Mein Leserbrief in einer Zeitung
Ein Zeichen Gottes / Vatikan-Prälat zu Naturkatastrophen:
„Wir sollten in uns gehen“
In Ihrem Artikel zitieren Sie den Vatikan, Prälat Davino: „Gott setzt durch solche Katastrophen (Ausbruch des philippinischen Vulkans Pinaturbo mit -zigtausenden verbrannter Opfer, Anm. d. Verfs.) ein Zeichen und spricht zu uns. Wir sollen in uns gehen und uns fragen, was wir falsch gemacht haben – vor allem im Umgang mit der Natur“. Für mich, ihren Leser, ergibt sich die Frage in Anbetracht zehntausender kürzlich ertrunkener Menschen in Bangladesh, ob nicht Gott selbst erschaudert bei so viel Unglück und nicht mit den Menschen leidet. Katastrophen wären demnach Unglücksfälle und nicht die Strafe Gottes.
Leserbrief Ende.
In diesem vom Abendblatt veröffentlichten Leserbrief wird Prälat Davino (Vatikan) zitiert, der mit Selbstverständlichkeit davon ausgeht, dass Naturkatastrophen Gottesstrafen sind. Wie selbstverständlich bringt hier Gott Qual durch Verbrennen (Vulkanausbruch) oder Ertrinken (Überschwemmung) selbst den Kindern und Säuglingen Die dunklen Seiten der Bibel sind somit bis in die Neuzeit präsent. Sie werden konstant aktualisiert. Typisch in diesem kleinen Artikel ist die Vermeidung des Wortes „Strafe“. Stattdessen setzt Gott ein „Zeichen“. Typisch ist, dass bei diesem „Zeichen“ auch die Verkehrten gequält wurden, die sich nicht an der Natur vergangen hatten: Säuglinge, Schwangere, Tiere. Typisch ist, dass berichtet wird, Gott spreche zu uns. Er spricht, ohne gesprochen zu haben. Typisch und analog zur Apfelgeschichte ist, dass wegen einer relativ kleinen Sünde, nämlich verkehrtem Umgang mit der Natur, doch äußert heftig in Form von Feuerfolter gestraft wird. Der Bibelgott kann es nicht lassen.
Bischof Dyba aus Fulda interpretiert noch „in unseren Tagen“, so Eugen Drewermann, Unglücke und Aids als Strafe Gottes. Ernst Topitsch sagt uns dazu in „Vom Ursprung und Ende der Metaphysik“: Alle diese physischen Vorgänge (wie Flutkatastrophen, Donner, Krankheiten) werden nicht als solche begriffen, sondern sozial gedeutet und zwar meist als Strafen.
Auch Papst Benedikt XVI. meint noch, Naturkatastrophen könnten eine „Ansprache“ von Gott für den Menschen sein. Er hat also erst im Vatikan gelernt, auf der Klaviatur der Angst zu spielen. Auf die Art und Weise, könne Gott zu uns sprechen. Benedikt vermeidet also auch geschickt das Wort Strafe. Da auch unschuldige Kinder und Säuglinge ertrinken, die nach unserem Recht unschuldig geboren sind, ist diese seine Annahme unter der Vorstellung eines gerechten Gottes widerlegt. Es fällt zudem auf, dass sich im Zeitalter von Bekennerschreiben unser Gott als so schreibfaul erweist. Auch im Fernsehen nimmt er nicht zu seiner Art von „Gerechtigkeit“ Stellung.