Über die Verdrängung des Höllenglaubens in der Postmoderne. Eine Beweisführung von Frank Sacco

Vorwort von Müller: Frank Sacco, Doktor der Medizin, kämpft weiter gegen die Höllendrohungen. Die Auswahl seiner Bilder belegt, mit welcher Perfidie auf diesem Gebiet operiert wird. Trotzdem stellt sich die Ärztekammer taub und blind gegenüber den Drohungen mit dem „ewigen KZ“ Hölle. Die ecclesiogene Ursache vieler psychischer Krankheiten wird von unserer Psychiatrie ignoriert – und wer anders als die Kirchen sind deren größter Arbeitgeber?

Über die Verdrängung des Höllenglaubens in der Postmoderne. Eine Beweisführung
Von Frank Sacco 

Leider kommen medizinische Diskussionen über religiöse Ursachen psychischer Erkrankungen in der heutigen Psychiatrie und im Sprechzimmer nicht mehr vor. Dabei ist die verdrängte Angst vor jenseitigen Strafen die hauptsächliche Ursache psychischer Erkrankungen wie Depressionen, Süchte, Psychosen, Neurosen, Zwänge  und ADS. Denn da geht es um die nach Karl Jaspers  größte denkbare Angst eines Menschen. Die Ursache dieser Sprachlosigkeit unserer Therapeuten liegt in ihren eigenen verdrängten religiösen Ängsten. Die Psychiatrie ist damit ein Spiegel der heutigen postmodernen Gesellschaft, die auch die Androhung ewiger Folter regelmäßig nicht mehr wahr haben will oder bagatellisiert. Welche „Gnade sei für Sünder“ jedes nicht ewig „brennende Körperteil“, so der renommierte Kirchenautor Hans-Werner Deppe. Eigenartig: Die Gesellschaft und die Staatsanwaltschaft Detmold tolerieren Deppes illegale und damit strafbare Drohungen.

Der Psychiater meiner Ärztekammer tat am 17. 11. 2009 die paranoide Äußerung, er könne „sicher ausschließen“, dass ein Höllenpredigen ein Kind krank machen könne. Er äußert das, ohne einen einzigen Beweis für seine Behauptung anführen zu können. Würde aber ein Nachbar seinem Sohn damit drohen, Zigaretten auf der Haut des Kindes auszudrücken, was ja lediglich einen vorübergehenden und nicht ewigen Feuerschmerz bedeutet, würde mein Kollege schon von einem Trauma sprechen und die Behörden wegen eines eklatanten Verstoßes gegen § 241 StGB (Bedrohung) einschalten. Er gab auch zu: Über Sünde werde mit psychiatrischen Patienten nicht mehr gesprochen, wohl aber „über Schuld“. Auch mein Berliner Kollege Prof. Diefenbacher schließt nach Rücksprache mit seinen Psychiatrie-Kollegen sicher aus, dass ein Höllenpredigen, also immerhin die ernsthafte Ankündigung eines ewigen KZs Kindern gegenüber, eine posttraumatische Belastungsstörung nach sich ziehen könne. Das könne nur die „wirkliche  Erfahrung der Hölle“. Auch das ist Wahn. Ich habe diesen „Lehrsatz“  in meinen Büchern die „Berliner Psychiater These“ genannt. Die Äußerung Diefenbachers beweist ganz nebenbei, dass er und seine Kollegen an eine „wirkliche Erfahrung der Hölle“, also an eine wirkliche Hölle glauben.

Wie jeder psychisch produzierte Wahn, dient er auch hier der psychischen Stabilität. Die „Sünde“ einer  Religions- oder gar Gottkritik traut sich die Psychiatrie nicht mehr. Dieser offenkundige Wahn ist es aber, der durch seine Notwendigkeit den noch vorhandenen Glauben an die als Kind eingeredete Hölle beweist. Meine Kritik an der Psychiatrie sei indes paranoid, so die Leiterin einer Institutsambulanz in einer Diskussion mit mir. Hier findet eine klassische Projektion statt. Den eigenen Wahn projiziert man auf sein Gegenüber. „Von Kirche verstehe ich nichts“, hatte die Ärztin noch einleitend geäußert. Wer aber von Kirche nichts versteht, der kann eines nicht: der kann nicht Psychiatrie. Der stellt verkehrte Diagnosen. Der kann sein vom Glauben krankes Klientel nicht wirksam behandeln. Was in der Psychiatrie heute als Symptom gilt, nämlich das permanente Denken und Sprechen der Erkrankten über Religion, ist nicht etwa wie heute angenommen ein zum Ausagieren von Erkrankungen hergeholtes Krankheitszeichen. Es weist uns im Gegenteil auf die ecclesiogene Ursache der Krankheiten hin. Eine in Bezug auf Religionsschäden taubstumme Psychiatrie muss drei Dinge lernen: Ein Sprechen und ein Zuhören, auch wenn es um die größte aller Ängste geht –  und ein sich Emanzipieren der Geistlichkeit und ihren Kirchen  gegenüber, dem größten Arbeitgeber unserer Psychiatrie.

4 Antworten auf Über die Verdrängung des Höllenglaubens in der Postmoderne. Eine Beweisführung von Frank Sacco

1. Klarsicht sagt:
16. Oktober 2016 um 16:55

Frau Nickel: Eine anfänglich sehr gläubige Christin, die als Religionskritikerin gestorben ist.

Ich möchte hier auf Frau Irene Nickel verweisen, die leider 2013 aufgrund einer Krebserkrankung verstorben ist. Sie war in ähnlicher Weise auch im Interesse unserer Kinder religions-, glaubens- und kirchenkritisch tätig, wie es der Arzt mit dem Nicknamen „Sacco“ noch heute ist. Danke an Herrn „Sacco“ und Frau Nickel.

Homepage: http://irenenickel.beepworld.de/

Kinderbibeln – Rezensionen und Bewertungen:

http://irenenickel.beepworld.de/rezensionen.htm

Brief vom Witwer (Siegfried Nickel) der Frau Nickel an einen Herrn Francke vom 17. Febr. 2016:

Gruß von

Klarsicht

2. Klarsicht sagt:
16. Oktober 2016 um 18:53

Ewige Höllenstrafe – sadistische Strafphantasien (aus dem Buch Denn sie wissen nicht, was sie glauben. Oder warum man redlicherweise nicht mehr Christ sein kann, Alibri 2004, ISBN 3-932710-77-0; ältere Auflage: Rowohlt 1997, ISBN 3499604272)

„Einen ,offenbar durchgehend für die Bibel charakteristischen Hang zu exzessiv gewalttätigen Strafphantasien und -drohungen‘ sieht Buggle [3] (S. 119 f). Er erinnert an Jesus-Worte: ‚Wer einen von diesen Kleinen, die an mich glauben, zum Bösen verführt, für den wäre es besser, wenn er mit einem Mühlstein um den Hals im tiefen Meer versenkt würde.‘ (Matthäus 18,6 [20]) Und: ‚Wenn dich deine Hand oder dein Fuß zum Bösen verführt, dann hau sie ab und wirf sie weg ! Es ist besser für dich, verstümmelt oder lahm in das Leben zu gelangen, als mit zwei Händen und zwei Füßen in das ewige Feuer geworfen zu werden.‘ (Matthäus 18,8)

Nach Buggle führt Jesus ,eine für das Neue Testament spezifische Strafvorstellung ein, nämlich von der ewigen Höllenstrafe, eine Strafandrohung, deren unheilvolle, psychisch verheerende Wirkung […] auf unzählige Menschen gar nicht übertrieben werden kann […] Man versuche […] sich klarzumachen, was eine Drohung mit ewig dauernden extremen Qualen psychologisch bedeutet; dagegen verblassen alle sonst bekannten Folterungen und Strafen, weil diese immer zeitlich endlich sind.‘ (S. 120) Buggle fügt hinzu: ,In diesem Punkt fällt das Neue Testament, was archaisch-inhumane Grausamkeit angeht, noch hinter das Alte Testament zurück.‘ (S. 121)

Jesus verband seine Ankündigungen von Weltgericht und Hölle mit der Vorstellung, dass es für die Menschen nur zwei Alternativen gebe: ‚Die Engel werden […] die Bösen von den Gerechten trennen und in den Ofen werfen, in dem das Feuer brennt.‘ (Matthäus 13,49 [21]) Buggle hält das für problematisch: ,Jeder einigermaßen psychologisch Bewanderte weiß, wie falsch, gefährlich und inhuman die hier implizierte Entdifferenzierung der Menschen in ‚gute’ und ‚böse’ ist, wie wenig sie der psychischen Realität entspricht und zu welchen grauenhaften Folgen sie als psychische Vorbereitung von Verfolgung und ‚Liquidierung’ immer wieder geführt hat.‘ (S. 130 bzw. S. 131, Hervorhebung von Buggle)

,Ein Gipfel an extremen sadistischen Strafphantasien und -ankündigungen (-wünschen) gegenüber […] ‚Gottlosen‘, ‚Götzendienern‘, ’sündigen‘ Menschen usw. zeigt sich noch einmal im letzten Buch der Heiligen Schrift, der Offenbarung des Johannes‘, schreibt Buggle (S. 140). Er zitiert aus Offenbarung 9 [22]: ‚… Heuschrecken … Es wurde ihnen befohlen, die Menschen nicht zu töten, sondern nur zu quälen, fünf Monate lang. Und der Schmerz, den sie zufügen, ist so stark, wie wenn ein Skorpion einen Menschen sticht. In jenen Tagen werden die Menschen den Tod suchen, aber nicht finden; sie werden sterben wollen, aber der Tod wird vor ihnen fliehen. […] Da wurden die vier Engel losgebunden […] um ein Drittel der Menschheit zu töten […] durch Feuer, Rauch und Schwefel (S. 142 f, Hervorhebungen von Buggle) ,Ihre Hauptverfehlung‘, kommentiert Buggle, ,scheint wieder darin zu liegen, einem anderen Glauben, einer anderen als der christlichen Religion anzuhängen: ‚Aber die übrigen Menschen, die nicht durch diese Plagen umgekommen waren, wandten sich nicht ab von den Machwerken ihrer Hände: Sie hörten nicht auf, sich niederzuwerfen vor ihren Dämonen, vor ihren Götzen aus Gold, Silber, Erz, Stein und Holz …’ ‚[23] “

Quelle: Athpedia – Bibelkritik: http://athpedia.de/wiki/Bibelkritik#_note-buggle
Prof. Dr- Franz Buggle: https://de.wikipedia.org/wiki/Franz_Buggle

3. Wilfried Müller sagt:
18. Oktober 2016 um 07:49

Dank an Klarsicht für die Unterstützung.

Ein Kommentator aus der Initiative Humanismus äußert Skepsis: ADS ohne weiteren Beleg als Folge von Verdrängung zu postulieren (und speziell auf die Verdrängung von Höllenangst) ist schon sehr gewagt. Dann müsste beispielsweise im Osten Deutschlands diese Diagnose vergleichsweise selten sein.