Unter dem Sacco-Syndrom
verstehen wir Erkrankungen und von der Norm abweichendes Verhalten, soweit sie durch religiöse Ängste entstehen. Die Kirchenleitungen sind entsetzt: Selbst wenn die harten Dogmen heute nur noch selten gepredigt werden, würden sie dennoch beim Kind schwere gesundheitliche Schädigungen derart bewirken, als bestünde das finstere Mittelalter fort. Die bestehenden Dogmen ewige Verdammnis und der feurige Pfuhl sind eben nicht aufgehoben, nur weil man sie kaum mehr verbalisiert. Sie werden averbal, über religiöse Lieder und über Medien vermittelt. Die genannten Glaubensinhalte würden bei Kindern über „tief existenzielle“ Bedrohungen Erkrankungen, also Sacco-Syndrome bewirken. „Buße“ habe man daher als Kirche zu tun, so Kardinal Marx. Dabei: Religion darf nicht krank machen: Das wäre bzw. ist eine strafbare schwere Körperverletzung. Bild: F. Sacco: Graffiti: „Mittäterin“
Also macht sie auch nicht krank, so der so einfache wie falsche Standpunkt der etablierten Psychiatrie. Sie funktioniert so: „Wir lassen uns von den Kirchen nicht vorschreiben, welche Realitäten wir als solche anerkennen.“ Sie ist und fühlt sich dem Loyalitätszwang verpflichtet. Also geht sie, in einem echten Wahn befangen, an der harten Realität vorbei. Einerseits behauptet sie, ein Sacco-Syndrom gebe es nicht. Andererseits leitet sie zu allem Übel die heute „durch alle Ritzen“ * kommenden Schwerkranken zu den VERURSACHERN DER KRANKHEIT weiter: Zum Klerus. Dieser in der gesamten Medizin einmalige Unsinn solle auch „so bleiben“. Natürlich. Darum hat man ihn ja, diesen Wahn. Er soll vor Kirchen- und Gottkritik, also vor Konflikten auch mit „Gott“ schützen. Überhaupt ist Wahn nach Sigmund Freud ein Schutzmechanismus. Ich las: Die Psychiater: Eine „säkulare Priesterschaft“. Wer zum Psychiater oder Psychologen geht, der mag demnach bei einem Geistlichen, bei einem Hochreligiösen landen. Und der ahnt in aller Regel nichts von diesem seinem Geprägtsein, von seinem eigenen Sacco-Syndrom. Wie immer gibt es Ausnahmen.
Dabei ist nach einer Erhebung der Ärzte Sigmund Freuds, Tilmann Moser und Tournier das Sacco-Syndrom die häufigste psychische Erkrankung überhaupt **. Und sie ist im Einzelfall auch die schwerste: Warum? Keine Angst ist denkbar größer, kein Panikzustand massiver, als nach dem irdischen Tod einem entsetzlich brutalen Gott in Ewigkeit zu Ewigkeit ausgeliefert zu sein. Diesen oft verdrängen Gedanken verträgt überhaupt kein Kind. Warum? Nun, sehr früh bringt man ihm bei, es sei, so klein es auch ist, sündig. Es müsse daher ein Leben lang auf die Gnade eines Despoten, des Täters der Sintflut hoffen, eine Gnade, nicht in seine ewige Folter-Hölle zu müssen. Und wo lässt man die Sünde bereits beginnen? Beim „Sündenfall“, bei einem Apfel. Und wo lässt man sie enden? Bei einer sowohl unfassbaren wie illegalen Schuldzuweisung an die Adresse unserer Kinder bezüglich des Kreuzestodes Jesu. Das ist unglaublich gemein und schädigend, aber unglaublich intelligent gemacht – und wirksam. Eugen Drewermann spricht hier von einem „hochgezüchteten Sündenbewusstsein“. Es ist ein Verbrechen am Kind. Hier werden vom deutschen Recht her schuldunfähige Kinder in finanziellem Eigennutz geschändet. Man macht sie zu Mördern am Kreuz. Man spricht von ihrer „Mittäterschaft“ in Golgatha. Dies ist ein verbrecherischer Trick mit schwerem Verstoß nicht nur gegen § 186 und § 164, jeweils StGB. Mit dieser Kindesmisshandlung bekommt man als Geistlicher jedes Kind dahin, wohin man es haben will. Auch an der „Verführung“ sexuell eigentlich abstinent gedachter Geistlicher wurde und wird es schuldig gesprochen. Damit erreicht man als pädophiler Kleriker ein Schweigen des sexuell missbrauchten Kindes: Es glaubt an eine schwere eigene Schuld.
Auch die religiösen Irrlehren wie die Sintflut, die Apokalypse, das Fegefeuer, einen tollwütigen sog. Heiligen Geist und einen ewigen feurigen Pfuhl erschrecken unsere verstörten Kleinen auf Dauer und machen sie selbstverständlich krank. Diese Geschichten der Bibel sind als ausgedachte Unwahrheiten über die jeweiligen Götter tiefster Aberglaube. Ja, sie entsprechen in der BRD einer strafbaren Gotteslästerung nach § 166 StGB, unterstellen die Kirchen ihren Göttern ja in übler Nachrede die oben erwähnten abscheulichen Kapitalverbrechen. Die Allgemeinheit stört sich in der Regel nicht an den Verbrechen ihrer jeweiligen Götter. Ja, das „Volk“ gilt als ein Abbild der jeweiligen Psychiatrie. Es denkt: „Religion ist doch schön. Allein die 10 Gebote! Nächstenliebe! Und erst der Himmel!“ Den an sich ganz heimeligen Gedanken an eine sog. Auferstehung hat die Geistlichkeit durch ihre Erfindung Hölle zunichte gemacht.
Ja, man vermisst sogar Fortbildungen auf dem Sektor Religionskrankheiten. Ich habe mich jahrelang vergeblich dafür als Vortragender angeboten. Als Arzt dürfe man, so die DGPPN, Religionskranken nur Medikamente geben. Gespräche über Religion seien Ärzten untersagte, ja gemeingefährliche und damit strafrechtlich verbotene Grenzüberschreitungen. Reden über ein Sacco-Syndrom müsse man als sprechende Medizin hier Geistlichen überlassen. Das mit der meiner angeblichen Gemeingefährlichkeit (Verstoß gegen § 323c StGB) ist natürlich analytisch eine sog. Projektion. Durch ihre selbst auferlegte Taubstummheit bringt eine gemeingefährliche, weil unärztlich tätige Psychiatrie in der Regel hier keine echten Heilungen zustande. Damit ist sie verantwortlich für die berühmte Drehtürpsychiatrie. Nebenbei bewirkt sie einen enormen volkswirtschaftlichen Schaden. Nicht die Krankenkassen, die Religionsvertreter müssen nach dem Verursacherprinzip die Behandlungskosten tragen.
Doch nicht nur das: Die Psychiatrie boykottiert zum einen die so dringend notwendigen Schadenersatzzahlungen bei stattgehabtem metaphysischem Missbrauch, und zum anderen eine grundlegende Änderung des folgenschweren Kleriker-Verhaltens. Der psychische Missbrauch muss endlich, wie lange gefordert, den gleichen Stellenwert erhalten wie der sexuelle.
Diese neue Web-Seite Religionsmedizin.de gibt dem Leser als Nachschlagewerk in Ergänzung zum gleichnamigen Buch eine Fülle von Informationen. Das Wichtigste steht für den eiligen Leser immer an Anfang einer der 9 Kategorien. Einige Artikel wurden des besseren Verständnisses halber in 2 Kategorien angelegt. Das ist dann jeweils unter dem Titel des betreffenden Artikels vermerkt.
*Zeitung Die Zeit vom 31.3.2010 Inhalt: Die Psychiatrie verweigert der Kirche die von dort erbetene Zusammenarbeit bei Sacco-Kranken. Denen verweigert sie jede kausale Therapie. Nur Medikamente dürfe man als Arzt geben. Ein Kunstfehler.
** Sigmund Freud: Zur Psychopathologie des Alltagslebens: 260 Fälle und sämtlich Sacco-Syndrome
Religionsmedizin: neue Wege in Psychiatrie und Kirche
Zusammen arbeitet man an neuen, kinderverträglichen Gottesbildern. In der etablierten Psychiatrie mangelt es hingegen nach Darstellung des dortigen Dachverbandes „Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde, DGPPN, an Fortbildungen und damit an Fachwissen auf diesem Gebiet.
Wenn Glaube krank macht: Das Sacco Syndrom
Der Autor Frank Sacco betreibt mit dem Begriff des Sacco-Syndroms einen Versuch, den in Kreisen von Psychiatern und psychologischen Psychotherapeuten so ungeliebten Komplex der kirchenbedingten, „ekklesiogenen“ Neurose neu in der Medizin zu etablieren.
Die Neurose Sigmund Freuds als Kollektivneurose
In der etablierten Psychiatrie sei ein mehrfaches Umdenken, ja ein Paradigmenwechsel notwendig, so der Autor und Arzt Frank Sacco. Bisher negieren Psychiater, dass fundamentalistische Inhalte der christlichen Religion, als da sind die Dogmen Sündenfall, Sintflut, Sodom und Gomorrha, Jüngstes Gericht, Fegefeuer und Hölle überhaupt negativ wirkende Engramme bei heutigen Kindern etablieren können.