Gott redet Tricks
Ich habe diese Tricks schon öfters in diesem Buch dargestellt. Ein solcher Trick, einen stummen Gott zum Reden zu bringen, wird nun erörtert und erklärt. Nicht nur der so viel zitierte Karl Barth meint: „Die Predigt ist Gottes Wort, gesprochen von ihm selbst…“ Pastorenwort und Gotteswort seien in dem Sinne identisch. Das meint auch Rudolf Bohren: „Die Predigt ist das Geheimnis, dass Gottes Wort in menschlicher Sprache ergeht.“ Irren ist kirchlich: Bis 1945 wurde in Deutschland der Führer in Predigten lobend erwähnt und man schloss ihn in Kirchen in Gebete und Fürbitten ein. Derartiges erklärt Hitlers starken Rückhalt in der Bevölkerung. Gottes Segen hatte er, so die damals gängige Meinung der offiziellen Kirchenleute. Adenauer hat das später sehr kritisiert und als Mittäterschaft der Kirche herausgestellt. Seien wir also äußerst wachsam, wenn uns über Gespräche mit Gott erzählt wird. Hier werden wir meist manipuliert. Hier wird Gott manipuliert. „Gott will es“ hauchten und hauchen etliche Geistliche Politikern ins Ohr. Meist resultieren dann Katastrophen!
In der nicht institutionialisierten Theologie bedeutet das „Zwiegespräch mit Gott“ etwas ganz anderes: Unsere ständige Achtsamkeit auf die gute Seite unseres Selbst mit den Fragen: Wo ist Mitgefühl angebracht, wo Verständnis, Trost und Hilfe. Ein „Zwiegespräch mit dem Teufel“, der als das Böse ja tatsächlich auch im Menschen existent sein kann, sähe so aus: „Wie kann ich möglichst schnell und unauffällig möglichst viele Juden vergasen (Thema bei den Wannsee-Konferenzen)? Wie möglichst viele Menschen betrügen? Wie mich rächen? Wie mir möglichst wenig störende Gedanken über die Kümmernisse meiner Nachbarn machen?“ Beide Listen können unendlich lang sein. Beide Zwiegespräche können unser Leben bestimmen. Wenn wir uns beobachten, werden wir schnell bemerken, dass wir alle aus zwei Persönlichkeiten bestehen, je nachdem, wer mit uns im Zwiegespräch steht. Wir sind bipolare Wesen. Und: Wir sind nicht voll verantwortlich dafür, welcher Pol in unserem Leben überwiegt. Manchem ist Gott halt relativ wenig gegeben. Und doch, es gibt sie letztlich doch: Eine Verantwortung.