Psychogenese des Autismus

Der Autist kehrt als Eremit zeitlich früher als der Schizophrene der Welt den Rücken. Sie ist ihm zu schrecklich. Autismus, die kindliche Schizophrenie, ist als Angststörung in vielen Fällen heilbar. Als Beispiel dazu führte ich das Buch von Birger Sellin, „ich will kein inmich mehr sein“, an. Es ist geschrieben von einem schriftstellerisch und dichterisch tätigen Autisten. Sellin gibt dort ekklesiogene Störungen an und erfährt in deren Aufarbeitung Heilung. So heißt es dort: …werden wir wegen unserer sünden verdammt werden… / idiotische panik bringen mich fast zur verzweiflung.“ Und später : „der birger ist wieder normal, er hat seine gerechte strafe abgebüßt, eine sicher desinteressierte gottheit straft in willkürlicher weise…“ Und: „… ein autist ist aber unausgesetzt unter feuer.“ Hier kommt eigentlich nur Höllenangstfeuer in Frage. Die Gesellschaft solle endlich verstehen, unter welcher Angst Autisten leiden. Wir verstehen jetzt und handeln jetzt. Einer Staatsanwaltschaft wurde Sellin als Opfer angezeigt.

Die ekklesiogene Gott-Angst ist übrigens aus dem Grunde größer als jede andere Angst, da keinerlei Fluchtmöglichkeit in Aussicht gestellt wird. In „Jesu“ Hölle gibt es keinen Elektrozaun, in den man hineinlaufen könnte und auch ein letztendliches Sterben durch Folter gibt es in der klerikal propagierten Ewigkeit leider nicht. Die Folter dauere „von Ewigkeit zu Ewigkeit“, so die führende Geistlichkeit beider Großkirchen. Angstärmer und damit weniger symptomatisch werden der Autist und der Schizophrene erst, wenn sie die Sicherheit bekommen, dass ihr Gott nicht so ist, wie klerikal beschrieben, wenn Sicherheit in Religionsfragen aufkommt und wenn das drohende  „ABER“ der Geistlichen aufhört. Das geht natürlich  nicht mit der heutigen so unchritlichen Bibel.

Als zweites Beispiel verweise ich auf eine höllenangstkranke Patientin, der ich in Gesprächen Gottangst nehmen konnte unter dem Hinweis, Gott sei die bedingungslose Liebe. Ihre kranke Tochter besserte sich ganz nebenbei erheblich in der Symptomatik. Autistisch wurde das Kind durch eine Übertragung starker Höllenangst der Mutter aufs Kind. Nahezu gesund wurde es durch Übertragung der nun angstfreien Gefühle der Mutter auf das mittlerweile ca. 29 Jahre alte „Kind“.

Es ist legitim, von solchen Einzelbeobachtungen auf Allgemeines zu schließen. Das menschliche Denken beinhaltet die Fähigkeit, sich über Einzelwahrnehmungen zu erheben zu einer geistigen Vergegenwärtigung übergreifenden Ordnungsbeziehung. Auch meine analytische Arbeit über Hölderlin beweist nahezu die kirchenbedingte Genese seiner Schizophrenie, die sich schlagartig nach einer „Therapie“ seines Vermieters besserte, siehe dort. Die heutige Psychiatrie konnte diese, an sich vor 1918 schon durch Nietzsche u.a. längst bekannten Zusammenhänge, bisher nicht erfassen, da sie sich mit Kirchenschäden nicht mehr beschäftigt. Sie überlässt dieses weite Feld den Verursachern, den Kirchen. Das ist eine Katastrophe.

Thomas A. Harris beschreibt in „Ich bin o.k., du bist o.k., rororo, das blockierte Erwachsenen-Ich des Psychotikers, des Schizophrenen. Ein Patient hatte keinen Kontakt mit der Realität. Er sang kirchliche Choräle und äußerte zeitgleich Oszönitäten. Er schwankte zwischen „Erlösung und Verdammung“, wie Harris schreibt, also zwischen Paradies und Hölle. Der erste Schritt bei der Behandlung des Schizophrenen sei eine Reduzierung dieser Angstgefühle, so der Autor. Die Psychiatrie scheitert heute an dieser Angstreduktion, da sie Hölle nicht thematisieren kann und die Patienten zur Kirche abschiebt. Dort stellt man die schreckliche Diagnose „vom Teufel besessen“ (Zeitung „Die Zeit“ v. 31.3.2010),  potenziert damit die Höllenangst der Erkrankte. und treibt sie in Richtung Suizid. Bezüglich der größten Menschangst ist man als Psychiater also selbst psychotisch (realitätsentrückt). Man kann nicht objektiv denken und urteilen. Man ist nicht zu einer Gottkritik fähig und kann „Gott“ nicht be- und schon gar nicht verurteilen. Man kann seinen Gott nicht in das allgemeine Wertesystem einordnen und seine Handlungen nicht als das identifizieren, was sie sind: Straftaten und Verbrechen. Man gestattet ihm sogar ein Lehrstück für Hitler: den Holocaust Sintflut. „Wenn ein Psychiater Ihre Sachen liest, wird er verrückt“, erklärte mir ein Psychiater. Es ist aber etwas spezieller: Er kann meine Sachen wegen einer schon bestehenden Erkrankung nicht mit seinem Erwachsenen-Ich lesen bzw. verarbeiten. Er kann sie nicht objektiv beurteilen. Er ist, als Vertreter der „sprechenden Medizin“, aus Angst zu einem autistischen Schweigen verurteilt, zu einem Teil-Autismus, der erlebnisbedingt ist. Jede Gott- oder Kirchenkritik, so fürchtet sein Unbewusstes, könne sein Ich vollständig auflösen und ihn in die Psychse abgleiten lassen. Nahezu jeder Mensch ist psychosefähig, denn jeder Mensch träumt und ist im Traum Psychotiker. „Jesus liebt mich“, steht als Wuschtraum auf vielen T-Shirts am Kirchentag. Haben diese T-Shirt-Träger das von Jesus schriftlich? Nein. Sie fürchten Jesus und nehmen sein Urteil am Jünsten Tag einfach vorweg. Der Aufdruck bedeutet eigentlich: „Ich fürchte Jesus.“ Der Original-Aufdruck ist ein Wunsch- bzw. Tagtraum und damit eine Lebenslüge, identisch mit der intelligenten „Lösung“ einer Psychotikerin, die sich als „Mutter Maria“ bezeichnet oder das auf ihr T-Shirt druckt. Die Lebenslüge unserer Psychiater, von der Kirche gepredigter Höllenglaube könne nicht krank machen (Berliner-Psychiater-These), ist auch ein in Grunde psychotischer Tagtraum und wir fragen uns: Sind Psychiater wahnsinnig? Nun, sie leben in diesem Wahn, weil er sie schützt: Vor Kirchen- und damit Gottkritik. Die gedankliche Trennung von Kirche und Gott haben sie emotional nicht vollzogen.

Die Psychotherapie des Autismus besteht demnach zunächst auch in einer Therapie der Erziehungsberechtigten. Es gibt eigentlich keine schizophrenogenen Mütter. Das würden diese in aller Regel sehr fürsorglichen und intelligenten Mütter auch als Kränkung empfinden. Schizophrenogen ist die von Kirchen induzierte Höllenangst in Eltern. Schizophrenie ist als Angstkrankheit schon vielfach anerkannt. Warum sollte die größte Angst des Menschen, die vor ewiger Folter, nicht schizophrenogen wirken? Es besteht kein Grund, da meine Überlegungen in Zweifel zu ziehen. Die reine Genhypothese des Autismus steht bekanntermaßen auf viel zu schwachen Beinen. Die Neurowissenschaftlerin Susan Greenfield dazu: „Ich halte solche Thesen für naiv. Gene haben keine eigenständige Agenda. Das komplexe Zusammenspiel zwischen genetischen und nichtgenetischen Faktoren im Gehirn ist nicht einmal im Ansatz enträtselt.“ Frau Greenfield belegt übrigens bei den inspirierendsten Frauen diese Erde Platz Nr. 14.

Eine neuere amerikanische Studie mit 50000 Probanden erbringt den Beweis, dass Ängste der Mutter Autismus bewirken können. Es gibt sie, wenn man so will,  also doch, die autistogene bzw. schizophrenogene Mutter. Bei Müttern mit Gewalterfahrung erhöht sich das Risiko, ein autistisches Kind zu bekommen, um 60 % (Nurses´Health Study II, in Fachzeitschrift Jama Psychiatrie). Die Leiterin der Untersuchung, Andrea Roberts, identifizierte einen „völlig neuen Risikofaktor für Autismus“. Bei besonders schwerer Gewalterfahrung  ist das Risiko um das Dreieinhalbfache erhöht www.welt.de/psychologie/article114640196/Neuer. Eingeredete Höllenangst ist das schwerste seelische Trauma, das wir Psychotherapeuten kennen.

Prof. Helmut Remschmidt beschreibt im Buch „Autismus“, Beck, „eine Konkordanzrate für eineiige Zwillinge von nur 43 % (S. 29). Der Unterschied ist wichtig, denn Eineiige haben nahezu völlig identisches Erbgut. Eine 100%ige Konkordanz wäre bei Vererbung zu erwarten. Auch ist „angeboren“ nicht „vererbt“. 9 Monate Lebenserfahrung erfahren wir bereits im Mutterleib. Ruthild Kohlmann, Bundesvorsitzende der Lebensrechtsbewegung, weist auf einen „glasklaren Befund“: „Überdeutlich“ sei: Psychische Krankheiten entwickeln sich bereits vor der Geburt. „Der spannendste Teil (unserer Entwicklung) liegt schon hinter uns“, meint auch der Neurobiologe Prof. G. Hüther, so zu lesen im idea Spektrum Nr. 26, 2012. Remschmidt weist auch auf S. 31 auf Veränderungen von Neurotransmittern im Blut von autistischen Kindern hin. Diese Hormone bzw. Moleküle verändern sich in der Konzentration, wenn man depressiv erkrankt. Autisten sind depressiv, depressiv gemacht. Ein unberechenbarer „Gott“, der Maximalgewalt zu einer Ethik erhebt, nimmt ihnen jedes Urvertrauen. Schade. Und teuer für die Staats- und Krankenkassen.

Ich schrieb im Jahr 2013 einen Artikel an das ZDF und an RTL. Hier kommt er für Sie:

Frank Sacco Internist,  Psychotherapeut,
Mitglied der Evangelisch-Lutherischen Kirche

Psychogenese des Autismus

Die Studie Nurses´ Health Study II an 50.000 Probanden aus den USA bestätigt die Aussage des ehemaligen Autisten Birger Sellin, Autismus sei eine Angsterkrankung. In der Studie wird ausgewiesen, dass Mütter mit massiver körperlicher und/oder psychischer Gewalterfahrung dreieinhalbmal mehr autistische Kinder haben www.welt.de/psychologie/article 114640196/Neuer. Das ist statistisch hochsignifikant. Gibt es sie also doch, die schizophrenogene Mutter? Ja und nein. Die Mütter übertragen zwar ihre pessimistisch-depressive Weltsicht auf das Kind, wirklich schuldhaft schizophrenogen sind aber die Strukturen oder Ereignisse, die die Mütter erkranken ließen (s.u.). Die oft kritisierte „Überfürsorglichkeit“ dieser Mütter ist nicht, wie bisher angenommen, etwa Ausdruck des Versuches der Stärkung ihrer Machtposition gegenüber dem Kind; aus ihr spricht mütterliche Angst um das Kind. Es lernt auf diese Weise, dass es in dieser Welt ängstlich sein muss. Natürlich kann es auch der Vater sein, der unter massiven Ängsten leidet und sie dann als „autistogener Vater“ auf sein Kind überträgt. Ich habe einen solchen Fall in meiner Praxis. Auch können beide Eltern angstkrank sein.

Die Therapie des Autisten (s.u.) liegt daher immer zuerst in der Therapie der Eltern. Weitere Risikofaktoren sind für die Entstehung des Autismus bekannt: 1. Vielfache Impfungen. Die Grippeimpfung wird hier genannt. Organische Ursachen sind hier denkbar. Es mag aber auch sein, dass nur eine angstbesetzte Mutter ihr Kind übermäßig impfen lässt. Auch ist die Impfung als „Körperverletzung“ ein kindliches seelisches Trauma. Arztphobie und der „Weiße Kittel-Hochdruck des Erwachsenen mögen daraus resultieren. 2. Ein alter Vater. Auch hier ist über Chromosomenveränderung eine organische Ursache möglich. Aber: Ein alter Vater erzieht auch anders. Vielleicht sind seine Zuneigung zum Kind und seine Toleranz bezüglich des nächtlichen Schreiens des Kindes abgeschwächt, vielleicht hat er „gelernt“, wie man Kinder mit gewissem Druck schneller „erzieht“, vielleicht hat das Leben ihm das Urvertrauen genommen, das er als Jüngerer noch hatte.

Es ist, wenn es die leibliche Mutter betrifft, eine Angst, die stofflich (Hormone und Neurotransmitter) über Plazentaaustauch und Muttermilch und natürlich psychisch auf das dann erkrankte Kind übertragen wird. Prof. Helmut Remschmidt weist gerade auf diese Veränderungen von Neurotransmittern im Blut von autistischen Kindern hin. Sie beweisen: Das Kind ist depressiv. Ruthild Kohlmann, Bundesvorsitzende der Lebensrechtsbewegung, weist auf einen „glasklaren Befund“: „Überdeutlich“ sei: Psychische Krankheiten entwickeln sich bereits vor der Geburt. „Der spannendste Teil (unserer Entwicklung) liegt schon hinter uns“, weiß auch der Neurobiologe Prof. G. Hüther in idea Spektrum Nr. 26, 2012. Bei seiner Geburt hat der schon erkrankte oder spätere Autist also bereits neun Monate Lebenserfahrung hinter und die Ängste der Mutter in sich. Seine Stummheit und der nahezu absolute Rückzug aus der Realität sind Versuche einer Selbstheilung, allerdings mit Defekt: Man spricht von Defektheilung. Doch trotz dieses Manövers des „Suizides der Seele“ leidet der Autist.

Die Genhypothese des Autismus ist dagegen immer haltlos gewesen. Die Neurowissenschaftlerin Susan Greenfield dazu: „Ich halte solche Thesen für naiv. Gene haben keine eigenständige Agenda. Das komplexe Zusammenspiel zwischen genetischen und nichtgenetischen Faktoren im Gehirn ist nicht einmal im Ansatz enträtselt.“ Frau Greenfield ist nicht irgendwer. Sie belegt bei den inspirierendsten Frauen diese Erde Platz Nr. 14. Remschmidt beschreibt im Buch „Autismus“, Beck, „eine Konkordanzrate für eineiige Zwillinge von nur 43 % (S. 29). Das ist wichtig, denn Eineiige haben ein identisches Erbgut. 43 % sind nicht die zu erwartenden 100 %. Auch kann über Konkordanz nicht simpel, was die etablierte Psychiatrie betreibt, auf Vererbung geschlossen werden; denn beide Zwillinge haben immer die identische „Erfahrung“ im austragenden Uterus und in aller Regel auch die gleiche frühkindliche Lebenserfahrung. Die Konkordanzrate für das Fehlen einer Vorhaut liegt bei jüdischen eineiigen Zwillingen bei 100%, ohne dass Vererbung im Spiel ist. Es ist ein Kunstfehler, vom familiären Auftreten eines Symptoms Vererbung abzuleiten.

Was macht nun die Mütter und damit ihre Kinder krank? Ihr erlittener körperlicher oder speziell sexueller Missbrauch ist naturgemäß immer über die seelische Schiene wirksam. Beim Thema des rein seelischen Missbrauches stehen die Konflikte mit dem Über-Ich ganz im Vordergrund. Es strukturiert sich vereinfacht in das Eltern-Ich und das Gott-Ich, wobei letzteres sich psychohygienisch katastrophaler auswirkt, da es weitaus sadistischer ist. Der oben erwähnte ehemalige Autist Birger Sellin heilte sich durch das Verfassen eines ihn befreienden Buches in einer Selbstanalyse. Der Titel: „ich will kein inmich mehr sein“. Dort heißt es: „Ein Gott, der Autisten macht, kann doch nicht in Liebe... unausgesetzt strafen… / werden wir wegen unserer Sünden verdammt werden… / idiotische Panik bringen mich fast zur Verzweiflung.“ Und später: „der Birger ist wieder normal, er hat seine gerechte Strafe abgebüßt, eine sicher desinteressierte Gottheit straft in willkürlicher Weise…“ Und: „… ein Autist ist aber unausgesetzt unter Feuer.“ Hier kommt eigentlich nur das Feuer der Höllenangst infrage. Sellin schreibt uns seinen Wunsch: Die Gesellschaft möge endlich die Ängste ihrer Autisten begreifen lernen. Es sind ekklesiogene Ängste gemeint. Ein Kind, so ist es leider, glaubt alles, was es über seinen Glauben vermittelt bekommt. „Glaubensgewissheit“ soll entstehen und entsteht. Die Gnade der Sündenvergebung, so das Dogma, erteile der Christengott nur einem Teil der Gläubigen. Damit ist er der Spezialist in Sachen Liebesentzug. Das zerstört das Urvertrauen unserer Kinder. Damit ist dieser „Gott“ für sie und speziell für Autisten unberechenbar und Schuld am Kardinalsymptom unserer Psychotiker und Borderline-Patienten: Sie vertrauen der Liebe nicht – dieser und anderer Liebe nicht.

Der Priester Eugen Drewermann dazu: „Die Psychoanalyse zeigt aber, dass alles Unheil der menschlichen Psyche der Angst des Menschen entstammt“. Drewermann schreibt. „Auch die Religion mit ihren fundamentalistisch interpretierten Höllenphantasien […] kann auslösend wie verstärkend an solchen psychotischen Prozessen beteiligt sein“. In der Tat ist die größte Angst des Menschen sogar die direkte Ursache der meisten Psychosen. Die sind demnach eigentlich erlebnisbedingt und damit Neurosen. Alle Neurosen haben aber im Kern eine religiöse Ursache, wusste C.G. Jung. Der Rückzug aus einer nicht auszuhaltenden Situation tritt beim verwandten Asperger-Syndrom zeitlich später und bei der eigentlichen Schizophrenie erst im Erwachsenenalter ein. Als meist Hochintelligenter begreift der Autist nur früher. Er hört besser zu.

Sellins Panik resultiert aus der nach Karl Jaspers größten Angst des Menschen, der Gottangst oder Höllenangst. Leider hat man in beiden deutschen Großkirchen die im 2. Vatikanischen Konzil nahezu abgeschaffte Idee Hölle wieder im dogmatisch-fundamentalistischen Programm etabliert. Das Mittelalter ist zurück. Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Präses Nikolaus Schneider äußert sich über kirchlichen Kindesmissbrauch: „Wir brauchen eine staatliche Aufklärung“. Nötig sei „ein geordnetes Justizverfahren“. Die werden jetzt häufiger auf Schneider zukommen. In seinem Buch „Von Erdenherzen und Himmelsschätzen“ schreibt der Bischof unseren Kindern kommentarlos, wenn sie nicht bestimmte Voraussetzungen erfüllten, kämen sie nach einem Richterspruch Jesu in dessen ewiges Feuer. Das ist offener Terror, ausgesprochen von einer Amtsperson, die vom Staat und jedem Steurzahler (und nicht von der Kirche) bezahlt wird. Bezüglich dieses Satzes ist nun die deutsche Justiz gefragt, da nach Johannes 20 Schneider ebenso wie Jesus uns allen alle Sünden vergeben und die Hölle von uns allen abwehren kann. Schneider will aber nicht. Die mit einer Religionsreform befasste Gruppe 49 hat Schneider nach vergeblichen Abmahnungen angezeigt. Es fehlt die gültige Unterschrift des angeblichen Verfassers Jesus unter dem zitierten autistogenen Richterspruch. Er ist damit, auch wenn es zugegebener Maßen in der Bibel steht, juristisch Makulatur. Jesus hat nachweislich die Bibel weder  geschrieben noch selbst gedruckt. Den Teufel wird er tun.

Sellin ist insofern eine Ausnahmeerscheinung, als er die Kraft entwickelt, über Schäden durch seine fundamentalistische Religion zu berichten. Der Psychoanalytiker Dr. Albert Görres beschreibt in „Das Kreuz mit dem Glauben“ das Sprachloch, das regelhafte Stummsein kirchlich seelisch missbrauchter Patienten: Das Thema des Glaubens und der Religion sei auch von Erwachsenen tiefer tabuisiert und „von Prüderie verdeckt“ als die Sexualität. Das Thema Hölle ist halt beides: Zu schrecklich und zu lächerlich, darüber überhaupt offen zu diskutieren, so offen, wie in diesem Artikel.

Bis auf wenige Ausnahmen hat dieses autistoide Stummsein gegenüber den extremen Drohungen der Kirchen auch unsere Psychiatrie erfasst. Die Ursache: Eigene Angst beim Therapeuten (siehe Frank Sacco: „Die Neurose der Psychiatrie“, Internet). Diese Angst verhindert eine rationale Aufarbeitung der großen psychiatrischen Erkrankungen bezüglich ihrer Genese und Therapie. Sie erklärt die allgemeine Flucht in die einfache, nun aber zunehmend widerlegte Gentheorie der Psychosen und die Flucht in die Verschreibung persönlichkeitszerstörender Neuroleptika. Der Psychiater Prof. Dr. A. Diefenbacher, Chefarzt des Evangelischen Krankenhauses Königen Elisabeth Herzberge, Berlin, Akademisches Lehrkrankenhaus der Charité, wurde als Vortragender auf dem internationalen Internisten Kongress auf Mallorca 2012 gefragt, ob die Androhung ewiger Feuerfolter Kinder krank machen könne. Die Antwort später schriftlich: Man habe sich im Mitarbeiterkreis besprochen. Das Ergebnis: Es fehle bei einer derartigen Androhung der Hölle die wirkliche Höllenerfahrung. Erst dann, durch ein tatsächliches Erleben eines Traumas, in diesem Fall der Hölle, könne eine zerebrale Fehlverarbeitung und damit eine posttraumatische Belastungsstörung (PTSD) entstehen. Durch eine bloße „Imagination“ (gedankliche Vorstellung) von Hölle sei das nicht möglich. Höllenandrohung sei, so ist das zu verstehen, kein Trauma, aus der eine PTBS resultieren könne. Es ergibt sich daraus seine These, die ich die „Berliner These“ nenne: Bloße Bedrohung mit ewiger Folter könne nicht krank machen. In selbigem Sinn drückt sich der Chefpsychiater der Niedersächsischen Ärztekammer aus. Das widerspricht jeder psychiatrischen Lehrmeinung und jeder menschlichen Erfahrung. Es widerspricht sogar der offiziellen Definition der PTBS. Es widerspricht unserem Gesetz (Art. 1 GG, Würde / §241 StGB, Bedrohung), das auch ohne resultierende Erkrankung jede Bedrohung mit Folter strengstens verbietet und unter Strafe stellt, eben weil eine solche Tat krank macht. Androhung von Folter gilt vor dem Gesetz bereits als Folter.

Zu allem Unglück überweist die auf religiösem Gebiet stumme Psychiatrie Kirchenkranke zum verursachenden Klerus, da ihr „das transzendentale Denken“ angeblich fehle (Die Zeit, 31. 3. 2010). Dort stellen dann Theologen die unglaubliche Diagnose „vom Teufel besessen“ (selbiger Artikel) und man treibt so sich sowieso schon schuldig und sündig fühlende Schwerkranke in Richtung Suizid.

Dabei ist derartige „Sünde“ oft nur klerikal (aber zugegeben intelligent) konstruiert und eingeredet. Ich verweise da auf die juristisch unhaltbare Erbsünde (Schuld und deren Strafe sind generell nicht vererbbar) und die ebenso unhaltbare und so viel und gern beschriebene angebliche „Mittäterschaft“ (Beispiel Traugott Giesen, „Glauben heilt“) von uns allen an der Kreuzigung Jesu. Wir waren bei diesem Akt nachweislich nicht anwesend. Hier macht der Klerus jedes „gläubige“ Kind in brutaler Art und Weise und unerlaubt zu einem Mörder. Das hat Folgen. Dazu wird übergroße kindliche Dankbarkeit unseren Kindern manipulativ inokuliert, die bis ins Alter anhält: In Stellvertretung sei Jesus für sie am Kreuz gestorben. Hätte Jesus den Kreuzestod verweigert, hätte ihr Gott, so denken Kinder, sie alle ans Kreuz geschlagen – wegen ihrer Sünden. Welches Kind geht schon gerne ans Kreuz? Welches Gottesbild wird Kindern da vermittelt?

Der Analytiker Tilmann Moser spricht im Buch „Gottesvergiftung“ von „Millionen“ teilweise schwer ekklesiogen erkrankter Kinder. Sie alle warten auf eine ekklesio-adversative Psychotherapie, so beschrieben als EAT im Buch „Das Sacco-Syndrom“ (freier Download im Internet).

Großen Teilen der Bevölkerung ist nicht bewusst, dass die jüdisch-christliche Religion überhaupt krank machen kann und unsere Psychiatrien füllt. Sie soll doch das Gegenteil bewirken, sie soll uns und unseren Kindern Freude, Vertrauen und Geborgenheit vermitteln; und oft wird sie auch so empfunden. Das steht aber in krassem Widerspruch zur Realität und zur offiziellen Aussage der EKD, dem Zusammenschluss der Evangelischen Kirchen Deutschlands. Sie hält am offiziellen Dogma der ewigen Feuerhölle auch nach Nachfrage fest. Es steht ja so in der Bibel – und sogar in der Bergpredigt. Wie wirkt dieses Dogma aber auf empfindliche Kinder?

Wir Modernen fragen uns doch hier alle, ist hier jemand verrückt? Ein Gott? Ein Bischof? Eine ganze Religion? Leider ist es schlimmer. Diese Religion ist – wie viele andere – auf dem Reißbrett einer Hochintelligenz entstanden. Paulus entwarf das Christentum in seiner heutigen Form, ohne Jesus überhaupt gekannt zu haben. Ein Psychopath, wie Prof. Kevin Dutton von der Universität Oxford ihn in „Psychopathen“, dtv beschreibt. Für einen Völkermord an frühen Christen zunächst verantwortlich, dann in 6 Gefängnisaufenthalten gefoltert, eine Steinigung überlebt, ist oder wird Paulus in „gleichem Maße skrupellos, …getrieben und charismatisch“. Wie aalglatt, wie berechnend-manipulativ Paulus sich selbst einschätzt, steht im 1.Korinther 9,20-22. „Groß und gut sind selten dasselbe“, sagt uns Winston Churchill zu solchen Psychopathen. Was Psychopathen krankheitsbedingt nicht haben: Ein Gewissen. Manipulation ihrer Mitmenschen ist ihre Spezialität. Hat Bischof Schneider ein Gewissen?

Frank Sacco gemeldet: ÄK Niedersachsen