Frank Sacco kommentiert Teufelsaustreibung

Vorwort Müller: Der Autor Frank Sacco ist Doktor der Medizin und Religionskritiker. In diesem Artikel befasst er sich mit einer „gefährlichen Fehldiagnose von medizinischen Laien außerhalb unseres qualitätsgesicherten Gesundheitssystems“, nämlich der Besessenheit vom Teufel (siehe HAZ 9.12., Bild: AndreasHolzner, pixabay). Sacco weiter: „Die deutsche Psychiatrie behandelt kirchenbedingte Erkrankungen traditionsgemäß nicht, sondern überweist sie zu den Verursachern, dem Klerus.“

Der Tod im 5 Sterne- Hotel
von Frank Sacco

In Frankfurt starb eine 41-jährige an dem Versuch einer Teufelsaustreibung. Sie erstickte. Aufgeklärte Gemüter mögen Teufelsaustreibungen als mittelalterliche Einzelfälle ansehen. Dem ist nicht so. Pater Amorth hat alleine ca. 80.000 Austreibungen vorgenommen. Bei internationalem Publikum. Im Fernsehen (K –TV) wird diese Therapiemaßnahme begrüßt. Sie sei auch für Laien simpel und geschehe am einfachsten durch die Worte: „Und erlöse uns von dem Übel“.

Die deutsche Psychiatrie behandelt kirchenbedingte Erkrankungen traditionsgemäß nicht, sondern überweist sie zu den Verursachern, dem Klerus. Das soll auch in Zukunft „so bleiben“, so die Nachfolgerin Sigmund Freuds am gleichnamigen Institut in Frankfurt, Prof. Leuzinger-Bohleber in der „Die Zeit“ vom 31. 3. 2010. Der mitinterviewte Geistliche zu Elzt zur Professorin: Die zum ihm überwiesenen Schwerkranken seien „vom Teufel besessen“. Das löst keinen Widerspruch bei der Akademikerin aus, im Gegenteil. Über die tiefenpsychologische Ursache dieser skurrilen Überweisungspraktik habe ich ein Buch geschrieben: „Die Neurose Sigmund Freuds“, BoD. Meine Ärztekammer wurde daraufhin böse – in eigenartiger Weise mit mir.

Natürlich ist die Klerusdiagnose eine gefährliche Fehldiagnose von medizinischen Laien außerhalb unseres qualitätsgesicherten Gesundheitssystems.  Den Teufel gibt es nicht (er hat sich mir jedenfalls noch nicht vorgestellt), und ein Schwerkranker mit dieser Definitivdiagnose fühlt sich evtl. nicht sonderlich gut. Vielleicht hängt er sich zuhause auf. Ich für meinen Teil habe die Professorin, nachdem sie zu Vorwürfen schwieg, wegen Verdachts auf unterlassene Hilfeleistung angezeigt. Alle Suizide im Raum Frankfurt sollten, so meine Forderung, auf Kirchbedingtheit untersucht werden. Die Staatsanwaltschaft dazu: Den Kranken sei ja irgendwo und letztlich doch geholfen worden… Geht etwas schief in der Kommune Psychiatrie-Kirche, gibt es dann eine Tendenz zum Verschweigen? Die Frankfurter Leiche konnte offenkundig nicht beiseite geschafft werden. Die Austreiber riefen jedenfalls gleich einen Geistlichen – statt einen Notarzt oder die Polizei.

2 Antworten auf Frank Sacco kommentiert Teufelsaustreibung

1. Eckhardt Kiwitt sagt:
13. Dezember 2015 um 10:02

Die […] Schwerkranken seien „vom Teufel besessen“.

Das scheint mir der Versuch zu sein, die Ursache einer psychischen Erkrankung — egal, ob diese  zeitlich begrenzt, zyklisch oder dauerhaft auftritt — äußeren, unsichtbaren und geheimnisvollen Mächten zuzuschreiben.

Erinnert mich ein wenig an Verschwörungstheorien.

Eckhardt Kiwitt, Freising

 

2. Wilfried Müller sagt:
14. Dezember 2015 um 10:14

Ein paar Kommentare aus der IH, die zu schön sind, um sie nicht weiterzuleiten:

Und was macht der arme Teufel, nachdem er ausgetrieben worden ist? Er muß sich anderswo eine neue Bleibe suchen. Nein, Austreibungen lösen das Teufels-Problem nicht. Da fehlt es einfach an der richtigen Willkommens-Kultur.

Der Gedanke, es gebe einen Teufel, ist deswegen so gefährlich, weil man sich darauf berufen kann, bzw „Schlechtes“ dahin abschieben kann. So wird rationales Nachdenken über die Ursachen von Problemen, z.B. geistige Krankheiten, unterdrückt bzw. überlagert.