiv… ein Leben lang“, so M. Baierl. „Ausschlaggebend ist dabei der subjektive Grad der Bedrohung. Bei Jüngeren kann dies auch durch Geschichten…, die als real erlebt werden, geschehen… Das Trauma wird oft nicht als zusammenhängendes Ereignis erinnert, sondern als unzusammenhängende Einzeleindrücke (Fragmentierung)… Dies führt dazu, dass über das Erlebte manchmal nicht gesprochen werden kann, Erinnerungen fehlen…“ Die moderne Hirnforschung belege, „dass …fast die komplette menschliche Informationsverarbeitung unbewusst geschieht“. Jetzt aber zur konkreten pseudochristlichen Lehre, zum konkreten kirchlichen Missbrauch:
Rolf Krenzer: Die Osterzeit im Kindergarten, Edition Kemper, ein Lehrbuch für Kindergärtnerinnen im aktuellen Bestand zahlloser Kindergärten. Hier werden Texte und Liedervorschläge gemacht. In „einfacher Sprache“, wie es heißt. Das „Auffassungsvermögen“ der Kinder wird angesprochen. Die Kinder sollen auffassen können, was ihnen da beigebracht wird. Darum ist die Sprache so „einfach“ gehalten. Die Zeiten sind also vorbei, wo Kindergärtnerinnen, Geistliche, Psychiater oder Lehrer sagen können: Die Kinder sind ja noch „zu jung“, um das, was wir ihnen beibringen, begreifen zu können, sie sind schon „zu alt“, um auf das, was wir ihnen predigen, hereinfallen zu können, sie sind „zu dumm“ oder „zu intelligent“, um uns zu begreifen. Die Zeiten sind vorbei, wo sie sagen können, „Kinder brauchen ja auch Märchen“, daher kann Grausames in Kirchen ihnen nie so schaden, dass sie sich nicht pudelwohl fühlen können“. Das alles sind Intellektualisierungen mit dem Ziel, Schuld der Religion, eigene Mitschuld und damit eigene Grausamkeit zu bagatellisieren.
Ein Gebetsvorschlag wird von Krenzer gemacht: „Jesus, wir haben von deinem Leiden gesprochen…, der Weg, der dich leiden ließ und dich schließlich ans Kreuz führte, bis zum Tod. Du bist für uns gestorben… wie können wir dir danken? Amen.“
Im Lied „Freud Euch“ (Osterlied) wird zahllosen Kindern eben nicht Freude, sondern das Bild eines übergrausamen Gottes vermittelt, der seinen Sohn statt ihrer den Kreuzestod erleiden ließ. Ein tiefes Dankbarkeitsgefühl soll auf diese Weise vermittelt werden:
„2. Strophe: Jesus war ans Kreuz geschlagen, hat für uns den Tod ertragen… 3.Strophe: Jesus trug für uns die Schmerzen, und wir danken ihm von Herzen…“ Hier werden kleinste Kinder in fundamentalistischer Weise missbraucht.
Auf Seite 119 wird vorgeschlagen, den Kleinen nach dem Lied „Jesus lädt uns alle ein“ bereits ein Abendmahl zu reichen: Wein (Saft) und Brot (Gebäck) sollen ausgegeben werden.
Das Lied „Ihr Freunde lasst euch sagen“ führt die Kinder in die Kreuzestrauer und Kreuzesschuld: „…sie haben ihn geschlagen, sie schlugen ihn so sehr. Er hat das Kreuz getragen. Das Kreuz war hart und schwer. Er ist ans Kreuz geschlagen. Uns ist das Herz so schwer. Ach hört doch auf zu klagen, denn in den nächsten Tagen weint ihr bestimmt nicht mehr.“ Leider „weinen“ Kinder als spätere Psychiatriepatienten wegen „ihrer“ (eingeredeten) „Schuld“ an diesem höchst grausamen Kreuzestod ihr ganzes weiteres Leben – teilweise in geschlossenen Anstalten unter ständiger Neuroleptikagabe und nicht kausal mit Gesprächen von den zuständigen Psychiatern behandelt! Zuhause äußert sich ein missbrauchtes Kind nicht. Der Missbrauch führt zu einem „Sprachloch“, das sich mit den Jahren noch vergrößert, so der Schriftsteller Bodo Kirchhoff in der Zeitung Die Welt vom 16.3.1010. Die Beschädigten machen sich oft gar noch zum Verteidiger der den Missbrauch Ausführenden. „Wir schlugen ihn, wir durchbohrten ihn, wir folterten ihn“, müssen Kinder in ihrem offiziellen katholischen Gesangbuch lesen, so der Stand 2014. „Mittäter“ an Jesu Kreuzigung seinen unsere Kinder, so der evangelische Pastor Traugott Giesen schriftlich. Das ist in der BRD verbotene Gehirnwäsche.
Kleine grausamste Rollenspiele schlägt Krenzer vor: Erstes Spiel: „1.Sprecher: Erzähl, was dann mit Jesus geschah. 3. Sprecher: Sie quälten und folterten ihn da. 7. Sprecher: Er starb am Kreuz von Golgatha. 8. Sprecher: Er hat für uns sein Leben gegeben…“ Dass Jesus zur Vergebung ihrer Sünden am Kreuz starb, bringen Bischöfe bereits Zweijährigen in ihren Hauptgottesdiensten bei, so das Beispiel Bischof Becker in Paderborn.
Osterspiel. Spieldauer 20 erbarmungslose Minuten! „4. Mann: Gefoltert? 1. Handwerker: Sie haben ihm eine Krone aufgesetzt. Eine Krone aus Dornen. 2. Handwerker: Er hat geblutet. 1. Handwerker: Sie haben ihn angespuckt. Frau: Sie haben ein Kreuz aufgestellt. So groß und mächtig, dass sie ihn dort aufhängen konnten. Sie haben ihn mit Nägeln an das Kreuz angenagelt.“
Nach einer solchen Prozedur träumte hier ein Kind zu Ostern 2013 von einem Einbrecher, den man ans Kreuz schlug. Es wachte schweißnass und verängstigt auf. Analytisch betrachtet ist der Einbrecher hier eigentlich das Kind selbst. Es glaubt sich selbst angeschlagen. Das träumt man aber nicht so, weil es zu grausam ist. So läßt man es in einer „Projektion“ beim Einbrecher, der diese Qual erleidet. Unser Bewusstsein achtet also auch im Schlaf sehr darüber, dass wir nicht zu grausam träumen – oder gar von der Hölle.
In einem aktuelleren Buch von Krenzer: „Wir feiern fröhlich Ostern“, 2002 Lahn Verlag, gedruckt auf „umweltfreundlichem Papier“, heißt es bei Karfreitag: An diesem Tag feiert die Kirche den Kreuzestod Jesu Christi und die Erlösung von ihrer Schuld. In einer Geschichte bekommt das Kind Hilde nach dem Religionsunterricht Alpträume in denen sie das Kreuz sieht. In der Schule hatte sie sich beim Anhören der Kreuzigungsgeschichte die Ohren zugehalten, wurde aber belehrt: „Du darfst dir nicht die Ohren zuhalten, weil dir was nicht gefällt.“ Es dauerte noch „ein paar Jahre“, bis Hilde die Passionsgeschichte „richtig verstanden“ habe. Ich fürchte nur, Hilde hat die Story von Anfang an völlig richtig verstanden. Sie bezahlte mit ein paar Jahren innerer Bedrücktheit. Auch Jonathan schossen die Tränen in die Augen: „Ich halte das nicht aus“, sagt er auf Seite 101.
„Wie können wir dir danken?“, müssen die Kinder beten. Und: „Lamm Gottes, du nimmst hinweg die Sünden der Welt, erbarme dich unser.“ Erbarmen muss sich ein Gott aber nur, wenn Schuld auch wirklich gegeben ist. Mit jedem „erbarme Dich unser“ wird kindliches schwerstes Schuldgefühl gezielt vermittelt und Angst erzeugt. Jesus sterbe „für die Welt“, heißt es dann.
„Aber es soll geschehen, was du willst, nicht was ich will“ wird der todesängstliche Jesus zitiert, nachdem er zuvor seinen Vater anrief: „ Mein Vater, du kannst alles! Erspare mir dieses furchtbare Leid.“ (Seite 73). Kein Kind kann seinen Gott nach so einer Lektion noch verstehen.
Auf Seite 120 wird die traurige Sintflutgeschichte, die Geschichte der ersten Endlösung umdeklariert in eine „wunderbare Geschichte von der großen Flut und Noah…“. Hier wird ein Holocaust verherrlicht. Wir Deutschen wissen aber schon länger: Es gibt keinen gerechten Holocaust. Es gibt da nichts zu feiern. Ein derartiges Feiern ist nach § 131 StGB strengstens und zu Recht in Deutschland verboten. Die EKD wurde in dieser Sache angezeigt, denn hier werden unsere Kinder so richtig verrückt gemacht und es resultiert Folgendes: Ein verdrehtes Gerechtigkeitsbild. Kein Holocaust ist gerecht.
Im Buch von Norbert Collmar, Neukirchener Verlagshaus „Wenn dich dein Kind fragt“, Arbeitsbuch zum Erzählen und Aneignen von biblischen Geschichten in Kirchengemeinde, Jugendarbeit und Religionsunterricht, 2005, wird von Frieder Grau die Leidensgeschichte Jesu als Kernerzählung des Glaubens extra hervorgehoben. Grau: „Man gewinnt zuweilen den Eindruck, die Leidensgeschichte sei ihnen (Theologen und Theologinnen, der Verf.) eher peinlich, man solle daher nach dieser „göttlichen Panne“, wie es heißt, schnell zur Ostergeschichte… übergehen. Jedenfalls: Das „für uns“ des Kreuzes „muss erzählt werden, sonst erstarrt es zur Formel“, so Grau. Er übersieht, dass eine erstarrte Formel harmloser und billiger ist als die künstliche Erzeugung lebenslanger Schuldgefühle bei unseren als Kinder missbrauchten Patienten. „Kindergottesdienst macht Spaß!“, meint da noch Gottfried Adam in „Gemeindepädagogisches Kompendium, Vandenhoeck & Ruprecht, 1994.
Übrigens: Jesus starb am Kreuz, weil er seinen Herrschaftsanspruch („König der Juden“) als „Gottessohn“ behauptete und ihn durch nichts belegen konnte. Er starb rechtmäßig verurteilt als Revolutionär. Er hatte eine Revolution gegen das kirchliche Establishment, gegen die reichen Pharisäer versucht. Ein derartiger Umsturzversuch endet auch heute noch oft tödlich. In der BRD steht auf derartigen Hochverrat heute immerhin noch „lebenslänglich“. Auch ich kann nicht ohne Urkunde auf einem rostigen Fahrrad nach Berlin fahren und behaupten, ich sei die neue Merkel.
Eine Mutter bemerkte in meiner Sprechstunde kritisch, hier im Nachbarort werde das „Vater unser“ (…und vergib uns unsere Schuld…) im evangelischen Kindergarten mit ihrem Zweijährigen gebetet. Das saß bei einem Hausbesuch bei der Familie noch auf Mutters Arm. Kinder sind nach deutschem Recht aus gutem Grund schuldunfähig. Besonders Zweijährige! Darüber sieht die Kirche hinweg.
Im Grunde handelt es sich um klassische Gehirnwäsche. Die kindliche Unschuld wird in der Hypnoseform Suggestion aus den Hirnen heraus gewaschen und durch schwerste (sogleich verdrängte) Schuldgefühle da ersetzt, wo objektiv gar keine Schuld besteht. Hier wird § 19 StGB umgangen: Die Schuldunfähigkeit unserer Kleinen bis zum 14. Lebensjahr. Man stelle sich vor, einem vierjährigen Kind würde gesagt, man habe seinen leiblichen Vater wegen der vom Kind begangenen Sünden zu Tode foltern müssen. Nun, Jesus steht manchen von uns so nahe wie unser leiblicher Vater. „Vater unser“, heißt es ja tatsächlich, und im Zeitalter der Trinität sind Gott, Sohn und Heiliger Geist ein Wesen. Schwere Folgeschäden an den Kindern werden also mit Billigung und unter den Augen unserer Psychiatrie in Kauf genommen. Deren Konflikt ist, dass sie als sich mehr oder weniger atheistisch verstehende Institution viel zuviel Gottangst, Höllenangst hat, um einer ernst gemeinten Bibelgott- oder Bibeljesuskritik fähig zu sein. Die Kernfrage Peter Schellenbaums, warum die Tiefenpsychologie nicht ausreichende Religionskritik aufbringt (siehe dort), ist damit geklärt. Zu ihrer Konfliktlösung braucht unsere Psychiatrie anscheinend einen christlichen Internisten.
Die Kirchen nutzen den Vorteil ihrer katholischen und protestantischen Kindergärten und den Vorteil der Suggestivsituationen ihrer Kindergottesdienste zu derartiger Gehirnwäsche. Dieser Vorteil kostet sie fast nichts: Die Kindergärten werden fast vollständig mit unseren Steuergeldern finanziert. Auch die Einrichtungen von Caritas und Diakonie werden übrigens zu 98 % von den Krankenkassen refinanziert (Quelle: idea Spetrum 4/2011). Die Kirchen seien die bisher beste Geschäftsidee, heißt es in dem Artikel in dieser Kirchenzeitung.
Der oben angesprochene Sühnegedanke ist lt. Papst Benedikt („Einführung in das Christentum“, Kösel) aber „außerchristlich“. Das sagt er allerdings zu einer Zeit, als er noch kein Papst, sondern Kardinal ist. Der Sühnegedanke habe mit recht verstandenem Christentum nichts zu tun. Er hat meines Erachtens mit Religion nichts zu tun. Er gehört in die Kategorie Missbrauch. Gott und unsere Kinder werden hier massiv missbraucht.
Neben ihrer „Schuld“ wird den Kleinen auch gleich noch ein Gottes- bzw. Gerechtigkeitsbild übermittelt, von dem Papst Benedikt sich ausdrücklich „mit Schrecken“ abwendet. Gott werde hier entwürdigt, Benedikt spricht, noch als Kardinal, ausdrücklich von einem „unwürdigem Gottesbegriff“. Der „finstere Zorn“ dieser Gerechtigkeit mache „die Botschaft von der Liebe unglaubwürdig“, so der im Jahr 2010 amtierende Papst. Ein Gott werde dargeboten, „dessen unnachsichtige Gerechtigkeit ein Menschenopfer, das Opfer des eigenen Sohnes, verlangt habe“. Benedikt kritisiert seine Geistlichen, wenn diese in „Andachtstexten“, wie es heißt, noch immer derartigen krankmachenden Aberglauben verbreiten und er kritisiert damit ebenfalls die 145 Lieder in meinem bis 2034 geltenden Gesangbuch, die unseren Kleinen ebenfalls vermitteln, Christus habe für sie so grauenhaft sterben müssen, zur Vergebung ihrer Sünden. Der Papst ist also an einer grundlegenden Änderung der bestehenden Praxis interessiert. Warum belässt er dennoch die krank machenden Lieder in den katholischen Gesangbüchern? Vielleicht hat er in seinem Amt nicht freie Hand. Ein Freund des Papstes weiß: Der, der am wenigsten Freiheit hat, ist der Papst. Der Vatikan ist halt nicht der Papst und mit Gift war man in Rom immer schnell zur Hand. Obduktionen von Päpsten sind im Vatikan, dem reichsten Italiener, nicht zugelassen. Auch die Hölle hatte Benedikt als Kardinal nahezu abgeschafft mit seinen Worten: „Damit ist die Hölle überwunden“. Heute tönt es mit dem Kirchenautor Hans-Werner Deppe wieder aus dem Erzbistum Paderborn: Jesus sei in seiner Hölle und mit seinen Feuerstrafen „schlimmer als Hitler“. Auch das beruhigt unsere Kinder nicht gerade.
Benedikt XVI. kritisiert mit seinem Wort von der „unnachsichtigen Gerechtigkeit“ hier aber auch indirekt die Sintflutgeschichte und die verbrecherischen Gräuel in Sodom und Gomorrha. Auch hier, bei diesem kirchlich behaupteten Holocaust, wendet er sich wahrscheinlich mit Schrecken von dieser Story ab, zumal sie erwiesen unwahr ist (weltweite Tiefbohrungen). Die Sintflut war eine Naturkatastrophe: Die plötzliche Entstehung des Schwarzen Meeres. Benedikt ist an dieser Stelle und als Noch-Kardinal, wie es im „Fokus“ vom 22. 11.2010 heißt, ein „Revolutionär“, einer, der Klartext spreche, einer der wahren „Provokateure“, die „von einem moralischen Fundament aus Widerstand“ leisteten, so das Blatt. Hier erwarteten wir also noch einiges! Doch als Papst machte Benedikt eine Metamorphose durch.
Die Frage steht auch an, ob in Elternabsicht ungetaufte Kinder in christlichen Kindergärten ebenfalls bei den Rollenspielen eingesetzt werden oder ihnen zuschauen müssen. Wird auch ihnen beigebracht, die Sintflut, diese Pflichtstory im christlichen Kindergarten, sei ein Akt der Gerechtigkeit gewesen? Ich sprach mit einem Religionslehrer über die Vermittlung der Geschichte an Kinder. Ich kritisierte die Sintflutgeschichte. Sie sei unwahr. Hätte sie stattgefunden, wäre sie der erste Holocaust an Juden gewesen. Wie könne man gegen Auschwitz sein und andererseits etwas gut finden oder gar tolerieren, was noch schlimmer ist.
Man könne aber auch die positiven Seiten Kindern darlegen, so der Einwand des Pädagogen. Acht Menschen seien schließlich ja auch gerettet worden. Ich erklärte, meine Patienten mit einem Borderline-Syndrom oder schweren Depressionen hätten sich nahezu durchgehend mit den ertränkten Tieren identifiziert und eben nicht mit Noah. Sie hätten ihren persönlichen Gott nicht mehr verstanden. Wir kamen überein, dass es tatsächlich nicht vorhersagbar ist, wie ein Kind auf die Geschichte reagiert, ob es sie als gerechte „große Hoffnungsgeschichte“ ( so ein Pastor hier am Ort zu mir) oder als einen Holocaust, als eine Gewalttat wahrnimmt, ob die Geschichte das Kind „krank“ oder „sterbenskrank“ macht, oder „zufrieden“. Kindern darf man die Geschichte nur erzählen mit dem sofortigen Hinweis, dass sie ebenso Lüge ist wie die Behauptung der Bibel, Noah habe nach der Flut, die vor etwa 6300 Jahren stattgefunden haben soll, noch 349 Jahre gelebt. Das geht nur bei Schildkröten und Eichen. Die eine Unwahrheit soll Angst bereiten, die andere gottesfürchtiges Erstaunen. Die globale Flut ist ein Dogma der Kirchen und für mich ein Dogma der Unmenschlichkeit. Der virtuose Karlheinz Deschner dazu: „So stark ist demnach die Gewalt früh einsetzender religiöser Dogmen, dass sie das Gewissen und zuletzt alles Mitleid und alle Menschlichkeit zu ersticken vermag.“ Tatsächlich hat Hitler die Sintflut grauenhaft nachinszeniert. Gottes Gerichte seien Ausdruck einer uns nicht immer einleuchtenden „höheren Ethik“, so die Kirchen. Man dürfe sie nicht kritisieren. Im Kinderbuch von Emil Maier-F. und Michael Liß: „Gott segnet Noach“, heißt es: „Dann sendet Gott die große Flut. Menschen und Tiere auf der Erde gehen unter. Später: „Da verendeten alle Wesen aus Fleisch, die sich auf der Erde geregt hatten, Vögel, Vieh und sonstige Tiere, alles, wovon die Erde gewimmelt hatte, und auch alle Menschen…. Gott vernichtete die Menschen, die seine Schöpfung sind, bis auf einen einzigen… In seinem Gericht zeigt sich auch seine Güte und Liebe.“ Es werden hier Irrationalitäten sichtbar, wenn es um Religion geht. Hier vermisse ich Vernunft und Urteilskraft. In einem Holocaust an Tieren und Menschen soll sich plötzlich eine Güte des Täters zeigen, die ihn sogar verehrungswürdig mache. Das geht an § 131 StGB vorbei und widerspricht damit der deutschen Gesetzgebung. Wir feiern Hitler ja auch nicht aus dem Grund, weil er als Führer nicht alle Juden vergaste. Also ich hatte als Kind die Grausamkeit der Sintflut schon erkannt. Mit taten die ermordeten Tiere leid.
Sabine Hirler schreibt das Kinderbuch „Arche Noah“, Ars Edition, zusammen mit Bernhard Oberdieck. Hirler: „Gerade die biblische Geschichte von Noahs Arche eignet sich sehr gut, den Kindern die Welt der Tiere und die Achtung davor zu vermitteln. Noah zeigt sich uns in der biblischen Geschichte als Mensch, der im Gegensatz zu seinem sozialen Umfeld noch religiöse und ethische Werte besitzt. Diese menschlichen Qualitäten haben heute noch eine große Bedeutung.“ Meine Analyse lautet anders: Bibelgott achtet die unschuldige Tierwelt doch wohl nicht, wenn er sie nahezu komplett ertränkt. Das Mitleid unserer Kinder mit grausamst ertränkten Tieren wird von der Autorin nicht erkannt und entsprechend bewertet. Wer nicht in dem Maße religiöse und ethische Werte wie Noah aufzuweisen kann, darf anscheinend gerechter Maßen mit Regenwasser im Zuge eines Holocaust ertränkt werden. Diese Foltermorde gehen eben nicht in Ordnung, auch nicht, wenn eine Autorität sie begeht: In diesem Fall einer der bekannten ca. 8 Millionen Götter. Hitlers zweifelhafte Lehre aus der Sintflutgeschichte war folgende: Man kann einen Holocaust veranstalten und bleibt doch in den Augen der Welt die Güte selbst. Hitler lernte als Kind: Rache kann ein ethisch hochwertiges, sogar göttliches Prinzip sein. Man kann nach Rachewaltung weiterhin als „gutes und gerechtes Wesen“ angesehen und verehrt werden. Schon aus diesem Grund muss die Sintflutgeschichte verboten werden. Sie verdirbt den Charakter. Von den Eltern mühevoll implantiertes gesundes Rechtsempfinden wird kirchlich mittels Gehirnwäsche ausgewaschen.
Papst Benedikt XVI. merkt in diesem Zusammenhang an: „Wer nicht bemerkt, dass Töten Sünde ist, ist tiefer gefallen, als wer das Schändliche seine Tuns erkennt…“ (in „Werte in Zeiten des Umbruchs“, Herder). In der Tiefe seines Herzens mag der Papst damit erkennen, dass die Durchführung des Holocausts Sintflut für Gott selbst eine Sünde bedeutet hätte. Rechtswidrige und von Moral losgelöste Gewalt sei Terror, so der deutsche Papst. Somit ist die Sintflut Terror. Der Glaube an Gott, der Begriff Gottes könne missbraucht werden „und wirkt dann zerstörerisch: Das ist die Gefährdung der Religion“, so Benedikt. Für das Gute solle man kämpfen: „Dann führen wir den wahren Kampf für die Menschen und gegen die Unmenschlichkeit“, so der Papst. Warum hört nur kaum jemand seiner Bischöfe auf ihn? Gottes Würde sei „unantastbar“. Recht hat er! Die „Mitte der Moral“ sei Liebe! Und eben nicht das Feuer in der Hölle oder die Sintflut, möchte ich ihm beipflichten. Papst Benedikt hat das Zeug zu einer Religionsreform.
In Heiko Frankes Buch „Religiöse Erziehung im Vorschulalter“, Calver, wird geäußert: „Ziel der religiösen Erziehung ist es, dem Kind zu einem vertrauensvollen Verhältnis zu Gott zu verhelfen.“ Dann wird aber im selben Buch phantasiert, in der „Sintflutgeschichte ist es zwar der Zorn Gottes, der zur Vernichtung der Erde führt, aber stärker als der Zorn ist sein Liebeswille…“ Die Grundlagen jeder Logik und Ethik werden hier missachtet, ein Holocaust verharmlost.
In der evangelischen Religionszeitung Factum 6/2010 sagt uns Rolf Höneisen über „Erdbeben in Haiti und Chile, …Wasserfluten in Pakistan“ mit „Szenen verzweifelter, schreiender kranker hungernder Menschen“, es sei nicht die Frage: „Warum lässt er das zu?“, sondern: „Was will mir Gott damit sagen?“ Mir fehlen wie so sehr oft die Worte. Wo sind Gottes Bekennerschreiben zu seinen Strafen? Warum sagt Gott nicht das, was er erreichen möchte, uns offen und gewaltlos im deutschen Fernsehen?
Einfach haben wir es nun, die grundsätzliche Frage zu klären, wie die beinahe absolute Mehrheit der Gläubigen manipuliert wird, damit sie die Sintflutstory als gerechten Akt und nicht als schlichten Holocaust wahrnimmt. Schon als Kleinkinder werden Getaufte und Beschnittene in Kirchen und Synagogen zitiert, und die Geschichte wird ihnen in Suggestion als wahr und als gerechte Sache verkauft. Dann wird ihnen schreckliche Angst, in diesem Fall Höllenfeuerangst gemacht, um widersprüchliche Gedanken schon im Keim zu unterbinden. Diesem Paket wird noch sog. Demut aufgepflanzt als Unterwürfigkeit gegenüber der Kirche. Gott selbst will diese Demut ja nicht. Er will keine Gläubigen, die zu einem Holocaust, den er nicht einmal begangen hat, „ja“ und „Amen“ sagen. Er braucht den mündigen, ihn gegen die Kirchen verteidigenden Christen. Wie brüchig doch aber alle unsere Ethik ist, wenn sie massiven Emotionen (hier Angst) ausgesetzt ist und Demut und Schweigen eingefordert wird. Das meinte Hannah Arendt mit der „Banalität“ des Bösen. Sie wusste: Banal ist das Böse nie, aber man kann unter Beeinflussung auch als Normalmensch verleitet bzw. missbraucht werden. Böse ist indes die Kirche, da sie über Höllenängste böse sich verhaltende Menschen erzeugt (Beispiel Kreuzzüge). Das soll nun ein Ende haben.
Frau Dr. Käßmann, unsere ehemalige Bischöfin, äußerte sich schlicht und für uns alle ergreifend folgendermaßen zum Thema Gewalt so:
„Jeder Mensch, der glaubt, dass er Gewalttaten religiös deklinieren könne, ist ein Gotteslästerer“.
Sie meint mit dieser Verallgemeinerung, Gott, der nach ihrem Glauben ja auch Mensch geworden ist, ist die Liebe und gegen jegliche Gewalt. So, wie sie erzählt wird, darf die Geschichte der Sintflut nach Auschwitz also nicht mehr vermittelt werden! Unsere spezifische nachkriegsdeutsche Verantwortung besteht nach Helmut Schmidt darin, Gewalttaten zu identifizieren, zu klassifizieren und anzuklagen. Auch unter dem Aspekt, dass in den Verfassungen Bayerns und Nordrhein-Westfalens die „Ehrfurcht vor Gott“ als das oberste Erziehungsziel benannt ist, verbietet es sich für die Kirchen, unserem Gott einen globalen Holocaust zuzuschreiben, der geologisch erwiesen nie stattfand. Echte Ehrfurcht vor Gott kennen unsere Kirchen demnach nicht. Im Gegenteil: Sie missbrauchen Gott.
Borderline-Erkrankung
Viele Ambivalenz-Symptome besonders der Borderline-Patienten erklären sich aus der Ambivalenz ihres Gott-Ichs, dieses Teils des Über-Ichs. Ihr „Gott“ gibt sich als „die Liebe“ aus, agiert aber voller ungerechten Zornes mit nackter Gewalt (bis hin zu befohlenen Steinigungen und Verbrennungen). Zudem will er auch geliebt werden, so sein „allerhöchstes Gebot“ an unsere Kinder. Wie kann ein überintelligenter kleiner Patient aber den Täter einer Sintflut lieben? Einerseits sucht das später kranke Kind die Nähe seines Gottes, andererseits wendet es sich mit berechtigtem, allergrößten Abscheu von ihm ab. Es resultiert die bekannte Borderline-Symtomatik der Ambivalenz. Die Erkrankten aus dem schizophrenen Formenkreis kommen verständlicher Weise mit ihrem Gott-Ich nicht zurecht, da es sich in allerhöchste Liebe und allerhöchste Grausamkeit spaltet. Das führt zu ihren gespaltenen Persönlichkeiten, zu ihrer Angst vor Nähe. Auf Liebe ist kein Verlass. Das treibt sie in die Isolation. Diese ist selbst gewählt: Von Schutzsuchenden aus allergrößter Angst heraus gewählt.
Psychiater sprechen oft von einer schizoiden Persönlichkeitsstruktur, wenn eine wirkliche Erkrankung noch nicht vorliegt. Sie entsteht, wenn das Über-Ich bzw. Gott-Ich nicht genügend Sicherheit und Geborgenheit und Zutrauen vermittelt. Einen Sonntag vermittelt das Gott-Ich Liebe, dann wieder die Aussicht auf schlimmste, ewige Folter. Misstrauen und Selbstunsicherheit sind die Folgen. Das Kind findet keinen Kontakt, da es allen Menschen, auch anderen Kindern misstraut. Dabei leidet es unter seiner Einsamkeit und wird in ihr noch misstrauischer. Es rettet sich vor „Gott“ in eine irreale Welt, eine Wahnwelt. Die Lösung Suizid steht dem Kind nicht offen, weiß es doch, dass Suizid als Sünde gilt und es dann in der Ewigkeit doppelt bestraft würde.
Goethe sagt uns dazu: „Ein Grundübel bei uns ist, dass auf die erste Erziehung zu wenig gewandt wird. In dieser aber liegt größtenteils… das ganze Sein des künftigen Menschen.“ Schizophrenien sind bei Hunden weitgehend unbekannt: Sie dürfen nicht mit hinein in unsere Kirchen. Gott sei Dank.