a. Weibliche Beschneidung
Es gilt, die bisher vorwiegend religiös interpretierte Beschneidung (kurz RIB) weiblicher Kinder zu untersuchen. Denn einmal ehrlich: Gott besteht nicht darauf. Denn sonst hätte er Klitoris, Schamlippen, Vorhäute und jegliche Lustgefühle beim Sex einfach nicht ursprünglich eingeführt. Gott Dummheit zu unterstellen, das geht nicht. Das meint auch Jesus im Thomasevangelium (s.u.). Wer hat also Interesse an weiblicher Beschneidung? Wer hat ein Motiv, das zutun? Bei jedem Verbrechen müssen wir nach dem Motiv fragen. Weibliche Beschneidung führt dazu, dass Lust an Sexualität möglichst stark gedämpft wird, ja es „im Idealfall“ nicht mehr möglich ist, überhaupt Geschlechtsverkehr zu haben. Wer kann das wollen?
Es sind alte Frauen, die das Ritual durchführen
(und neuerdings vielleicht auch Chirurgen im Auftrag dieser Frauen). Ist da ein Motiv denkbar? Die alten Frauen wollten in Urzeiten ihre alten Männer nicht an attraktive jüngere Frauen verlieren und damit selbst „überflüssig“ und existenziell bedroht sein. Da war ganz einfach Angst vorm Verhungern. In schlechten Zeiten wird der Stamm denjenigen Mitgliedern keine Nahrung mehr übriggelassen haben, die keine Kinder mehr bekommen konnten und die man auch sonst als „unnütz“ einstufte
Eine Beschneiderin fragte Mohammed, ob sie weiter beschneiden solle. Der Prophet angeblich: „Ja. Aber nicht zu viel.“ Ein bisschen vom Genitale sollte schon noch übrig bleiben – so die Sage. Denn eine zu starke Verstümmelung machte u. U. Fortpflanzung unmöglich oder führte gar zum Tod durch Infektion. Der Op.-Saal war ja schließlich die Wüste. Hier gab es also den Interessenkonflikt Stamm – Alte Frau. Der Konflikt besteht noch heute. Und der Op.-Saal ist immer noch die Wüste. Eine zuoperierte Frau ist für jeden Mann sexuell relativ uninteressant. Warum muss ich hier nicht näher erläutern.
Neben der körperlichen gibt es auch die psychische Beschneidung. Eine Jüdin zum Beispiel musste bis zur Hochzeit heterosexuell abstinent bleiben, wollte sie nicht in das fegefeuerartige Gehinom. Rabbiner drohen damit. Es wird als unklar erachtet, ob das Gehinom zeitlich überhaupt begrenzt ist. Soweit ich weiß, gilt dies alles auch noch heute. Hier wird also mit Angst (und nicht mit der Rasierklinge) beschnitten bzw. Keuschheit erzielt.
Auch bei der psychischen Beschneidung ist der Einfluss der Alten Frau auf den Stammesfürsten denkbar, lebte oder lebt dieser nun in Nigeria oder im östlichen Mittelmeerraum. Sie hat Angst vor dem Verlassen werden und gebietet der Sexualität der jüngeren Konkurrenz oft mit all ihr zur Verfügung stehenden Macht Einhalt. Am liebsten näht sie zu oder macht die Wunschvorstellung, die Konkurrenz möge nur im sicheren Hafen einer Ehe sexuell aktiv sein, zum religiösen Dogma. Da häufig auch dem Mann heterosexueller Verkehr erst nach der Heirat möglich bzw. erlaubt war bzw. ist, wurden letztlich schon Kinder an ihn verheiratet. Immerhin, so blieb die Geschichte halbwegs im Rahmen und erträglich – wenigstens für die Alte Frau.
Liegt die Schuld an der weiblichen Beschneidung also nicht, wie bisher angenommen, beim Mann, sondern bei den Frauen – bei Frauen, die ihre Männer im Griff haben und sie nur in dem Glauben lassen, es bestünde so etwas wie ein Patriarchat? Männer sind tatsächlich selten durch sexuelle Erregung bzw. Erregbarkeit von Frauen ernsthaft irritiert. Im Gegenteil: Meist hebt sich männliches Selbstwertgefühl, während es bei „Frigidität“ der Frau sinkt. Da fühlt sich der Mann oft als Versager. Regelmäßig spielen Prostituierte Männern daher Superorgasmen vor: Dann kommen die Kunden wieder. Das Beschneidungsritual zeigt aber sehr schön, dass vor allen Dingen
der pervertierte Anteil der Religionen nicht gott- sondern menschersonnen
ist. Menschliche Interessen und vor allem Angst spielen hier die Hauptrolle. Es sind alte Männer und ihre Frauen die sich die Wünsche und Gesetze der Götter ausdenken. Die Deutsche Bischofskonferenz DBK denkt zur Zeit darüber nach, wie es mit Gottes Meinung in der Frage der Beichte einer wiederverheirateten Frau steht.
Auch der höllenpredigende Priester hat im Grunde Angst um seinen Arbeitsplatz. Er glaubt, ohne einen zornigen Rachegott verhungern zu müssen. Denn die Bibel gibt ihm nach Joh. 20.23 die Möglichkeit, den Zorn Gottes von uns allen abzuwenden – so das Dogma. In der Praxis geht das so: „Deine Sünden sind Dir vergeben, meine Tochter.“ Je ärger der Priester den Zorn seines Gottes und die Hölle schildert, umso mehr glauben die Gläubigen, ihn zu brauchen.
Insofern ist religiöse Angst bares Geld.
Bischof N. Schneider spricht sehr richtig von einem „Geschäft“ mit der Angst. Das gilt aber nur für die Geistlichkeit. Unser Volksvermögen wird durch deren Verhalten drastisch reduziert. Zum einen sind Psychiatrien teuer, besonders die geschlossenen Abteilungen, zum anderen sind Psychotiker in der Regel nicht arbeitsfähig. Sie müssen ernährt werden. Ein Leben lang. Und was noch trauriger ist: Das Leben als psychisch Kranker ist oft von grauenvollem Leiden geprägt. Dabei ist dieses Grauen unnötig. Es gibt ja keine z. B. mittels Feueranwendung strafenden Götter. Denn die haben – im Gegensatz zu etlichen Menschen – noch alle Tassen im Schrank. Das ist übrigens das einfachste und sicherste Unterscheidungsmerkmal zwischen wirklichen Göttern und wirklichen Menschen.
Wir lernen also, auch und speziell in Sachen Religion immer nach dem Motiv zu sehen. Handfeste menschliche Interessen bestimmen letztlich den Inhalt von Religionen oder den Inhalt der Gedanken von Göttern. Das Motiv einer Auferstehung eines Gottes zum Beispiel ist finanzieller Art. Ein toter Gott ist nicht zu vermarkten, da er Kindern nicht ewige Folter androhen und nicht selbst foltern kann. Ohne Angst vor dieser Folter aber kein Geld in den Kassen der Kirchen – kein „Geschäft“. Das ist die Befürchtung des Klerus. Sie befürchten alleine mit dem Predigen von Nächstenliebe und einem gewaltfreien Gott noch leerere Kirchenbänke als sie jetzt schon vor sich sehen. Die Wiederzulassung von Frauen zur Beichte könnte so manchen Kirchenaustritt verhindern helfen.
Unbeschnittenes kleines Glück
b. Männliche Beschneidung
Die männliche Beschneidung wird von Männern durchgeführt. Alte und ältere Männer haben also ein Interesse daran. In früheren Zeiten war Beschneidung wohl die Entfernung des gesamten Penis bzw. deutlich mehr als die Vorhautentfernung. Sie wurde bei Kindern oder Personen durchgeführt, damit die sich nicht an den Haremsdamen der Führungsschicht vergreifen konnten. Der mit den meisten Damen hatte die Macht und damit das Geld bzw. den Reichtum. Die Penislosen sollten – wie bei den Bienen – die Arbeiter werden. Sie wurden über diese recht rabiate Methode einfach nicht zum Vögeln zugelassen. Ob jemand bei so einer Penisamputation starb, war ziemlich einerlei. Im Gegenteil: Da war ein Esser weniger. Und zur Begattung von 40 Frauen braucht es ja nur einen Mann. Nun ja:
Der Menschlichkeit von Menschen haben die Menschen schon immer enge Grenzen gesetzt.
Und auch heute ist es noch so: Auch noch so große Unmenschlichkeit, auch eine noch so große Schweinerei lässt sich immer verkaufen, wenn ein Gott sie angeblich angeordnet hat, wenn sie „Religion“ ist oder dazu gemacht wurde. Man soll nicht unnötig religiöse Gefühle Erwachsener verletzen. Manchmal geht es aber nicht anders. Denn wichtiger ist, dass „Religion“ nicht den Seelen und Körpern von Kindern Schaden zufügen darf. Dann ist es keine Religion mehr. Menschlicher Egoismus als Motiv ist keine Religion, sondern Dysreligion.
Die Vorhaut des Mannes, meine Leserinnen, müssen Sie sich als einen Schutz vor Verletzungen denken. Das war besonders wichtig, als wir Männer zu Urzeiten noch auf allen Vieren durchs stachelige Unterholz streiften. Darum hat jeder Vierbeiner eine Vorhaut. Heute schützt bei uns Zweibeinern den Penis eine Stoffhose (beim Spaziergänger) oder die Lederhose (beim Motorradfahrer). Und das besser als jede Vorhaut. Ihren göttlichen Bestimmungszweck hat sie daher verloren. Ausnahme: Im Nudistencamp in Jugoslavien.
Und doch ist ihr Fehlen so wichtig: Das beschnittene Kind soll wissen, dass die Macht über sein Leben und seine Vorhaut (und damit seine Sexualität) andere haben: Stammesführer, Geistliche, Götter. Die Vorhäute erwachsener Feinde galten in den Wüstenstaaten am östlichen Mittelmeer lange als begehrte Trophäe. 200 feindliche Vorhäute beschaffte David als Mitgift, da König Saul ihm für 100 Vorhäute seine Tochter Michal versprochen hatte. Doppelt hält besser, hatte der Schlächter David da wohl gedacht. Natürlich kam man erst an eine solche Vorhaut, wenn man den an der Vorhaut hängenden Rest des Menschen erschlagen hatte (Quelle: 1 Samuel 18, 25-27). Feinde halten ja nicht so still wie wehrlose Säuglinge. Geistliche dürfen auch in Deutschland bis zur Körperverletzung gehen. Wir verlangen aber heute die gültige Unterschrift des lebendigen Jahwe, die ausweist, dass er tatsächlich die Vorhäute weg haben will, obwohl er sie ja mit Bedacht geschaffen haben soll. Talmud und Tora ist heute juristisch ohne geltende Unterschrift von Göttern ebenso Makulatur wie die Bibel.
Wie wichtig aber plötzlich „Religion“ bei modernen Moslems und Juden ist, sehen wir an der Kritik während der Beschneidungsdebatte in den Jahren 2012/13. Jahwe, so das Dogma, lässt jeden unbeschnittenen Juden aus dem Volk herauswerfen. Das ist gemein, denn zu Urzeiten bedeutete das nahezu den Tod: Man fand sich als Kind in der Wüste wieder und hatte dasselbe Schicksal wie Kinder, bei denen nur der Vater jüdischer Abstammung war. Es gilt schlicht als Sünde, einen jüdischen Jungen nicht zu beschneiden. Jahwe habe geäußert, so in der Tora, in der Beschneidung schließe er einen Bund mit dem Knaben (Ex 30,6). Nun, das mit dem Bund hätte man auch anders bewerkstelligen können als mit einem im Einzelfall so gefährlichen Eingriff. Ein kleines Tattoo unterhalb des Nabels hätte ausgereicht – oder, wenn es schon unbedingt Blut sein musste, ein sauber abgetrenntes Ohrläppchen.
„Unzumutbar“ findet der Kinderchirurg Dr. Maximilian Stehr von der Uniklinik München medizinisch unnötige Beschneidungen in der heutigen Zeit. Im Säuglingsalter durchgeführt, haben 11 % der Kinder Komplikationen wie Nachblutungen, Entzündungen und Verletzungen der Harnröhre. Nachoperationen sind die notwendige Folge. Im Juli 2011 vertrug ein Kind die Narkose nicht. Nun liegt es „schwerstbehindert für den Rest seines Lebens“ auf der Intensivstation der Uni München (Quelle: Der Spiegel, 30/2012). Wenn ein allmächtiger Jahwe schon die Indikation für einen vermeidbaren Eingriff stellt, ist er auch für entstehende Komplikationen verantwortlich – bzw. muss schon ihre Entstehung verhindern. Wenn es eng wird in München, darf er nicht in den Urlaub fahren oder bereits dort sein. Im Grunde halte ich natürlich diesen angeblichen Bund mit Jahwe für ein Märchen – wie es sich ja auch für ein ordentliches Märchenbuch gehört. 250 Tote gibt es in den USA jährlich durch die Beschneidung. Das ist nicht viel – aber immerhin.
Auch atheistisch sich einstufende Juden lassen oft ihre Söhne auch in Zeiten von Wasser und Seife „aus hygienischen Gründen“ beschneiden. Das dürften meist vorgeschobene Gründe bei noch vorhandenem, ggf. verdrängtem religiösem Restempfinden sein. Auch kann man heute gegen Papillomviren impfen. Das sind nur drei kleine Piekse. Laut dem Jesus des Thomasevangeliums 53 nützte die Beschneidung der Gesundheit nicht. Sonst hätte Gott ja Beschnittene „aus der Mutter gezeugt“, so die Antwort Jesu auf eine entsprechende Frage der Jünger.
Es ist auch durch die Beschneidung ein Stück Identität gegeben. Wenn man so will, ist die Vorhaut ein Stück Vaterland. Die gemeinsame Beschneidung als Stammeszeichen war für den Erhalt so manchen Volkes wichtig. Das Gefühl kann auch so sein, als wenn man uns Christen verböte, in ihre Kirchen zu gehen oder Franzosen untersagte, Französisch zu sprechen. Doch auch hier reicht heute ein gültiger Pass. Also: Hände weg von der Vorhaut.
Über den wirklich nur kleinen wahren Kern der Kastrationsangst folgen Sie bitte diesem Link: http://www.frank-sacco.de/die-kostenfreien-b%C3%BCcher-hier-online/die-neurose-der-psychiatrie/7-der-kleine-wahre-kern-der-kastrationsangst/. Der Nichturologe Freud verstand darunter die Amputation des Penis – und nicht etwa der Hoden. Auch in den Kapiteln darüber steht Einiges über diese Angst, die eigentlich unerheblich ist. Ich habe sie wenigstens nicht – und auch nicht gehabt.
Sigmund Freud war mit der Kastrationsangst auf der falschen Fährte. Er musste verdrängen, wovor er wirklich Angst hatte. Er litt unter der größten Angst des Menschen. Und er starb an ihr. Siehe dazu unter http://www.frank-sacco.de/die-kostenfreien-b%C3%BCcher-hier-online/die-neurose-der-psychiatrie/11-war-freuds-kastrationsangst-h%C3%B6llenangst-ja/
Die Schäden durch Beschneidung sind im Vergleich zu denen durch Apokalypse- und Höllenpredigen meiner Kirche geradezu minimalistisch. Die Psychiatrien sind voll von Patienten mit Schuldgefühlen – oder besser und genauer gesagt: Sündengefühlen. Und hinter jedem Sündengefühl steht die nackte (allerdings verdrängte) Angst vor der Strafe eines Gottes, der nach der Zeichnung meiner Kirche verrückt nach rächender Gewalt, und damit höchst unchristlich ist.
Nach Auskunft Bischof N. Schneiders ist das Folterinstrument dieses Gottes ewige Feueranwendung. Er bezieht sich hier u.a. auf das Wort Gottes in Offenbarung 20: „…wenn sich einer nicht eingeschrieben fand im Buch des Lebens, wurde er in den Feuersee geworfen .. . und sie werden gepeinigt werden Tag und Nacht in alle Ewigkeit.“ Auch wenn man es nicht glaubt, es ist dies das so harmlose Neue Testament.
Unsere Psychiatrie, deren Mitglieder ja meist sensible Menschen sind, sind Opfer dieser Angst geworden. Das Symptom, das uns diese Angst zeigt: Sie unterhält sich mit den Patienten nicht mehr über die nach Karl Jaspers größte Angst des Menschen, nicht mehr über Religion. Stattdessen überweist sie Höllenangstkranke zur verursachenden Kirche. Ein Skandal, den ich aufgedeckt habe: Höllenangstkranke werden zu Höllenpredigern geschickt. Und dort macht man mitten in Deutschland eine Teufelsaustreibung. Als Dank inszenierte diese Psychiatrie eine beispiellose illegale Verfolgungsaktion gegen mich. Sie erklärte mich mit den Worten für verrückt, mein „Misstrauen in die Psychiatrie“ sei „paranoid“! Und: Ich hätte „die Kirche angezeigt“! Zum Glück bin ich als Sohn eines Juristen solchen Machenschaften einigermaßen gewachsen.
Sicher unbeschnittene Damen