Kurze Zusammenfassung für den eiligen Leser
Ein Umdenken steht in der Psychiatrie an. Nicht ist, wie Sigmund Freud meinte, die Kastrationsangst die grösste Angst des Menschen. Mit seinen diversen Ohnmachten weist uns Freud den Weg zu der tatsächlich größten Menschenangst, die auch die seine war: Der Gottangst. Diese in aller Regel tief ins Unbewusste verdrängte Angst vor jenseitigen Strafen zog dem Analytiker buchstäblich den Boden unter den Füssen weg, ja sie führte ihn in die letztlich seinen Tod bewirkende Nikotinsucht. Lebenslang mied er die „schwarze Schlammflut“ religiös-mystischer Abgründe. Er leitete – auch über seine Fehldeutung der Ödipussage (siehe dort) – die Psychiatrie nun schon über mehr als 100 Jahre in eine sowohl diagnostische als auch therapeutische Sackgasse. Erst die Psychoanalyse des nur vermeintlichen Atheisten Freud, die ich hier vorstelle, macht einen Neuanfang in der Psychiatrie möglich.
Psychiater wissen und lehren: Jede Form ernst gemeinter Folterandrohung macht krank. Paradoxerweise geben sie auf der anderen Seite aber an zu wissen, dass die Androhung ewiger Folter durch die Amtskirchen, ihren größten Arbeitgeber, „keine Angst“ auslöse und damit kein Trauma darstelle. Demnach hält man auch das Predigen eines „Jüngsten Gerichtes“ mit seiner Konsequenz (Himmel oder Hölle) für völlig harmlos – auch für Kinder. Prof. Diefenbacher und Mitarbeiter, Berlin: Nicht die gedankliche Vorstellung, die „Imagination“, sondern nur das wirkliche Erleben der Hölle stelle ein Trauma dar und könne eine PTBS (posttraumatische Belastungsstörung) bewirken. Diese „Kenntnis“ um die herausgestellte angebliche Harmlosigkeit der Kirchen, die ich die
„Berliner Psychiater-These“
genannt habe, ist natürlich nirgendwo wissenschaftlich belegt und stellt, eine angstinduzierte Schutzbehauptung meiner Kollegen dar. Die äußere und innere Unterwerfung unter ihren Kindheitsgott und den Arbeitgeber Kirche bewirkt auf kognitiver Ebene diese selbstverordnete, von außen betrachtet skurrile Blindheit der Psychiatrie. Die Lebenslüge der Psychiatrie löst auf emotionaler Seite Aggressivität und argumentativen Autismus gegenüber jedem Analytiker dieser Zusammenhänge, dieses Wahnes der Psychiater aus. Man schweigt einfach zu berechtigter Kritik. Es ist schlicht Wahn, anzunehmen, ein ernsthaftes Predigen jenseitiger ewiger Strafen könne Kinder nicht erkranken lassen. Es ist Wahn anzunehmen, das Absingen von Kirchenliedern mit dem Inhalt Hölle, Teufel und nur eventueller Gnade eines nur eventuellen „Retters“ könne Kinder nicht krank machen, nur weil die Lieder „alt“ seinen. Auch altes Gift macht krank. Auch reicht es den Kirchen völlig, ein Kind nur einmal mit der Hölle zu indoktrinieren. Wie es auch reicht, nur einmal E605 einzunehmen oder eine Kind nur einmal sexuell zu missbrauchen. Die Twin Towers müssen nur einmal fallen, um New York zu traumatisieren.
Die Aufdeckung der doppelten Abhängigkeitsbeziehung unserer Psychiatrie (von „Gott“ und von ihrem größten Arbeitgeber) ist für eine Veränderung des Status quo dringend notwendig und für ein Erkennen, dass ursächlich in der Regel nicht vermutete Gene oder gar ein Sadismus der leiblichen Eltern, sondern der Sadismus eines klerikal erfundenen Gottesbildes im Vordergrund der Ursache psychischer Erkrankungen steht. Sich mit dieser Schuld der Amtskirchen ernsthaft zu befassen, gilt als Skandal. Doch damit muss ein Aufklärer leben können. Kardinal Marx, Vorsitzender der katholischen Bischofskonferenz, versteht indes die von mir beklagten Zustände und pflichtet mir bei:
„Buße“ müsse man tun, weil man als Kirche Angst vor einer Feuerhölle gemacht habe, so Marx im Jahr 2013. Buße muss nur der tun, der Schaden angerichtet hat. Wer Angst macht, der produziert auch Angsterkrankungen. Diesen Zusammenhang will die Psychiatrie auf dm Gebiet der Religion nicht sehen. Bischof Nikolaus Schneider macht in seinem Buch „Von Erdenherzen und Himmelsschätzen“ Kindern diese Angst vor einem ewigem „Feuer“ Jesu. Nur gewisse gute Menschen würden „nach dem Richterspruch Jesu nicht dem ewigen Feuer überantwortet“, so auf Seite 54. Dann macht er in einem Spiegel-Interview einen entscheidenden Fehler. Er gibt zu: Das Predigen jenseitiger Strafen sei ein „Geschäft“ der Kirchen, so der Nachfolger von Bischöfin Käßmann als Chef der EKD. Es ist ein schmutziges Geschäft mit bösen Folgen – sowohl für das geschädigte Individuum und seine Familie, als auch für die Volkswirtschaft. Ich habe den Bischof wegen Kindesmisshandlung angezeigt.
Dieses Geschäft mit der Angst wird seit den achtziger Jahren wieder vermehrt betrieben. Der Spiegel-Titel vom 26.3. 2016 lautet: „Die gefährliche Rückkehr der Religionen“ und : „Der missbrauchte Glaube“. Jeder Glaube entspringt einer Hoffnung auf bessere Zeiten (Paradiese). Und jeder Glaube wird von „geschäfts“-tüchtigen Geistlichen in Angst vor schlechteren Zeiten (Höllen) pervertiert. Der Vatikan bremst Papst Franziskus aus und blockiert eine grundsätzliche Reform. „Der Papst ändert keine einzige Lehre…“, so Kardinal Walter Kasper in der „Die Zeit“, 14.4.16. Der Inhalt der Bibel, so brutal er auch als „Grundlage“ des Glaubens ist, sei nicht verhandelbar, doziert Papst Benedikt.
Wer als Kind oder auch später Angst vor einer Hölle hat, und diese Angst ist einem Patienten in aller Regel unbewusst, der ist nach der Definition der WHO bereits krank. Sein Menschenrecht, ohne Angst vor Folter groß zu werden, ist verletzt worden. Hier ist ein Kardinal Marx also sachlicher, informierter und fortschrittlicher als unsere Psychiatrie. Die in den Lehranalysen sich zumeist ergebende „moderne“ Ablösung von einem bösen und strafenden Gott und die Aufkündigung des Gehorsams gegen ihn und seine Kirchen (ggf. mit Kirchenaustritt) wird vom angehenden Psychiater ohne den Wirt gemacht: Im Unbewussten muss jeder Anspruch auf Atheismus, Agnostizismus und Selbstbestimmung die Gefahr der Entwicklung von Angst vor einer möglichen göttlichen Rache für den angehenden Psychiater erhöhen, wodurch zusätzliche überkompensatorische Abwehrmaßnahmen notwendig werden. Dazu zählt auch das Kartenhaus des Versuches einer Selbstsicherung etlicher Therapeuten, hinter der sich ein schwaches und oft bis hin zur Suizidalität hilfloses Ich verborgen weiß. Es resultiert der „Hilflose Helfer“ (Autor Schellenbaum), der weder sich selbst noch dem Patienten kausal und damit wirkungsvoll helfen kann.
Behandelt nun unsere Psychiatrie die meisten ihrer Kranken falsch, seit über hundert Jahren falsch? Die Antwort ist: Ja. Die Etablierung dieser meiner Arbeit führte zu einer teils heftigen Gegenwehr der von mir kritisch beurteilten Berufsgruppen (Psychiater, Analytiker, Geistliche, Staatsanwälte), wo man recht flächendeckend meint, die Amtskirchen könnten, auch wenn sie das Jenseits für Sünder noch so dunkel zeichnen, gar nicht krank machen. Hiermit kreiert man in diesen Kreisen die erste nicht krank machende, ernsthafte Androhung schwerer Folter. Auch Kinder könne man als Kirche nicht schädigen. Ja die Staatsanwaltschaft Hannover schreibt mir, Androhung ewiger Folter sei „sozialadäquat“ und „völlig unverdächtigt“. Dieser Wahn dient (wie auch jeder Wahn in einer Psychose) dem Selbstschutz. Eigene, nicht bewusste Gottangst ist der Grund für die Stummheit der Psychiatrie gegenüber glaubenskranken Patienten und Ursache der Paralyse des Staates. Der lässt den Kirchen alles, bis auf sexuellen Kindesmissbrauch, durchgehen. Karl Kraus: „Die Psychiater leiden an der Krankheit, die zu heilen sie sich vorgenommen haben.“ Wer diese Zusammenhänge jedoch analytisch aufdeckt, konfrontiert den Patienten, in diesem Fall die Psychiatrie, mit ihrer Schwäche und Schutzlosigkeit. Ihr sie schützendes Dogma gibt die Psychiatrie nicht kampflos auf. Zur Not greift man, so mein Beispiel, zu unfairen Mitteln. Man wollte mich mundtot machen. Wer? Die Kirche, die Ärztekammer, die Approbationsbehörde und die lieben Kollegen von der Psychiatrie.
Sigmund Freud lenkte die Psychiatrie auf die falsche Spur. Seine Theorie der Kastrationsangst als der „größten Angst jedes Knaben“ war intellektuell konstruiert. Sie war nicht einmal die Angst des Entwicklers der Psychoanalyse. Es war nicht einmal die Ursache der Neurose Freuds, die ihn immer wieder in Ohnmachten fallen ließ. Wem von Ihnen, liebe Leser, hat schon ein Elternteil jemals mit dem Abtrennen des Penis gedroht? Denn das war für den Nicht-Urologen Freud die „Kastration“. Ja wer wurde, wer ist heute auf diese Weise kastriert? Wohl niemand. Freud hatte Gottangst. Er hatte, analog zu Nietzsche mit dessen „Gott ist tot“, seinen Kindheitsgott Jahwe „getötet“. Dazu brauchte es lediglich die drei berühmtesten Worte von ihm: „Religion ist Wahn“. Das beinhaltet die „größte Sünde“ für jeden gläubigen Juden: „Jahwe ist Wahn.“ Freud glitt in die Angst ab. Er mied in Analysen phobisch Religionsthemen. „Für seine Empfindungen kann man nichts“, sagte Freud einer Hysterikerin, die „sündige Gedanken“ hatte. Er verdrängte den intelligenten Trick des Christentums, Gott lese auch Gedanken und bestrafe sie wie eine durchgeführte Handlung (s. Bergpredigt). Das ist einer der großen Unterschiede zum Judentum. Für Freud folgte die Sucht. Der Analytiker starb letztlich nach jahrelanger Qual an den Folgen seiner Nikotinsucht. Religion sei eine Massenneurose, hatte er gesagt – und er irrte. Die sog. christliche Religion ist ein „Geschäft“ mit der Hoffnung (Paradies) und nach Bischof Schneider mit dem Aufbau entsetzlicher Angst, Höllenangst. Sie baut damit auf einem Taschenspielertrick auf: Wie kommt man als Kleriker mit wenig Arbeit an ein gutes Auskommen. Religion führt allerdings zu einer Massenneurose, einer kollektiven Angstneurose. Sie ist Urgrund für das eigentliche kollektive Unbehagen der Gesellschaft. Sie ist nach Bischof Nikolaus Schneider (ehemals Chef der EKD), und das ist zu ändern, ein „Geschäft“ mit der größten Angst – mit der Angst vor zeitlich unbegrenzter, also ewiger Folter. Das gibt Schneider in einem Spiegel-Interview zu (Der Spiegel, 43, 2014). Die Kollateralschäden dieses überaus miesen Geschäftes der Amtskirchen kann man zur üblichen Besuchszeit auf den geschlossen Stationen unserer Psychiatrien begutachten.
Wie entsteht nun aber die größte Angst nahezu jeden Kindes, eine Angst, die oft für die Dauer eines gesamten Lebens ins Unbewusste verdrängt wird? Nun, was setzt diese Gesellschaft ihren Kindern für einen Gott, für ein Gottesbild vor? Habe dieser „Gott“ nicht mit der Sintflut Schreckliches und Ungerechtes getan? Habe er nicht alle Lebewesen in Sodom und Gomorrha – ganz zum Entsetzen unserer Kinder – lebendig verbrannt? Ist er damit nicht mit dem Verbrechen Sintflut zum größten bekannten Despoten geworden, oder genauer: Vom Klerus dazu gemacht worden? Stellt dieser „Gott“ nicht eine ewig dauernde Rache an „Sündern“ und Ungläubigen noch heute als seinen obersten ethischen Grundsatz heraus?
Es gibt kein unchristlicher sich verhaltendes Wesen als den klerikal ausgedachten Christengott, den Gott der Bibel.
Auch Jesus änderte als Bibel-Jesus nichts. Er kündigt seine Apokalypse (in Lukas 17) als erneuten Holocaust für Sünder und eine ewig währende Hölle für Ungläubige an. „Christ, der Retter ist da…“, müssen unsere Kinder zur Weihnacht singen und wissen doch: Der Jesus der Amtskirchen rettet nur, die er liebt und die ihn anerkennen. Damit ist er der amtierende Weltmeister im Liebesentzug. Es seien nur „wenige“ so und zum Schrecken unserer Kinder in der Zeitung „Die Welt“ vom 2.1.2016: Nach der Offenbarung 7,4 lediglich magere 144.000. Nach dem Kleriker und Despoten Augustus „jeder Dreißigste“.
Meine Antwort zu der „christlichen“ Religion: Ein christlicher Gott kann nicht so sein. Es sind die Erfinder und Vermittler unseres Glaubens, die in einem sadistisch geprägten Denken und Fühlen einen krank machenden Glauben verbreiten. Nicht „Gott“ und „Jesus“ sind Sadisten, sadistisch sind die Erfinder von Glaubensinhalten. Nicht ein Gott hat die Folter erfunden, es war der Homo „sapiens“, der „weise“ und doch so grausame Mensch, der sich selbst ein Wolf ist. Die kirchliche Reklame mit der Hölle ist hochaktuell. Der Staat greift bei dieser offensichtlichen Kindesmisshandlung mit Bedacht nicht ein. Billiger lassen sich, das ist bekannt, keine braven Untertanen züchten. Das Über-Ich-Konstrukt Gewaltgott ist nichts anderes als eine Aussendienststelle der herrschenden Ordnung, die in das Innere der Bürger verlagert worden ist und ihre Dienstbarkeit organisiert und regelt, „sodass die externe Polizei nie in Aktion treten muss“. Das hat Harry Mulisch so trefflich formuliert.
Georg Scharf formuliert dagegen Unglaubliches: Gerade Kindern müsse man darlegen, dass Sünder in der ewigen Hölle „furchtbar leiden werden“, denn die Psyche des Kindes sei „mehr auf den Glauben als auf das Durchschauen angelegt“.
Das ist unfassbar. Kinder seien ja geradezu darauf angewiesen, in „allen Lebensbereichen“ den „Erwachsenen zu glauben“ (Quelle: Georg Scharf: „Frohbotschaft oder Drohbotschaft?„, Theodor Schmitz Verlag). Das müsse man ausnutzen, so der scharfe Tenor Scharfes. Bei uns hingegen im Bundeswehrstandort haben Geistliche mit einem Höllenpredigen kaum Chancen – ganz im Gegenteil. Als Truppenarzt weiß ich: Über jeden Standortgeistlichen der predigen würde, Jesus werde in seiner Hölle Sünder und ungläubige Soldaten ewig mit Feuer foltern, würde sofort Meldung gemacht. Die Truppe weiß, wie rächende schwere Folter und ihre Androhung zu bewerten ist: Es ist die allerunterste ethische Kategorie. Das bestätigte unser evangelischer Standortpfarrer im Juni 2015. Der Satz gilt allgemein und speziell aber auch für Götter. Es ist in meinen Augen Gotteslästerung, einem „Vater“ im Himmel ein solches Verhalten anzudichten. Es zerstört jedes Gottvertrauen bei jedem Kind. Insofern hat schon jedes Kind einen Ödipuskonflikt, aber es ist nicht, wie Freud annahm, ein Vater-Kind-, sondern wie bei Ödipus ein Gott-Gläubiger-Konflikt. Die Soldaten hier am Standort können sich wehren – unsere Kinder nicht. Stehen wir ihnen also etwas bei.
Nahe dem KZ Bergen-Belsen, hier in der Lüneburger Heide, wird 2015 das Buch „Wie wird es in der Hölle sein“ beworben (Betanien-Verlag und Internet, Partner Erzbistum Paderborn). Sünder würden in der Hölle froh sein, um jedes „nicht brennende Körperteil!“, schreibt Autor Hans-Werner Deppe unseren entsetzten Kindern über das KZ Hölle. Unter Hitler habe es ja noch Trost gegeben. Den werde man jedoch in der Hölle vermissen. Wie werde es sein, „wenn kein Millimeter des Körpers für keine Sekunde der Ewigkeit vor dem sengenden Schmerz des Feuers verschont“ sein werde. Derartige maximale und ernstgemeinte Bedrohung von Kirchenseite wird von nahezu allen Teilen der Gesellschaft inklusive den Staatsorganen toleriert – eine Toleranz, die unsere Kinder in eine kollektive Schädigung führt und damit die eigentliche Ursache für Depressionen, Süchte, Angstneurosen, Aufmerksamkeitsdefizite und Psychosen darstellt. Deppes Drohungen würden keine „Anhaltspunkte“ für das Vorliegen einer verfolgbaren „Straftat“ bieten, so das für mich unfassbare Urteil des Oberstaatsanwaltes Ralf Vetter von der Staatsanwaltschaft Detmold, AZ Js 659/15. Vetter ignoriert das Grundgesetz (Würde) und §241 StGB. Dass mir Mütter berichteten, ihre Kinder würden sich „bedroht fühlen“, wie es in der Anzeige hieß, nimmt der Staatsanwalt anscheinend ungerührt zur Kenntnis. Wir fragen uns: Welchen Sinn haben überhaupt unsere Gesetze, wenn eine derartige Maximalbedrohung mit ewiger Folter gestattet wird? Welchen Sinn haben Staatsanwälte?
Diese unsere Gesellschaft lässt es unter klerikaler Beeinflussung stehend zu, dass auch die EKD als Leitung evangelischer Kirchen, und allen voran Bischof Nikolaus Schneider, noch heute Jesus die Verantwortung für eine ewig strafende Feuerfolter unterstellt und so den einzig „sündenfreien Menschen“ zum größten Verbrecher überhaupt macht. Ich habe Schneiders Rücktritt gefordert und ihn wegen Kindesmisshandlung und Gotteslästerung angezeigt. In einem Spiegelinterview (43/2014) gibt er den Kindes- und Gottesmissbrauch seiner Kirche übrigens offen zu: Es sei ein „Geschäft“ der Kirche, Angst vor dem Jenseits und speziell Angst vor Feuerfolter zu vermitteln. Im Gespräch und Interviews sind Kirchenmänner konziliant. In ihren Predigten und in der Sache der Bibeltreue aber bleiben sie hart. Diese hochintelligente Schizophrenie ist sogar päpstlich als politischer Trick der Kirche verordnet worden: Das alte Motto der Jesuiten lautet nämlich: „Fortiter in re, suaviter in modo“ („Hart in der Sache, weich in der Methode“). So glaubt und weiß man, nie in die Zange genommen werden zu können. Selbst der harte Chef der Glaubenskongregation, Gerhard Ludwig Müller, sagt (trotz göttlicher Sintflut, Apokalypse, Fegefeuer und Hölle) im Interview, „dass Gewalt dem Willen Gottes widerspricht“ (Die Zeit, 30. 12. 2015). Es geht halt um viel Geld. Die Kirchen seien die bisher „beste Geschäftsidee“, so die Christenzeitung idea Spektrum. Die Nebenwirkungen dieses Geschäftes befinden sich allerdings auf den geschlossenen Abteilungen unserer Psychiatrien. Besuchszeiten wie üblich.
Die gemäßigte Bischöfin Margot Käßmann hält es sogar für „Gotteslästerung“ ihrer Kollegen, wenn sie Gewalttaten religiös deklinieren. Doch die sind durch nichts zu erschüttern. Die Kirchendrohung Hölle mache Kinder nicht krank, so die unfassbare Äußerung des beratenden Psychiaters der Niedersächsischen Ärztekammer. Er spricht damit leider stellvertretend für die deutsche Psychiatrie. Er könne sogar „sicher ausschließen“, dass Ankündigung ewiger Folter Kinder erkranken lassen könne. Ja Kindern „Pornografie“ zu zeigen, das sei doch „wesentlich schlimmer“, so der Facharzt für die Psyche. In gleicher Krisensitzung gibt er Unglaubliches zu: Über den Begriff Sünde werde mit Patienten nicht gesprochen. Solche Statements machen denkende Menschen sprachlos. Die Psychiatrie kreiert hier die erste völlig unschädliche Grausamkeit. Dabei hatte in gleicher Sitzung die Vizepräsidentin der Bundesärztekammer, Dr. C. Goesmann, den Sadismus des Klerus beklagt: Die Kirchen würden „Grausamkeiten“ begehen. Sie sei deshalb ausgetreten. Der von Goesmann zum Protokollführer bestimmte Jurist meiner Kammer weigert sich bis heute, die Äußerung Goesmanns in sein Protokoll aufzunehmen. Meine Kammer scheint das Wohl von Kirche und der Psychiatrie höher zu bewerten als die Gesundheit unserer Kinder, an denen besagte amtskirchlichen Grausamkeiten vorgenommen werden. Dabei brauchen die Amtskirchen, und das ist gewiss, gar keinen Schutz irgendeiner Kammer. Sie haben die besten Anwälte der Nation unter Vertrag – und sie werden sie jetzt brauchen. Denn für die Kosten einer Behandlung muss der Verursacher einer Erkrankung – und nicht etwa eine Krankenkasse aufkommen.
Auch die Deutsche Bischofskonferenz schreibt mir, es sei „nirgends valide belegt“, dass ein Bedrohen mit Feuerfolter (Beispiel: Offenbarung des Johannes) Kinder erkranken lassen könne. Sie vergisst, dass in der BRD schon die reine Bedrohung strafbar ist – ohne dass Krankheitsfälle resultieren müssen. Wer als Kind Angst hat, speziell Gottangst, der ist bereiz nach der Definition der WHO krank. Hier verhalten sich beide Seiten unseriös: Die Psychiatrie, die den Kirchen die Angelegenheit noch nicht valide belegen konnte, und die Bischöfe, denen die größte Angst der Menschen sehr wohl bekannt ist und die sehr wohl wissen: Der von ihnen vermittelte Glaube ist heute wieder ebenso fundamentalistisch und fanatisch wie im überwunden geglaubten Mittelalter. Der verständliche Wunsch des Menschen nach einem Leben nach dem Tod als Ausgleich für hiesige Entbehrungen wurde von der Hochintelligenz Kirche aufgegriffen und in eine Vorstellung von Ewigkeit pervertiert, vor der man sich, besonders als Kind, nur entsetzen kann. Die frühen Bibelschreiber machten die Bibel zu einem großen Betrug. Prof. Gerd Lüdemann schreibt uns ein Buch darüber: „Der große Betrug“, zu Klampen. Es kostete ihn seine Lehrerlaubnis an der Theologischen Fakultät Göttingen. Die Kirche straft Kritiker und Abweichler hart. Sie hat überall ihre starken Einflüsse: In den Universitäten, in der Presse (über Anzeigen) und beim Staat. Wir haben einen Gottesstaat. Der Staat erlaubt den Kirchen jeden Kindesmissbrauch – außer momentan den sexuellen. Die Gruppe 49 fordert hingegen ein Verbot jeder Drohung. Solange die Amtskirchen sich weder grundgesetz- noch strafgesetzkonform verhalten und die Würde und die Gesundheit von Kindern maximal beschädigen, gehören sie ebenso wie ihre schriftliche Grundlage, die Bibel, verboten. Ich denke da auch an den biblischen „Gottes“-befehle, Homosexuelle zu töten und Muslime zu missionieren, denn von Gott stammen diese Befehle sicherlich nicht. Gott hätte die Bibel auch unterschrieben, wäre sie von ihm verfasst.
Der Begriff der Kastrationsangst ist zu ersetzen: Analytisch ist tief verdrängte Gottangst die größte Angst des Menschen. Das lehren uns nicht nur Eugen Drewermann, Karl Jaspers und zahllose Geistliche. Sie war auch Freuds Angst. Sie ist damit auch die Angst unserer Psychiater und Analytiker, die die „Therapie“ dieser Angst den Verursachern überlassen. Ihre Angst verurteilt Psychotherapie und Psychoanalyse zu einem Steckenbleiben im Oberflächlichen. Zugegeben: Sie ist tief verdrängt. Und jemand, der sie offen anspricht, wird mit allen, auch mit den unlautersten Mitteln bekämpft.
Die Kirchen haben ihren Herrschaftsanspruch durchgesetzt. Schon Theodor Adorno und Max Horkheimer hatten den Umschlag von Aufklärung und Rationalität zurück in die Mythologie vorausgesagt. Seit den achtziger Jahen besteht die „Postmoderne“ – mit allen Konsequenzen. Der 2015 verstorbene Philosoph Ulrich Beck hatte den Einfluss der Religion im Gegensatz zu Benjamin Barber immer unterschätzt.
Beide Amtskirchen setzen heute in finanziellem Eigennutz einer wie zum Schweigen verurteilten Bevölkerung einen Gott der ewigen Rache vor. Sein Foltermittel: Feuer. Das hat mit Religion nichts zu tun. Das kann nicht gutgehen. Es ist Aberglaube. Die Warnung unseres in gutem Sinn gläubigen Bundespräsidenten Joachim Gauck, in Religionsfragen nicht hinter die „Europäische Aufklärung“ zurückzufallen, bleibt ungehört. Schon der Aufklärer Friedrich der Große warnte uns vor dem Aberglauben in unserer Religion. Die negativen Auswirkungen des hier angesprochenen seelischen Missbrauches der Amtskirchen übertreffen noch die des sexuellen, so Richard Dawkins. Die Insassen der psychiatrischen Anstalten sind nicht etwa wegen Kastrationsängsten monate- oder lebenslang interniert. Sie haben, zu „Sündern“ gemacht und als Unschuldige für schuldig an Jesu Kreuzestod Gesprochenen, Gottangst, Angst vor ewiger Folter. Diese irrsinnige Angst produziert Irrsinn und in der ekklesiogenen Depression ein unendliches Leid – das Leid des Prometheus. Sie ist jedoch eine mit der durch mich entwickelten EAT (siehe entsprechendes Kapitel unter „Sacco-Syndrom“) vergleichbar leicht zu behandelnde Erkrankung. Wehrlosen Kindern ein derartiges mittelalterliches Gottesbild vorzusetzen, ist ein schweres Delikt. Und um dieses krank machende Delikt geht es hier. Es geht um die Erkrankungen, die sich aus klerikal geschürter Gottangst ergeben:
Das Sacco-Syndrom.
Vermeintlich „Gesunde“ und Psychotiker, namentlich Schizophrene, gehen anders mit ihrer Gottangst um. Sie beschönigen oder verdrängen die Grausamkeiten ihres Bibelgottes, der immerhin mit der Sintflut einen beispiellosen Holocaust hinlegte. So hatte Luther doch gesagt, man solle diesen „Gott“ „fürchten und lieben“. Die Betroffenen weisen damit ein Stockholm Syndrom auf, in dem das hier mit ewiger Folter bedrohte Opfer eine Allianz mit dem überirdisch vermuteten Täter in einer unbewussten Inszenierung beschließt und so versucht, sich mit seiner Zuneigung zum Bedroher aus der Gefahrensituation zu befreien. In einer Lebenslüge „liebt“ man seien „Gott“ – unabhängig von seinem Charakter. Es ist ein uralter Mechanismus. Unsere Vorfahren kraulten dem bösartigen Alphatier lieber den Rücken, als ihm ein Steinchen an den Kopf zu werfen und als Strafe von ihm verspeist zu werden. Die Psychoanalyse dieses Phänomens innerhalb der christlichen Religion ruft bei derartigen Opfern bzw. Gläubigen Ängste hervor, sog. Widerstände und Aggressionen. Diese Phänomene verhindern, dass meine Schriften z. B. von Psychiatern überhaupt vollständig gelesen, geschweige denn akzeptiert werden können.