Der Kierkegaard -Test
Test vollzieht sich im Stillen und gibt Auskunft, ob der Testteilnehmer an Gott glaubt oder an so etwas wie die Hölle. Der Test ist hilfreich für Patienten, wenn sich im Behandlungsverlauf zeigt, dass es wichtig für sie ist, ihren geäußerten Atheismus oder von ihnen negierte Höllenangst kritisch zu überdenken.
Die Testperson wird gefragt, ob sie sich hineindenken kann in die Situation, in der Kierkegaards Vater Gott verfluchte. Oder in eine ähnlichen Situation, wie sie Kierkegaards Vater durchmachte. Zahlreiche Varianten sind möglich.
Je mehr Gottglaube da ist, umso schwerer wird die Vorstellung des Verfluchens fallen, es sei denn, der Proband ist der festen Überzeugung, dass Gott ein Fluch nichts ausmacht. Dass es sozusagen am guten Verhältnis zu Gott nichts ausmacht. Oder, dass ein Verfluchen nichts ausmacht, weil es tatsächlich keinen Gott für ihn gibt. Der Kern des Testes ist der: Kann sich der Probant (Atheist oder Gläubiger) vorstellen, den Satz „Ich verfluche Gott“ laut auszusprechen.
Je schwerer die Vorstellung der Testperson fällt, umso mehr glaubt sie nicht nur an Gott, sondern auch an eine schwere Strafe (Höllenstrafe) wegen dieses Verfluchens. Der Grad einer Höllenangst kann ermittelt werden und ein Sacco-Syndrom unter Umständen direkt und für den Klienten nachvollziehbar diagnostiziert werden. Zur Testsicherheit gehört, dass die Antwort stumm bleibt, wenn der Proband meint, verfluchen zu können. Denn ein lautes Verfluchen oder schon die Äußerung, dass man es könne, kann sich auch noch nach Jahren negativ auswirken: Es könnten schwere Schuldgefühle auftreten. Ohne Ausbildung darf dieser Test von Therapeuten und Laien nicht angewandt werden.
Relativ locker kann auch Janosch (er schrieb 300 liebevolle Kinderbücher) Gott verfluchen. So steht es in der Zeitung „Die Welt“ am 4. Advent 2010. Erzogen wurde er bei den Jesuiten. Bei ihnen holte er sich seinen seelischen Missbrauch ab. „Weihnachten ist mir ein Fest des Grauens“, schreibt er. Er habe bald begriffen, „dass Gott …seinen Sohn ermorden ließ, den Menschen als Mörder dingte. Nichts geschieht ohne seinen Willen und er ist allwissend und er wusste immer, was geschehen wird.“ Und: „Saufen ist eine Kunst. Kann man bei mir lernen.“ Unklar bleibt in dem Interview, ob Janosch tatsächlich mit 79 Jahren noch das Gottesbild hat, das er hier beschreibt. Er lässt sich nicht gern auf den tiefsten Grund seiner Seele blicken. Möglicherweise ist sein Hadern mit „Gott“ auch Grund für seine Zuneigung zu einem Gläschen Sangria. Dann könnte ihm ein renoviertes Gottesbild, wie ich es aufzeige, helfen. Janosch lebt auf Teneriffa. In den Bergen. Nahe beim wirklichen Gott. Und dieser Gott weiß Janoschs Fluch ebenso einzuschätzen und sogar zu schätzen, wie seine vielen Kinderbücher.
Kenn jemand seine Adresse?