Das Mensch-Syndrom ALAMS = ein System, Unauszuhaltendes auszuhalten
Hier werden Ungläubige „zu Recht“ verbrannt, bevor „Gott“ es tut. In Ewigkeit, Amen.
Das Mensch-Syndrom. Das Alams-System (Anti-Leid-Anti-Mitleid-System)
Das Mensch-Syndrom bezeichnet eine Krankheit des äußerlich gesunden Menschen. Ich gehe ja davon aus, dass es einen Gesunden gar nicht gibt.
Das Syndrom ist gekennzeichnet erstens durch die intellektuelle Möglichkeit des Erkennens der Wahrheit, also des Erkennens, dass man gefoltert werden kann bzw. dass die Möglichkeit während des Lebens dazu besteht, zweitens durch die daraus entstehende Depression, die sich zwangsläufig durch diese Wahrheit einstellt, drittens durch die Bearbeitung dieser Depression mit Hilfe der Verdrängung von Gewalt und eigener Gewaltverherrlichung bzw. -ausübung.
Ein Beispiel ist die Verherrlichung eines gewalttätigen Gottes oder Führers, der die eigene Sache unterstützt, oder das Zusehen bei ausgeführter Gewalt in Film und Fernsehen oder auch in der Realität. Eins bis drei sind typisch menschliche Erscheinungsweisen, also beim Tier bzw. bei einem anderen Tier in der Form nicht unbedingt nachzuweisen. Schon Thomas Hobbes, 1588-1679, meint, menschlicher Wille sei nicht frei, sondern von Furcht und konsekutiver Gier bestimmt. Der Mensch ist ein furchtbar ängstliches und gehetztes tierisches Wesen – aus seiner furchtbaren Einsicht heraus. Macht wolle er aus purer Angst, so Hobbes. Ein Gesellschaftervertrag sei nötig, um einem Staat Gelegenheit zu geben, diesen Menschen zu zivilisieren, seine Besitzsucht und sein übermäßiges Rivalisieren einzudämmen. Das setzt natürlich einen zivilisierten Staat voraus. Gibt es den? Ist unser Staat zivilisiert, wenn er Kirche so zuläßt, wie sie ist und sie in den staatlichen Religionsunterricht hineinläßt?
Ursache der Gewalt beim Menschen ist bzw. wäre also die intellektuell erfasste Realität bzw. Wahrheit dieser Erde und der (meist verdrängte) Gedanke an mögliche Folter am eigenen Leib und der Versuch, sich vor ihr zu schützen. Würden Wale sich im Meer Fernseher aufstellen und da allabendlich ansehen, wie andere Wale ihre Artgenossen foltern, wir wurden denken, die Wale sind verrückt geworden. Der Mensch ist in diesem Sinne verrückt geworden: Durch seine Angst, durch seine Panik. Bilder purer Gewalt, Folterbilder, wir sehen sie allabendlich und besonders im „Tatort“. Sie können beim Zuschauer Mitleid und Schuldgefühle hervorrufen, werden aber nur selten Initiativen für eine Änderung des status quo bewirken. Ein Beispiel: die Massentierhaltung.
Du Mensch
Du Mensch,
abartig, gewissenhaft
Seifenmacher, Geldraffer
Zigeuneranzünder
Hendlfresser
Ich weiß dein Rätsel
deine Panik
unter dünner Haut
dein Wissen
vom Verrecken
Der Mensch hat ein System, in dieser grausamen Welt ohne Suizid zurechtzukommen. Er muss es haben. Ich habe es vor Jahren das
ALAMS-System
genannt und darüber gearbeitet.
Höchste Moral und höchste Amoral können in einem Menschen parallel existieren – ja es ist dies die Regel. Ein Friedensnobelpreisträger und ein Professor für Soziologie können vormittags die Schandtat des Holocaust in der NS-Zeit anprangern, am Abend indes einen Gott anbeten, der den Holocaust Sintflut begangen hat. Auch der in der Bibel uns so überlieferte Jesus, wenn es ihn denn so gab, dieser uns als so „sündenfrei“ dargestellte Mensch, betete zu dem Gott der Sintflut und Sodom und Gomorrhas. Ja er kam in Lukas 17 auf die amoralische Idee, selbst im Falle der Wiederkehr einen Holocaust, nämlich die Apokalypse durchzuführen. Wie: Wie der Herr Papa: Mit Schwefelregen und Regenwasser. Mit dieser Drohung machte „er“, bzw. seine Erfinder die Kinder Würzburgs krank, siehe dort.
Mit dem Satz „Alle Deine Gerichte sind gerecht“, disqualifizierten sich bisher alle Päpste. Eine Folterhölle und eine Sintflut sind nun einmal nicht gerecht. Hunderttausende jubelten in Köln einem Papst zu, dem die UN die Mitschuld am Massensterben (Aids) in Afrika gab. Die böse Seite einer Person wird verdrängt – und speziell dann, wenn sie Macht über die ihm zujubelnde Person hat. Der Papst kann, so steht es in Joh. 20, Sünden in der gleichen Qualität und Endgültigkeit vergeben wie Jesus.
Ein „völlig liebes Kind“ kann plötzlich einem Maikäfer die Beine einzeln herausziehen. Bei den Nürnberger Prozessen wurden den Tätern von Auschwitz erklärt, was sie getan hatten. Plötzlich erkannten etliche ihre Untat als Untat und erhängten sich in ihren Zellen. Die Grausamkeit des Menschen hat also tatsächlich ihre Banalität. Sie ist aber ein für ihn völlig normales Abwehrsystem. Er wehrt sich gegen eine Natur, die er sonst nicht aushalten kann.
Wir stehen am Wald und schauen dem Sonnenuntergang zu. Wie schön ist da die Welt. Es kitzelt am Bein. Wir bemerken ärgerlich: Wir stehen auf einem Ameisenhaufen. Tausendfaches Leid ist über die Ameisen gekommen. Wir „wissen“, dass dem so ist. Wir wollen darüber aber nicht nachdenken. Wir dürfen und können es nicht. Es bleibt für den Abend beim Eindruck des schönen Sonnenunterganges. Wir machen es uns gemütlich. Wir bringen uns an diesem Abend (in der Regel) nicht um.
Es gibt nun Menschen, Elefanten nenne ich sie, und Schopenhauer war ein solches Exemplar, die über das System Alams nicht verfügen bzw. es nicht aktivieren können. Und die doch überleben. Wir sollten sie bemerken und ihnen zuhören. Die Welt wird ein Stück weit besser, wenn wir die Kraft haben, ihnen eine Weile zuzuhören. Es gibt kleine und große Elefanten, junge und alte. Neulich im Radio sagte ein kleines Kind dem Pastor bei einem Gedanken an die Sintflut: „Da sind ja noch Tiere, die nicht mit auf die Arche können!“ Eine hochpeinliche Situation. Das Kind war wie viele Kinder ein Seher und hatte daher Ungerechtigkeiten bemerkt. Ungerechtigkeiten seines „Gottes“. Da der Pastor schwieg, sagte das Kind: „Die nehmen dann wohl das nächste Schiff.“
Die meisten Elefanten haben einen langen Weg hinter sich. Manche leben in Klöstern im Himalaja, unter den Seinebrücken, manche in Entzugskliniken, manche können nicht mehr sprechen: Sie haben sich gerade erhängt. Goethe wusste: Wer die Wahrheit erfahren will, erfährt sie in den geschlossenen Psychiatrien. Das war früher so. Heute sind die Psychiatriebewohner durch Medikamente äußerungsunfähig gemacht. Man will auch ihre Äußerungen gar nicht hören. Man will solche Wahrheiten nicht wirklich. Das ist nur zu verständlich. Ich machte über sie ein Gedicht.
Die Weisen
Die sie die Weisen nannten
waren unterm Haus der Demenzkranken untergebracht
Es gab drei Zimmer
von denen eins oder zwei je besetzt waren
Bettzeug, das man zu Stricken zerreißen konnte
und Metallgegenstände
waren unzulässig
Nachts konnten die Luken geräuschlos verschlossen werden
Gespräche mit ihnen durften die Pflegekräfte
und wir Assistenzärzte nicht führen
und waren den Sicherheitskräften vorbehalten