Die Neurose der Psychiatrie aus 2020
Von Dr. Rolf Reitis alias Frank Sacco
Die etablierte Psychiatrie ist psychiatrisch auffällig. Von ihrer Religion erkrankte behandelt man nicht kausal. Das überlässt man den Theologen bzw. Geistlichen. Was ist die Ursache? Man ist vergleichbar gläubig mit den amerikanischen Kollegen (1). Oft sind Theologen und Geistliche in der Familie, so bei Prof. Leuzinger-Bohleber, der Nachfolgerin Sigmund Freuds am gleichnamigen Institut in Frankfurt. Dabei ist man in der Eigensicht oft Agnostiker. Ein Hannoveraner Psychiater, dem ich etliche Fälle zur Einstellung auf Medikamente überwies, konnte sich nach eigener Angabe nie mit Patienten über das Thema Religion unterhalten. Seine Begründung: Er sei (in einem Sacco-Syndrom, der Verf.) zu sehr geschädigt. Zu viele Theologen gebe es in der Familie, ja sogar einen Superintendenten. Kirchlich induzierte Ängste machten ihn stumm. So machte ich die Psychotherapie – und er die Medikation. Wenn ein Psychiater meine Bücher lesen würde, würde derjenige verrückt, meinte er. So atheistisch man sich offiziell geben mag, so gläubig ist man in Wirklichkeit, soviel (meist verdrängte) Gottangst hat man. Analytisch ist es diese Angst, die Psychiater in einen Denkstopp (2), einen Sprachverlust (3) und einen Kunstfehler führt: Man schiebt die Erkrankten zu den „Verursachern“ ab (4). Sigmund Freud ist das Paradebeispiel für diesen Kunstfehler. Seine 260 klinischen Fälle in „Psychopathologie des Alltagslebens“ sind ausnahmslos (!) Sacco-Syndrome. Sie sind ursächlich in die vier „Sünden“ nach der Bergpredigt einzuordnen: Unaufrichtigkeit (57-mal), Selbstsucht (122-mal), sexuelle Unreinheit (39-mal) und Lieblosigkeit 42-mal), so der Schweizer Internist und Psychotherapeut Paul Tournier.
Ein Beispiel: Freuds Vorzeigepatientin Elisabeth zu R. litt extrem unter einer Fibromyalgie. Sie hatte, indem sie ein Auge auf ihren Schwager geworfen hatte, eine Gedankensünde begangen. „Für Gedanken kann man doch nichts“, so Freud zu ihr. Schon war alles besser. Doch die Bibel sagt das Gegenteil: Wer derart sündige Gedanken habe, solle sich besser einen Arm abhacken oder ein Auge ausreißen, als in Jesu Feuerhölle zu kommen. Damit ist der sog. christliche Glaube mit seiner Bergpredigt a. völlig unchristlich und b. für jedes nicht debile Kind ein schweres Trauma. Denn die Bibel macht aus Jesus einen folternden Despoten. Freud schafft es nicht, den Glauben direkt anzugreifen. Zu groß sind seine eigenen Schuldgefühle, litt er doch selbst als „Mörder“ unter einem Sacco-Syndrom (5). „Glauben Sie doch der Bibel nicht, diesem orientalischen Märchenbuch.“ Das wäre in Memoriam des Aufklärers Friedrich des Großen ein wirklich heilsamer Satz in einer Therapie gewesen. So bekam Freud seine Patientin nur halb gesund. Gottangst war es, die ihn zu der Anweisung führte, man dürfe Patienten ihre Religion keinesfalls nehmen. Dabei hatte er sie an anderer Stelle als Wahn bezeichnet. Doch gerade das, das Ausreden krankmachender Religionsinhalte, das muss man als Therapeut, hat man Patienten mit einem schweren Sacco-Syndrom, bspw. in einer Fibromyalgie, einem ADS, einem Autismus, einer Schizophrenie, einer Sucht oder einer Depression vor sich. Was wir uns beim Islam an Kritik nicht scheuen, denken wir bpsw. an den Befehl, Ungläubige zu töten, muss man sich im Christentum trauen. Die Patienten sind dann auch über klare Worte dankbar, die ihnen ihre Religion als Wahn bzw. als Werk einer ebenso hochintelligenten wie brutalen Geistlichkeit beweisen. Die scheut sich bis heute nicht, Kindern ewige Folter in einer Hölle anzukündigen (7). Freuds Gutheissen der insofern fundamentalistischen christlichen Religion als ein „positiver Resilienz-faktor“ ist bis heute, so unwissenschaftlich es auch ist, State of Art.
Auch in der Bevölkerung finden wir dieses Gutheissen. Äußerungen von Kitakindern werden von Eltern meist und gern ignoriert. „Omi, da kann man auch verbrennen“, so ein Kind aus dem hiesigen Steinweg. „Gute Menschen kommen in den Himmel, schlechte in die Hölle“, so ein anderes aus dem Suerfeld. „Ach das sind doch Kinder“, so unser Pastor dazu. Nabelkoliken und Bettnässen beobachtete ich nach schulischer Besprechung der „Zehn Plagen“, bei denen Jahwe genau die verkehrten bestrafte: Das Vieh und die ältesten Knaben der Ägypter. Ob Christen oder Juden, „Gesunde“ sind entsetzt, benenne ich die Sintflut (also die „gerechte“ Vernichtung der ersten Sündergeneration vor ca. 8000 Jahren) als ersten Holocaust. Ja ziehe ich analog des Nobelpreisträgers Isaak B. Singer den Hitlervergleich, errege ich starke Abneigung. Auch wegen des diesbezüglichen Vergleiches lockte mich die Niedersächsische Ärztekammer am 17.11.2009 zu einem „Gespräch“ nach Hannover, um mich vom Kammerpsychiater Dr. M. illegal und ohne Belehrung begutachten zu lassen. Er schloss es in unglaublicher Ignoranz des Schrifttums als sicher aus, dass überhaupt ein Kind durch ein Vor-Augen-Führen der Hölle erkranken könne.
Schon Goethe wies Bischof Bristol mit klaren Worten auf das Verbrechen der Kleriker hin, Gläubige in ein Sacco-Syndrom zu führen:
„Und ferner, wenn Ihr durch Eure Predigten über die Schrecken der Höllenstrafen die schwachen Seelen Eurer Gemeinden ängstiget, sodass sie darüber den Verstand verlieren und ihr armseliges Dasein zuletzt in einem Tollhause endigen!“ (6). Goethe (1749-1832) dachte damit auch an die dreißigjährige eccclesiogene Schizophrenie seines Zeitgenossen Hölderlin (1770-1843). Goethe schimpft über den „einreißenden Pietismus“. Das Mittelalter habe sich „eingeschlichen“. Das Christentum sei eine „menschenfreundliche Lehre“. Aber „von Anfang an hat man sie verunstaltet“ (Seite 356).
Zum anderen spreche mein Vergleich „Gott“- Hitler für eine Geisteskrankheit, so der Psychiater. Ja aber mit WEM soll man DIESEN „Gott“ sonst vergleichen? Doch wir Internisten leben von Vergleichen. Und ist nicht ein Sterben durch Regenwasser für Kleinkinder wirklich noch einmal erheblich grausamer als durch Gas? Ich müsse „stationär“, so Mayer-Amberg. Auch missfiel ihm mein Brief an seine Dachgesellschaft, die DGPPN, man möge besagten Kunstfehler unterlassen. Kassenversicherte haben ein Recht auf ärztliche Therapie. Sie zahlen dafür. Um mich zu schädigen, brach Mayer-Amberg gar die vereinbarte Schweigepflicht! Später log meine Kammer: Man habe gar keine Schweigepflicht vereinbart. Mein an anderer Stelle ausführlich beschriebener Spießrutenlauf durch die Institutionen begann. Jetzt soll ich meine Arztzulassung hergeben. Das werde ich nicht tun.
An sich bedeutet der Hitlervergleich den Tod des konventionellen „Christentums“. Es hat diesen seinen Tod redlich verdient. Für Millionen Kinder es die schwerste Kinderkrankheit, so Tilmann Moser (8). Nach Rilke ist es Gift und Glut. Ja soll und kann denn ein heute schon folternd strafender Gott uns einmal richten? Doch auch Bischöfin Käßmann „tötet“ das Christentum durch ein seltenes, kirchliches Schuldeingeständnis: Bei Kindern bewirke es über das bestehende Höllendogma (7) Erkrankungen mit „tief existentiellen Ängsten wie Luther“. Krank machen darf Religion auf gar keinen Fall. Auch muss eine solche Dysreligion (Nietzsche) nach dem Verursacherprinzip für die ärztlichen (!) Therapien der Erkrankten aufkommen. Und die kommen heute „durch alle Ritzen“ (2). Das Mittelalter ist zurück. Letztlich entzieht noch die Staatsanwaltschaft Freiburg im Br. der Geistlichkeit ihren so quicklebendigen Jesus, den sie zum Foltern in einer Hölle ja so dringend benötigt. Er sei doch tot. Er sei unschuldig. Ich hatte ihn, den vermeintlich Auferstandenen, wegen Planung des Terroranschlages Apokalypse angezeigt. So etwas darf man hier nicht planen. Es ist eine Straftat.
Dem genannten Kunstfehler liegt also ein eigenes Sacco-Syndrom der Psychiatrie zugrunde. Hiermit erklärt sich auch der hohe Krankenstand meiner dortigen Kollegen. Den beschreibt Wolfgang Schmidbauer im Buch „Hilflose Helfer“. Bei entsprechenden Patientenkontakten laufen sie ungeschützt, weil unausgebildet, in das Messer des Syndroms. Extrem sei die dortige Suizid- und Krankheitsrate 17 % würden einen oder mehrere Aufenthalte in Psychiatrien aufweisen. Ca. 40 % sind stoffgebunden abhängig. Fortbildungen über das Thema Religionsschäden gibt es nicht. Ja man lehnt sie diese ebenso entrüstet ab wie jede gutgemeinte und ja dringend notwendige Kritik.
1. L.I. Hofmann: Doktorarbeit Universität Oldenburg: „Religiosität und Spiritualität…“
2. Prof. Leuzinger-Bohleber: Die Zeit vom 31. 3. 2010 …das „Denken fehlt“
3. Chefarzt Manfred Lütz: Gespräche über Religion gelten als „verpönt“
4. Dr. Rüber Winterhoff, Celle als Vortragender in Müden / Örtze: zu den „Verursachern“
5. Frank Sacco, alias Dr. Rolf Reitis in www.frank-sacco.de
6. Johann Wolfgang von Goethe in „Gespräche“, Büchergilde Gutenberg, Frankfurt a. M. , S. 471
7. Bischof N. Schneider im 21. Jahrhundert: Gewisse Sünder kommen in das ewige „Feuer“ Jesu. Autor und Verleger Hans-Werner Deppe: „Wie wird es in der Hölle sein?“ Man werde dort „froh sein um jedes nicht brennende Körperteil“. Trost wie unter „Hitler“ werde es in der Hölle nichtgeben.
8. Tilmann Moser. „Gottesvergiftung“