Die Widerlegung Freuds
von Frank Sacco
Vorwort Müller: Der Internist Frank Sacco dröselt den Ödipuskomplex nicht auf, aber er zeichnet ein Bild der dahinterstehenden Konflikte. Dazu bemüht er Sophokles, diverse Ängste und den Masochismus. Gott wird auch strapaziert, obwohl es ihn andererseits gar nicht gibt.
Die Widerlegung Freuds
von Frank Sacco
Dem Ödipuskomplex liegt nicht, wie Freud annahm, ein Vater-Sohn-Konflikt, sondern ein Gläubiger-Gott-Konflikt zugrunde – und damit ein klassisches Sacco-Syndrom mit seiner Angst vor jenseitigen Strafen. Ödipus fürchtete nach eigener Aussage die Strafe der Götter wegen Tötung des Vaters und Inzestes mit seiner Mutter Iokaste. Er fürchtete nicht, wie Freud lehrte, seinen Vater Laios oder gar die Kastration durch seinen Vater.
Wenn wir in die Originalarbeit des Sophokles, geb. 498 v. Chr., schauen, wird uns der Gott-Gläubiger Konflikt deutlich: Der Chor singt: „Du Voreiliger. Wie konntest du dein Augenlicht so grimm verlöschen!“ Ödipus hatte sich ja die Augen mit Nadeln aus dem Gewand seiner toten Mutter und Ehefrau ausgestochen. Diese hatte sich masochistisch erhängt. „Welcher Gott verstörte Dich?“, singt der Chor. Darauf Ödipus: „Nun bin ich gottverhasst, einer Befleckten Sohn“… „Bin ich doch ganz verhasst den Göttern.“ Also noch einmal: Hier geht es nicht um Kastrationsangst, sondern um Höllenangst. Freud ist an dieser so immens wichtigen Stelle von einem Internisten widerlegt. Er konnte aufgrund eines eigenen Sacco Syndroms nicht transzendental denken. Freuds „Sünde“: Er hatte Jahwe ermordet. Wie? Mit seinem bekanntesten Satz: „Religion ist Wahn“. Seine Angst übertrug Freud auf Generationen von Analytikern, Psychologen und Psychiatern.
Die Rache-Göttinnen sind es selbst, die Ödipus letztlich versöhnlich in ihren Hain aufnehmen. Sie sind nach der Sage durch das Opfer des Ödipus „versöhnt“. Ödipus ruft es aus: “ Erhabene…, zeigt euch versöhnlich mit mir“. „Die Götter sind versöhnt“, schreibt Heinz Politzer in „Ödipus auf Kolonos“. Ödipus ist geheilt. Er hat sich selbst geheilt. Wie? Über seinen berühmt gewordenen Augen-Masochismus.
Der gleiche Masochismus ist heute in der sog. „endogenen“ Depression verborgen. Der heute an Gottangst Erkrankte reißt sich nicht die Augen aus. Es ist nicht mehr Mode. Heute gönnt man sich nicht seine Fröhlichkeit. Man bringt Gott nicht sein Augenlicht, sondern als Depressiver seine Fröhlichkeit auf den Opfertisch. Der Witz ist nun Folgender: Es gab Zeus ja gar nicht. Also brauchte es auch kein Opfer, ihn sanftmütig zu stimmen. Und der Witz heute? Es gibt ja gar keinen im Jenseits strafenden Gott. Der ist nach Bischof Nikolaus Schneider, früher Chef der EKD, eine Erfindung, ein „Geschäft“ seiner Kirche zum Geldverdienen. Kindern Angst zu machen, ist Schneiders einträgliches „Geschäft“. Gewisse Sünder, schreibt Schneider, kämen nach einem Richterspruch Jeus in das ewige Feuer. Auch schreibt der Kirchenmann Hans-Werner Deppe: Unter Jesus, in Jesu Hölle, sei es „schlimmer als unter Hitler“. Kinder könnten dort froh sein um jedes „nicht brennende Körperteil“. Das ist nach § 241 StGB illegale Bedrohung. Es ist Terrorismus. Und der ist strafbar, denn er produziert, wie uns die Sage lehrt, als Innenaggression zweierlei: Masochismus und Erhängte – und wie ich lehre, auch Schizophrene, Autisten, Hyperaktive und Süchtige. Hoffen wir, dass die Psychiatrie ihre Angst überwindet und beginnt, Religion als das wahrzunehmen, was sie ist: illegaler Terror.