Hier: Rezension des Buches von F. Sacco unter dem Gesichtspunkt des Sacco-Syndroms
Das Buch befasst sich vorwiegend mit körperlichen Misshandlungen, meist durch Erziehungspersonen. 200.000 Kinder werden in der BRD so pro Jahr Opfer von Gewalt bis hin zur Kindstötung. Kinderärzte, so der Tenor, „helfen“ oft beim Vertuschen. Man schaue allzu gern weg. Erschütternd sind die genauen Fallschilderungen aus der Arbeit der Rechtsmediziner aus dem Berliner Institut für Rechtsmedizin der Charité. Seit dem Jahr 2000 haben Kinder lt. BGB ein Recht auf gewaltfreie Erziehung. „Körperliche Strafen und seelische Verletzungen und andere entwürdigende Maßnahmen sind unzulässig“, heißt es in §1631, Abs.2 BGB. Das Buch erzeugte sehr viel Zuspruch und auch einigen Aufruhr und teilweise erhebliche Kritik, z. B. durch die Standesorganisation der Kinderärzte. Der Präsident des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte zeigte die Autoren bei der Ärztekammer an. Auch mir sollte die Approbation entzogen werden, weil ich gegen die Amtskirchen und die teilweise von ihnen psychisch und finanziell abhängigen Psychiater Protest einlegte.
Das Sacco-Syndrom, die Erkrankungen also durch unsere christliche Religion mit ihrem fundamentalistischen Höllendogma entsteht vorwiegend über seelische Misshandlung. Doch diese kann potenziert werden, wenn ein Geistlicher auch körperlich züchtigt, wie der Papstbruder Georg es tat. Fürs Kind ist das, als wenn Gott schlägt. Es kann die einzelnen Über-Ich-Strukturen noch nicht auseinanderhalten. Wenn Bischof Nikolaus Schneider, der Nachfolger Bischöfin Kässmanns, als Chef der Evangelischen Kirchen Deutschlands unseren Kindern die seiner Meinung nach „verstörende Botschaft“ schreibt, gewisse Sünder kämen in das „ewige Feuer Jesu“, in dem es nach dem katholischen Kirchenautor Hans-Werner Deppe sogar bis 6000 Grad heiß sein könne, dann betreiben beide die schlimmste Form einer seelischen Gewaltanwendung, die Androhung ewiger Feuerfolter. Das ist ein Verbrechen, denn der genannte Jesus ist am Kreuz gestorben. Juristisch ist er also tot. Der Mann, hinter dem Kleriker ihre eigene Grausamkeit verstecken, den sie als Alibi für ihr Verbrechertum heranziehen, ist juristisch tot. Ein wie auch immer gearteter „Auferstehungsglaube“ fasst in der Justiz nicht. Kleriker, die mit Jesu Hölle drohen, werden also auch nach § 241 StGB Bedrohung an Kindern und Erwachsenen schuldig.
Im Text werden die Mittel des Missbrauchs genannt: „Worte, Demütigung oder sog. Sanktionsstrafen“. „Solche seelische oder emotionale Misshandlung“ sei „oftmals noch schädlicher für die Entwicklung des Kindes, insbesondere für die Selbstachtung“. In der Kinder- und Jugendforschung gelte „emotionale Misshandlung daher als der potenziell schwerwiegendste Einflussfaktor für eine beeinträchtigte seelische oder geistliche Entwicklung des Menschen (siehe „Kindesmisshandlung“. Heidberg 2008, Seite 198)“. Liebesentzug zerstöre die Fähigkeit von Kindern, eine stabile und vertrauensvolle Beziehung zu einer Bezugsperson aufzubauen. Hier ist anzumerken, dass Kleriker fortwährend die Liebe Gottes zum Kind infrage stellen.
Gegenüber gewissen Sündern werde Gott nach einem „Jüngsten Gericht“ als Folterer auftreten. Seelische Misshandler seien, so die Autoren aus der Charité, „Folterer der besonders perfiden Art“. „Die Wunden, die sie ihren Opfern zufügen“, seien unsichtbar, heißt es im Text. Oft stellten sich Bauchschmerzen und Einnässen ein, vielfach auch Essstörungen, Selbstverletzungen und Suizidversuche. Strafanzeigen solle man stellen, denn Gewalt in der Erziehung sei „kein Kavaliersdelikt“.
Eigene Fälle: Im Jahr 2009 kam ein Kind mit Bauchschmerzen in Begleitung der Mutter. Der Bauch war unauffällig und weich. Im Religionsunterricht waren die „10 Plagen“ durchgenommen worden. In der Geschichte tötet „Gott“ alle erstgeborenen Söhne der Ägypter und das Vieh in deren Ställen, um die Israeliten vom Joch des Pharaos freizubekommen. Es wurde dem Kind also ein verbrecherischer oder psychisch kranker „Gott“ demonstriert, der unschuldige Kinder tötet, statt andere Wege zu gehen, um eine Ausreise der Versklavten zu ermöglichen. Hier können wir uns eine vorübergehende Narkose für die Ägypter vorstellen. Trockenen Fußes wären die Israeliten ins gelobte Land gekommen. Da das Kind „wusste“, dass „alle Gerichte Gottes gerecht“ sein sollen, sah es sich selbst diesem ungerechten „Gerechten“ ausgeliefert. Schlimmer als Hitler sei Jesus in seiner Hölle, so Deppe. Das ist in der BRD strafbare Gotteslästerung, wenn man andererseits behauptet, Gott sei die Liebe. Ein Junge kam damals mit demselben Trauma als Bettnässer zu mir. Er sei ja „auch das älteste Kind“ in seiner Familie. Man beschwerte sich bei meiner Ärztekammer, ich würde „bei Appendizitis“ Kindern nach ihrem Religionsunterricht fragen, so der Psychiater der Kammer bei einer Vorladung. Ich hatte den Eltern geraten, mit den Lehrern zu sprechen. Auch führte ich ein Gespräch mit dem Direktor und einem Religionslehrer. Im Jahr 2017 kamen erneut zwei Fälle. Wieder waren es die „Plagen“.
Eine Patientin von mir, evangelisch, wurde als Kind regelmäßig von einem Pastor sexuell missbraucht. Er drohte dem Kind, es werde in die Hölle kommen, wenn es den Eltern etwas sage. Bischöfin Käßmann entschuldigte sich bei der Patientin. Als ich in der Evangelischen Stadtmission Freiburg i.Br. den Fall vortrug, sagte man mir, das sei doch „bekannt, dass das so gemacht“ werde. Hier wird eine perfide Routine offenbart. Mit der nach Karl Jaspers größten Angst des Menschen lässt sich perfekter Missbrauch vollziehen.
Ein anderer Fall wurde im Der Spiegel beschrieben: Ein Priester verband einem Knaben in der Beichte die Augen. Er werde jetzt einen Schwamm in den Mund bekommen, wie ihn Jesus am Kreuz gereicht wurde. Nach erfolgter Ejakulation durfte sich das Kind den Mund auswaschen. Sexueller Missbrauch während einer Beichte vollzogen hat folgende „Vorteile“: Man sagt dem Kind, das Geschehene unterliege dem Beichtgeheimnis. Auch sei für einen Knaben Sünde, sexuell mit einem Priester zu verkehren und dazu noch auf homosexuelle Weise. Die Kinder mussten den an ihnen vorgenommenen Sex also jedes Mal beichten.
Auch hier wird Angst vor der Hölle mit System eingesetzt. Der seelische Missbrauch macht den sexuellen erst möglich. Überhaupt: Kindern Ängste vor dem Jenseits zu machen, befriedigt über einen Sadismus, diese Abart von Sexualität, den Trieb bei Priestern. Es ist ihnen ja jede natürliche Form der Triebbefriedigung dogmatisch untersagt. Müsste es nicht aus diesen Gründen katholischen Priestern zur staatlichen Auflage gemacht werden, mindestens 14-tägig normalen Sex mit einer erwachsenen Frau oder einem Mann nachzuweisen, zumal eine staatlich verordnete „Sünde“ doch gewiss am Jüngsten Tag zu den „lässlichen Sünden“ gezählt werden wird?